Posts Tagged ‘Die Monster Uni’

Filmtipp: Onward: Keine halben Sachen von Pixar

10. März 2020
Der neue Pixar ist eine wahre Freude.

Der neue Pixar ist eine wahre Freude.

Ich mag die Pixar-Filme, weil sie eine Geschichte erzählen, tiefe, inhaltsreiche Geschichten. Anders wie viele Animationsfilme liefert Pixar neben technischen Raffinesse vor allem Tiefgang. Und daher ging mir das Herz auf, als ich den neuesten Pixar Onward: Keine halben Sachen im Kino ansah.
Onward steht in der Tradition von Coco, der eigenständige Pixar-Film des Jahres 2017. In Onward geht es um die beiden Elfen-Brüder im Teenager-Alter, die nicht glauben wollen, dass es in der Welt keine Magie mehr gibt. Also machen sie sich auf die Suche und haben ihren zum Leben erweckten Vater mit dabei. Onward lässt den Zuschauer lachen, mitfiebern und auch ein bisschen weinen, denn es ist eine zutiefst menschliche Geschichte, eingebettet in eine 103minütige Fantasy-Welt. Regisseur Dan Scanlon durfte zuvor 2013 Die Monster Uni inszenieren und er ist mit Onward gereift. Pixar und Disney gingen mit Toy Story 4 und anderen Franchise-Filmen auf Nummer sicher.
Dagegen bewegt sich Onward auf neuen Terrain. Dafür muss man den Verantwortlichen bei Pixar danken, dass die Kreativen dort Raum zur Entfaltung bekommen. Und in Onward gibt es eine Menge von diesem Entfaltungsraum mit allerhand Zitaten aus der Filmgeschichte. Back to the Future, Exorzist oder Kampf der Titanen seien nur als kleine, aber auffällige Beispiele genannt.
Ich habe die magische Reise unheimlich genossen, mich an die kleinen und großen Geschichten in der großen Geschichte erfreut. Und es zeigt sich, wie gut Filme funktionieren, wenn sich die Akteure auf einer Reise, auf einer Suche befinden. Es muss ein Rätsel gelöst werden und alle Spieler von Rollenspielen wie das schwarze Auge werden dem begeistert zustimmen. Nicht der direkte Weg führt zum Ziel, sondern Umwege. Und es zeigt sich bei Onward, dass Familiengeschichten das Herz berühren. Die Sehnsucht nach einer Familie ist Kern des US-amerikanischen Kinos und davon profitiert Onward.
Die Autoren des Films verbeugen sich vor der Tradition des US-Kinos und vor allem des Roadmovies. Wenn eine Unmenge von Polizeiwägen mit Blaulicht unsere Helden jagt, dann verbeugt sich Onward vor den Roadmovie Auf dem Highway ist die Hölle los oder Ein ausgekochtes Schlitzohr. Der Rockerfilm kommt vor und ich erwarte eigentlich Marlon Brando mit the Wild One. Aber dafür tritt der Vater als der Der Unsichtbare (The Invisible Man) von 1933 auf. Und wenn wieder ein Quest gelöst wird, wird der große Steven Spielberg mit Indiana Jones und der letzte Kreuzzug zitiert. Das Überschreiten der Schlucht oder die rotierenden Messer im Tunnel sind Indy Jones pur.
Onward: Keine halben Sachen ist ein absolutes Kino-Muss und für mich das Animationshighlight des Jahres. Pixar kann es eben.

Buchtipp: The Art of Sanjay’s Super Team

1. Juli 2016

SanjaysSuperTeam-3

Der Pixar-Kurzfilm Sanjay’s Super Team ist der Vorfilm zu The Good Dinosaur, der in Deutschland seltsamerweise Arlo & Spot heißt. Böse Zungen behaupten, dass Sanjay’s Super Team das eigentliche Highlight ist als der Hauptfilm, der erste Filmflopp von 3D-Schmiede Pixar. So weit würde ich nicht gehen. Mit Gesamteinnahmen von 331,9 Millionen US-Dollar ist Arlo & Spot der Pixar-Film mit dem bis dato geringsten Einspielergebnis. Vor- und Hauptfilm müssen bei Pixar immer getrennt betrachtet werden und The Good Dinosaur werde ich zu anderer Zeit besprechen. Soviel nur: Für The Good Dinosaur brauchte ich einen langen Atem.


Jetzt aber zu The Art of Sanjay’s Super Team. Rund sieben Minuten dauert der Vorfilm Sanjay’s Super Team aus dem Jahr 2015 und der Film macht einfach Laune. Regie führte dabei Sanjay Patel. Der Film ist eine sehr persönliche Geschichte von Sanjay Patel, der wunderbar den Konflikt zwischen der traditionellen Hindu-Welt und modernen IT-Welt Indiens zeigt. Der Film basiert auf einen klassischen Vater-Sohn-Konflikt und trägt stark autobiografische Züge. Während der Sohn von Superhelden aus dem Fernseher träumt, meditiert der Vater und betet zu den Hindu-Göttern. Der Sohn findet die Hindu-Götter dagegen einfach langweilig und fantasiert sich moderne Helden in die verstaubte Götterwelt.
Meines Wissens zum ersten Mal erschien jetzt ein Art of-Buch zu einem Pixar-Vorfilm. Vielleicht macht es jetzt der Disney-Konzern zur Regel, um die Pixar-Fans zu melken. In diesem Fall habe ich kein Problem damit, denn das Buch zu The Art of Sanjay’s Super Team hat mir sehr gefallen. Es sticht aus der Art of-Reihe der Pixar-Bücher etwas heraus. Grund: Es bringt nicht nur starken visuellen Content, sondern liefert auch Erklärungs- und Erläuterungstexte. Gerade bei einem Animationsfilm will der Leser wissen, wie hier vorgegangen wird. Die einzelnen Produktionsschritte sind der breiten Masse unbekannt. Freilich verrät Pixar auch hier nicht seine Geheimnisse. Die Software Marionette und der Renderman leisten ganze Arbeit, aber durch die Lektüre der kleinen Texte versteht der Leser das Vorgehen der Artists. Wie wurden die Charaktere geschaffen? Welche Eigenschaften haben sie? Was bedeutet die Reduktion des Raumes?
Neben den beiden menschlich animierten Hauptdarstellern von Vater und Sohn haben wir auf der anderen Seite die Superhelden der Götterwelt- und der Gegenwart sowie deren bösen Gegenspieler. Der Film zeigt viel, wie Sanjay Patel aufgewachsen und sozialisiert wurde. Als in London geborenes Kind wuchs er in San Bernardino in seiner Familie von indischen Immigranten auf. Während die Welt seiner Eltern noch stark von der indischen Tradition geprägt war, spielte Sanjay Patel mit Actionfiguren und Transformers.

Er arbeitete jahrelang bei Pixar und drohte auszubrennen. Er arbeite als Animator bei Das große Krabbeln (1998), Toy Story 2 (1999), Die Monster AG (2001) und Ratatouille (2007) sowie Die Monster Uni (2013). Patel war müde, schlug aber dem Pixarchef John Lasseter die Geschichte vor und bekam prompt grünes Licht für einen Kurzfilm mit seiner Geschichte. 2012 starte er die Arbeit an seinem Film. Sanjay Patel, der eben noch alles bei Pixar hinwerfen wollte, kniete sich voll in sein Projekt hinein und leistete ganze Arbeit. Sein Film wurde 2016 für einen Oscar in der Kategorie Bester animierter Kurzfilm nominiert, erhalten hat er ihn aber nicht.