Posts Tagged ‘Druckerei’

Einst eine Revolution: Die legendäre Linotype

8. Januar 2024

Nur einmal habe ich eine Linotype im aktiven Produktionseinsatz gesehen. Es war nach dem Sturz von Ceaușescu in Rumänien, als eine lokale Zeitung noch mit einer solchen Maschine gesetzt wurde. Es roch in der Setzerei nach Blei und der Setzer war extrem schnell mit dem Ausschießen der Zeilen in Blei – ein Profi auf seinem Gerät, das einstmals die Welt der Zeitungen revolutioniert hat. Ich selbst habe meine Karriere als Zeitungsjournalist mit DTP und QuarkXPress begonnen und die Linotype nicht mehr mitbekommen.

Später habe ich noch eine Linotype im Foyer des Verlags Nürnberger Presse als Ausstellungsstück gesehen und die Maschine hat mich an die Zeiten der schwarzen Kunst erinnert. Meine jüngste Begegnung mit einer Linotype stammt allerdings aus dem Deutschen Museum.

Während die Druckmaschinen im 19. Jh. immer schneller wurden, hinkte die Setzerei dieser Entwicklung lange hinterher. Nach wie vor war beim Letternsatz viel zeitraubende Handarbeit notwendig. Die Linotype 6cS Quick ist eine Setzmaschine, die als technologischer Meilenstein der Satzherstellung für den Hochdruck gilt. Sie wurde von Ottmar Mergenthaler im Jahre 1886 konstruiert und ermöglichte erstmals, dem ständig steigenden Bedarf an Zeitungen, Büchern etc. zu entsprechen, denn nun ließen sich Texte wesentlich schneller und in unbegrenzter Menge für die Bleisatz-Druckform erstellen1. Sie konnte die industrielle Druckproduktion erheblich beschleunigen, indem sie nicht einzelne Lettern goss und setzte, sondern gleich komplette Zeilen.

Nahezu 100 Jahre lang blieb die legendäre Linotype die führende Setzmaschine im Druckgewerbe. An der Konstruktion änderte sich nur wenig. Spätere Modelle wie diese Linotype 6cS Quick im Deutschen Museum München konnten von Hand oder durch Lochstreifen gesteuert werden. Die Linotype 6cS Quick ist in der Lage, ca. 20.000 Buchstaben/Stunde zu setzen, wenn sie mit Lochstreifensteuerung betrieben wird1. Das Standardmagazin enthält je Schrift Kanäle für 90 verschiedene Schrift- und Sonderzeichen. Für den Satz mit zahlreichen Sonderzeichen gab es Maschinenmodelle mit Seitenmagazinen für zusätzliche 34 verschiedene Zeichen1. Es ließen sich zudem bei allen Modellen beliebige Sonderzeichenmatrizen manuell in die Matrizenzeile einfügen. Die „6cS Quick“ bezieht sich auf eine verbesserte Version dieses Systems. Die „6cS Quick“ zeichnet sich durch eine höhere Geschwindigkeit und Effizienz aus. Durch die Integration moderner Technologien und Optimierungen konnte die Setzgeschwindigkeit im Vergleich zu älteren Modellen gesteigert werden. Dies trug dazu bei, den Produktionsprozess zu beschleunigen und die Effizienz in Druckereien zu verbessern.
Die Linotype 6cS Quick war ein wichtiger Bestandteil der Druckindustrie und wurde vor allem im Zeitungsbereich eingesetzt1. Sie ermöglichte es, Texte in großen Mengen schnell und effizient zu setzen. Die Linotype-Setzmaschinen dominierten die Satzherstellung weltweit für gut ein Jahrhundert, bis sich ab ca. 1960 der Fotosatz und die damit einhergehende Umstellung auf den Flachdruck (Offsetdruck) durchsetzten.

