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Buchtipp: Das Auge des Dritten Reiches

11. April 2022

Es gibt sie, die Faszination des Bösen. Diese ist mir begegnet als ich das Buch Das Auge des Dritten Reiches in die Hand nahm. Es handelt von Hitlers Kameramann und Fotograf Walter Frentz. Populärer sind sicherlich der Leibfotograf Heinrich Hoffmann oder die Propagandistin Leni Riefenstahl gewesen, während Walter Frentz eher im Hintergrund des Monsters agierte.

Als ich die Seiten durchblätterte und mir die vielen Fotos von Hitler ansah, dachte ich mir: Braucht es wirklich ein Fotobuch über Adolf Hitler? Wird dieser größenwahnsinnige Menschenfeind nicht dadurch vermenschlicht? Die Aufnahmen sind zum Teil Schnappschüsse, aber auch inszeniertes Propagandawerk. Viele der Bilder hatte ich früher schon gesehen – im Stern oder im Spiegel, aber der Mann hinter der Kamera war mir meist verborgen geblieben. Hitler bezeichnete ihn mal als „sein Auge“. Ich hatte von Walter Frentz mal gehört als er als Laufbursche von Leni Riefenstahl im Einsatz war. Aber er hat große Verdienste im Sinne der nationalsozialistischen Propaganda. Er diente der Riefenstahl als verlängerter Arm und Kameramann. Nach dem Kriege waren sich beide freilich ihrer politischen Arbeit nicht bewusst und stritten alles ab.

Beim Betrachten der Fotos wird mir klar, dass ein Fotograf unter Hitler immer ein politischer Fotograf und Filmer war und sein musste – und für seine Taten die Verantwortung trägt. Ein Herausreden, nach dem Motto ich kann ja nichts ändern, geht hier nicht.
Karrierist Walter Frentz hat durch seine Arbeit die Diktatur auf seine Weise verlängert. Er war Teil der Propagandawaffe und leistete als „Auge des Dritten Reiches“ ganze Arbeit. Nach dem Krieg verdiente er seine Brötchen durch Vorträge. 2004 starb der Fotograf und sein Sohn machte sich an die Aufarbeitung.
Ich hatte Angst, dass der Deutsche Kunstverlag unreflektiert an die Sache einer Buchveröffentlichung geht, aber ich habe mich getäuscht. Kritisch und ausgezeichnet dokumentiert und kuratiert sind die Fotos in dem Buch. Ich habe die Auflage, die durch den Weltbild-Verlag herausgegeben wurde.

Der Fotograf und Filmemacher war von September 1939 bis März 1945 an der Seite Hitlers, arbeitete für die Deutsche Wochenschau und zudem dokumentierte er den Atlantikwalls und die V-Waffen-Produktion im KZ Mittelbau-Dora. Anders als sein Kollege Heinrich Hoffmann waren die Fotos von Walter Frentz weniger für die Öffentlichkeit bestimmt. Der begeisterte Kajakfahrer war auch einer der ersten Trümmerfotografen.

Das vorliegende Buch versteht sich daher als kritische Annäherung an einen fotografischen Nachlass. Es gibt einen Überblick über das filmische und fotografische Schaffen von Walter Frentz. Selbst sprach Frentz über sich als „Filmgestalter“ und hatte einen großen Einfluss auf die bewegten Bilder über den faschistischen Diktator Hitler.

Besuch in Hitlers Arbeitszimmer – der Ort des Münchner Abkommens

5. Mai 2015

Vor diesem Kamin wurde das Münchner Abkommen ausgehandelt.

Vor diesem Kamin wurde das Münchner Abkommen ausgehandelt.

Irgendwann wurde ich mir die Geschichte des Raums in dem ich saß schlagartig bewusst. Ich hörte auf einmal den Vortrag von Dr. Alexander Krause nicht mehr. Krause ist Kanzler der Hochschule für Musik in der Münchner Arcisstraße 12. In dem Gebäude befand sich der Führerbau, hier residierte Adolf Hitler. Mir wurde bewusst, wo ich hier war und was hier in diesem Raum geschehen ist.

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Dr. Alexander Krause dozierte in einem Hörsaal im ersten Stock des Gebäudes vor Mitgliedern des Münchner PresseClubs. Im Laufe des Vortrags wurde es mir schlagartig bewusst, wo ich mich befand. Es war nicht mehr ein einfacher Hörsaal mit Stühlen, Tischen und Klavier. Es war ein Raum, der Geschichte atmet. Es war das ehemalige Arbeitszimmer von Adolf Hitler.

Das historische Foto vom Münchner Abkommen.

Das historische Foto vom Münchner Abkommen.

In diesem Raum, im so genannten Führerbau an der Arcisstraße 12 in München, unterzeichnete der britische Premier Neville Chamberlain, der französische Premierminister Edouard Daladier, der italienische Diktator und Ministerpräsident Benito Mussolini und der deutsche Diktator Adolf Hitler am 30. September 1938 das so genannte Münchner Abkommen über die unverzügliche Abtretung des Sudentengebietes an das Deutsche Reich. Die westlichen Staatsmänner glaubten, durch diese Konzession einen Krieg abgewendet zu haben. Doch schon im März 1939 brach der Gröfaz diese Vereinbarung, ließ deutsche Truppen in Prag einmarschieren und proklamierte das Protektorat Böhmen und Mähren. Dieser Gewaltakt erwies sich im Rückblick als entscheidender Schritt zum Ausbruch des Zweiten Weltkriegs.

Nachdem die Vorlesung von Dr. Krause vorbei war, streifte ich durch diesen historischen Raum. Ich berührte Gegenstände, den Kamin und ich ging auf den Balkon des Gebäudes. Den Blick auf die Arcisstraße nahm ich nicht wahr, sondern ich sog die Atmosphäre des Raumes auf. Ich schauderte. Auf dem Balkon hatte ich die Straße im Rücken und schaute mir den Bau im Dunkel an. Der Reichsadler samt Hakenkreuz ist freilich nicht mehr da, vor meinem geistigen Auge sah ich das Symbol des Nationalsozialismus auftauchen.

Dr. Alexander Krause hatte einige historische Fotos aus seinem hervorragenden Buch Arcisstraße 12 dabei, die die historische Situation von damals zeigten. Für mich ein Lehrbeispiel von historischer Vermittlung für die ich dankbar bin. In wenigen Metern Entfernung eröffnete das NS-Dokuzentrum am Königsplatz in unmittelbarer Nähe zum ehemaligen Führerbau. Das werde ich mir nun ansehen.