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Verpackungsservice wie in den USA im deutschen Supermarkt – genial

30. Dezember 2012
Friendly Service heißt der Verpackungsservice im AEZ.

Friendly Service heißt der Verpackungsservice im AEZ.

„Das ist ja wie in den USA“, platzt es aus einer älteren Dame heraus. Eine junge Frau mit gelben T-Shirt und der Aufschrift „Friendly Service“ nimmt die Waren vom Einkaufsband, verpackt sie in braune Papiertüten und stellt sie behutsam in den Einkaufswagen zurück. Diesen besonderen Verpackungsservice in einem Supermarkt gibt es derzeit im AEZ – Amper Einkaufszentrum im Fürstenfeldbrucker Stadtteil Buchenau. Was in den USA in jedem Drugstore alltäglich ist, kennt der Kunde im deutschen Einzelhandel eher nicht. Bisher musste ich meine Waren selbst vom Band nehmen und einpacken. Das übernehmen im AEZ nun junge Damen und sie wissen, was sie tun. Eier und Obst kommen nicht auf den Boden der Tüte, sondern Tetrapack mit Milch und Konserven.

Das Angebot im Supermarkt wird hervorragend von den Einkäufern angenommen. Viele Familie sind Freitag und Samstag beim Wochenendeinkauf. Das nervt. Kinder wollen der Kasse Süßigkeiten. Da kommt so ein Service für gestresste Eltern gerade recht. Da sage noch einer, Deutschland sei eine Dienstleistungswüste. Ich finde es eine prima Idee.

Die Waren kommen in brauen Tüten in den Einkaufswagen zurück.

Die Waren kommen in brauen Tüten in den Einkaufswagen zurück.

Nur beim Trinkgeld sind die Fürstenfeldbrucker sichtlich noch etwas unsicher. Es steht eine gelbe Spardose bei der jungen Frau im T-Shirt mit der gleichen gelben Farbe. Entweder geben die Leute kein Trinkgeld und blicken verschämt weg (Deutschland eben) oder sie geben der jungen Frau die Münzen direkt in die Hand, die es dann in die Dose wirft.

Wie lange dieser Service im AEZ aufrecht erhalten bleibt, das weiß ich nicht. Wahrscheinlich wird er nur an Stoßzeiten angeboten. Cool wäre es, wenn die amerikanischen Verhältnisse bei uns dauerhaft einziehen würden.

Nur ins Auto muss ich die Tüten noch selbst tragen.

Nur ins Auto muss ich die Tüten noch selbst tragen.

Update: Nach ein wenig Recherche und einen Hinweis von Carmen zeigt sich, dass Friendly Service ein sehr interessantes Geschäftsmodell hat. Es arbeiten Schüler und Studenten dort. Auf der Website steht: „Unsere Auftraggeber zahlen pro Wochenende ein vertraglich vereinbartes Entgelt an die Genossenschaft. Davon bezahlt die Friendly Service eG zunächst ihre Kosten für Verwaltung, Schulungen, Vermittlung etc. Am Ende eines Geschäftsjahres kann der Überschuss anteilig an alle Genossenschaftsmitglieder ausgeschüttet werden. Das beschließt die Generalversammlung. Die Genossen arbeiten als selbstständige Mini-Unternehmer oder kurzfristig Angestellte (bis 50 Tage pro Jahr) auf reiner Trinkgeldbasis. Ihr Verdienst liegt in der Regel zwischen 7 und 13 EUR pro Stunde und bleibt zu 100 % bei den Servicekräften. Zeitgleich sind sie mit einer Vergütung Mindestlohn von 7 EUR pro Stunde über die Genossenschaft abgesichert – das heißt, keiner verdient bei seinen Einsätzen weniger als 7 Euro pro Stunde im Monat.“

 

Kundenkommunikation: Antworten per Mail

5. März 2009

Bei einer E-Mail-Anfrage sollte man eine Antwort von maximal 24 Stunden erwarten können. Das klappt in der Regel sehr gut. Leider ist die Antwort nicht immer qualifiziert. Das liegt in der Regel an automatisierten E-Mail-Systemen und an uninteressiertem Service-Personal.

Doch gerade am Kundenservice darf auf keinen Fall gespart werden, so sagt es auch Guy Kawasaki, der ehemalige Apple-Marketingchef und heutige Joint-Venture-Geber. „Wenn der Kunde merkt, dass der Service schlecht ist, spricht sich das schnell herum.“ Dies gilt für alle Arten der Kundenkommunikation.

Eben eine solche Art der schlechten Kommunikation ist meinem Kollegen so eben passiert. Es ist eine weitere Episode aus dem dicken Buch: „Ich lese keine Anfrage, sondern schicke einfach mal eine Standardantwort zurück!“ Was war geschehen?

Mein Kollege braucht ein Journalistenvisum, weil er in den USA eine Veranstaltung besuchen möchte. Die Amerikaner zicken herum und so hat er sich entschieden, es sei besser offiziell mit Visum einzureisen. Er stellte in seiner E-Mail an amerikanische Generalkonsulat zwei klar verständliche Fragen, die da sind: Ist es dazu erforderlich, dass ich nach Frankfurt fahre oder ist die Antragsstellung auch in München möglich? (das war Frage 1) Wie lange dauert es von Antragsstellung bis Erteilung im Normalfall? (und das war Frage 2).

Und was kam vom Mail-System zurück? Nur Standard-Blabla: „Vielen Dank für Ihre Anfrage bezüglich der Visabestimmungen und Reisen in die Vereinigten Staaten von Amerika. … Die Absprache von Interviewterminen ist ausschließlich durch unseren Visa-Informationsdienst möglich. Bitte besuchen Sie die folgende Website, um mit der Terminvereinbarung zu beginnen. … Falls Sie lieber persönlich mit einem Servicemitarbeiter sprechen möchten, können Sie dies unter 0900-1-850055 tun (nur innerhalb Deutschlands, 1,86 EUR/minute, 7am to 8pm, Mo-Fr). Bitte vergewissern Sie sich, dass Ihr Anschluss für solche Servicenummern freigeschaltet ist und versuchen Sie es gegebenenfalls von einem anderen Anschluss erneut.  Für Anrufe außerhalb Deutschlands oder falls Sie nicht in der Lage sein sollten, diese Nummer zu wählen, können Sie auch folgende Nummer anrufen (nur möglich mit einer gültigen Kreditkarte, Visa oder Mastercard, €15/Anruf):  +49-9131-772-2270. Eine schriftliche oder telefonische Terminvergabe durch das Konsulat ist nicht möglich. Diesbezügliche Anfragen werden nicht angenommen. Das Callcenter vergibt alle Termine und beantwortet alle Fragen bezüglich der Beantragung eines Nichteinwanderungsvisums.“ Und das Beste zum Schluss: „Wir hoffen, dass wir Ihnen mit dieser Antwort behilflich sein konnten.“

Nein, diese Antwort war nicht hilfreich. Setzen, sechs und ein Hurra auf die Dienstleistungswüste. Wichtig ist wohl Aktionismus, als Inhalte.