Doch die große Zeit der Zeitungsproduktionen scheint vorbei oder wächst zumindest nicht mehr. Täglich erreichen mich neue Meldungen des langen Sterbens einer Branche. So hat das Fachmagazin Buchreport hat zum Jahresbeginn seinen Betrieb eingestellt. Grund ist die Eröffnung des Insolvenz­verfahrens des Mutter­verlags Harenberg. Insolvenz­verwalter Stefan Conrads teilt mit: „Eine Fortführung des Betriebs ist aufgrund der finanziellen Lage nicht möglich.“ Für den „Buchreport“ werde „eine neue Perspektive geprüft“.

Oder hier: Mit einem erneuerten und erweiterten digitalen Angebot präsentiert sich der Fachdienst epd medien. Neu: epd ist auch als App erhältlich. Dafür beugt sich der Fachdienst nun auch dem Trend ins Digitale. Denn das gedruckte Heft erscheint dafür nur noch alle zwei Wochen – neu gestaltet.

Schülerzeitungen – mehr als nur Schule

9. Februar 2015

DTP-Arbeit am PC gehört dazu.

DTP-Arbeit am PC gehört dazu.

Im Moment führe ich zahlreiche Seminare für Schülerzeitungen durch und ich muss sagen, ich genieße die Zusammenarbeit mit den jungen Menschen. Auf meiner Facebook-Seite gibt es ein paar Beispiele. Durch die Zusammenarbeit mit den Schülern bekomme ich Einblick in moderne Denkweisen, welche Musik gehört wird, welches Spiel gespielt wird – wie man gerade so tickt.
Bei meiner Arbeit habe ich mich gefragt, warum die Mitarbeit in einer Schülerzeitung so sinnvoll ist. Natürlich könnte ich jetzt sehr pädagogisch mit Integration in die Schulfamilie argumentieren. Aber viel wichtiger finde ich, was die jungen Schülerzeitungsredakteure wirklich für sich lernen. Der blöde Spruch, nicht für die Schule, sondern für das Leben lernt man, passt hier ausgezeichnet.

Teamwork ist Bestandteil des Seminars.

Teamwork ist Bestandteil des Seminars.

Zum lernen die Nachwuchsjournalisten den Umgang mit Texten. Sie lernen journalistisch zu arbeiten: Artikel zu schreiben, zu kürzen, zu längen, Interviews zu führen, Material aufzubereiten, unter Zeitdruck zu schreiben, Wesentliches von Unwesentlichem zu trennen. Hinzu kommt die Arbeit mit dem Fotoapparat und bei Online-Journalismus das Drehen von Filmen mit dem Smartphone. Es gilt, die richtige Einstellung zu finden, den optimalen Blick für ein Motiv zu finden, den Augenblick festzuhalten.
Und schließlich der Umgang mit der DTP-Software. Die Programme QuarkXPress, Adobe InDesign, Adobe Photoshop oder die Open Source-Varianten wie Scribus oder GIMP verlangen präzises Arbeiten. Wer schludert, der wird im Druck bestraft. Das Layout selbst fördert die Kreativität und gibt Mut zu neuen Ideen, einmal aus dem vorgegebenen Rahmen auszubrechen.
Das sind alles klassische handwerkliche Tätigkeiten, die zu dem Beruf des Journalisten gehören. Aber zudem lernen die Schülern enorm über Verantwortung und sie lernen Management und Workflow.

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Ganz wichtig ist auch, dass sie Projektmanagement aktiv betreiben. Die Kinder müssen im Team arbeiten und müssen als Team Ergebnisse nach einer festgelegten Zeit vorlegen. Das formt die jungen Schülerzeitungsredakteure, fördert sie und fordert sie. Am Ende eines Seminars sind alle von dem Ergebnis begeistert – Schüler und Lehrer und natürlich ich als Referent. Die Schüler durchlaufen in diesen Seminaren eine persönliche Entwicklung durch und das macht unheimlich Spaß, dies zu verfolgen. Und das gilt für jedes Alter und für jede Schulart.

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Interessant ist aber auch die Entwicklung der begleitenden Lehrer. In der Regel sind die Betreuungslehrer von Schülerzeitungen Deutschlehrer. Hier wird naturgemäß sehr viel Wert auf Texte und Textformen gelegt. Es kommt auch vor, dass der Betreuungslehrer ein Kunstlehrer ist. Hier kommt dann der kreative Moment stärker zum Tragen. Am schönsten ist es allerdings, wenn die Betreuungslehrer sich aus Kunst- und Deutschlehrer zusammensetzen. Dann passt beides. Außerdem stelle ich fest, dass Lehrer so gut wie nichts über technische Prozesse wie Layouten, PDF X3-Export oder Umgang mit Druckereien wissen.
Im Moment biete ich gerade Schülerzeitungsseminare für Online-Journalismus an sowie wie ein Seminar für Betreuungslehrer von Schülerzeitungen. Wer Lust hat teilzunehmen, sollte sich bitte umgehend bei mir melden. Gerade das Thema Online-Journalismus wird in Zeiten knapper werdender Werbung immer wichtiger. Wie kann so eine Online-Zeitung für eine Schule aussehen? Auch als Schule muss ich mich auf den Zeitenwandel vorbereiten.

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Fehlanzeige: App-Abteilungen in Verlagen

2. Oktober 2013

Wann werden es Verlage lernen, dass der Medienwandel kommt? Und zwar mit Riesenschritten. Muss die Auflage noch mehr in den Keller krachen? Ich hatte neulich mehrere Gespräche mit Verlagsmitarbeitern und durfte auch wieder eine Führung durch einen Verlag mitmachen. Stolz zeigte man mir Redaktionen, Anzeigen & Dispo, Grafik und auch die Druckerei. Ich war mächtig beeindruckt – das war ich übrigens vor einem Besuch in einem Dino-Park mit meinen Kindern auch.

Beim Kaffee kamen wir dann ins Gespräch. Ich wollte mehr über den aktuellen Stand der Content-Produktion wissen. Ich fragte in der Grafik und Layout nach, wo denn die Abteilung für App-Produktion sei. Schlagartig verfinsterte sich das Gesicht meines Gesprächspartners. So etwas wie eine App-Produktion habe man nicht. Es gibt zwar einen Leiter von elektronischen Medien, aber zu sagen habe er nix. Wenn an Apps gedacht werde, dann werde so etwas von einem externen Dienstleister erledigt. Um die Kosten zu senken, werde der Copypreis des Heftes erhöht oder die Redaktion weiter beschnitten. App Produktion – wie bitte? Ihr gebt die Zukunft des Verlages an einen externen Dienstleister?

Warum bauen Verlage (ich spreche hier ausdrücklich nicht von allen) nicht Know how im eigenen Haus auf? Solche Abteilungen gehören für mich dazu wie Redaktion oder klassische Grafik. Leider zeigte sich in den Gesprächen, dass die Verantwortlichen immer noch in einer klassischen Print-Welt leben. Und auch ihr Workflow ist noch in der alten Print-Denke verhaftet. Da wird gerne von Online-First gesprochen, doch im Grunde will man dieses elektronische Zeug nicht.

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Gerade lese ich, dass ein alter Mitbewerber konsequent den neuen Weg geht: IDG. Zu meinen Zeiten bei der PC Professionell und der MACup waren wir immer im Wettbewerb mit IDG. Jetzt lese ich, dass die US-Ausgabe des PC World im August die letzte Papierausgabe gedruckt hat. Seit September erhalten die 119000 Abonnenten die elektronische Ausgabe. Und dabei meine ich nicht, eine PDF-Ausgabe des Printtitels, sondern ein neues Medium – ein komplettes digitales Magazin. 200 Seiten mit Interaktivität, 360 Grad-Fotos, Videos und interaktiven Grafiken.

Für mich persönlich steht fest, ich werde mich künftig mehr mit App-Produktion beschäftigen. Der Weg für Verlage ist für mich hier offensichtlich und meine Kunden werden sich freuen.