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Eindrücke von der Internationalen Handwerksmesse IHM

2. März 2024

Für mich ist ein Besuch der Internationalen Handwerksmesse IHM in München auch immer eine Reise in die Vergangenheit. Ich war einstmals Pressereferent der Handwerkskammer für München und Oberbayern und arbeite heute noch immer mit großer Freude für verschiedene Handwerksorganisationen und Betriebe.

Die Eröffnung der IHM ist immer ein Ereignis, wenn dort lässt sich immer auch die Stimmung des bayerischen (und deutschen) Handwerks ausloten. Dieses Mal war Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck zu Gast. Der Vize-Kanzler musste sich in der Vergangenheit auf Konfrontation mit Bauern, Mittelständlern und Handwerkern einstellen. Eine solche Konfrontation bliebt bei der Eröffnungsveranstaltung aus. Es ging demokratisch zu.

Keine Demos erwünscht
Handwerks-Präsident Dittrich hat seine Branche davor gewarnt, sich angesichts des herrschenden Unmuts die Bauernproteste zum Vorbild zu nehmen. Wirtschaftspolitik sollte nicht auf der Straße, sondern in den Parlamenten und im Dialog der Politik mit den Verbänden stattfinden. Nach seinen Worten gibt in der Branche einen großen Druck, dem Beispiel der Bauern zu folgen. Die vielen wütenden Maximalforderungen machten immer kompromissunfähiger und zerstörten die Gemeinschaft – egal ob es beispielsweise um die Begrenzung der ungesteuerten Zuwanderung oder die wettbewerbsfähige Energieversorgung der Zukunft geht, so der Handwerks-Präsident.

Im Vorfeld wurden von einer Organisation Hand-in-Hand zur Demo gegen den Minister aufgerufen. In der Vergangenheit war die Gruppe mit Fäkalsprache und Schnauze-Voll-Ausrufen bekannt geworden. Demokratie sieht anders aus. Die Protestler sammelten sich vor der Messe. Die GHM, die Gesellschaft für Handwerksmessen, erteilte der Gruppe ein Hausverbot, die daraufhin der Messe Stasi- und DDR-Methoden vorwarf. Nichts gelernt.

Söder schlecht gelaunt
Seltsam schlecht gelaunt war der Bayerische Ministerpräsident Markus Söder, der wohl mit dem falschen Bein aufgestanden war. Etwas mürrisch war er auf der Bühne und feuerte gegen den Wirtschaftsminister seine verbalen Pfeile ab, die von Habeck allerdings abprallten und sachlich gekontert wurde. Eine Teilnehmerin der Veranstaltung meinte, dass für Söder wohl zu wenig Bierbänke im Podium war, denn seine Rede geriet etwas ins populistische Fahrwasser, was von den anwesenden Handwerken und Verbandsvertretern nicht quotiert wurde. Hier hatte sich Söder wohl verkalkuliert oder er stand unter dem Druck des Derbleckens am abendlichen Nockherberg. Es war nicht seine beste Rede auf einer Handwerksmesse. Robert Habeck verblüffte dagegen mit seinen Antworten und hörte zu. Er ließ sich nicht vom Ministerpräsidenten provoziern. So prallte der Vorwurfs Söders nach überzogenen Datenschutz an Habeck ab, denn Datenschutz sei Ländersache und Söder könne dieses Problem sofort im eigenen Land lösen. Wie gesagt, es war nicht Söders bester Tag.

Habecks Rede

Zum Auftakt der internationalen Handwerksmesse hat Bundeswirtschaftsminister Habeck die Bedeutung der Branche unterstrichen. Die derzeitige konjunkturelle Lage sei eine große Herausforderung, so der Grünen-Politiker. Deshalb sei es umso wichtiger klarzustellen, dass es keinen Unterschied gebe zwischen Kopf-und Handarbeit. Dieses Land lebe von allen Menschen, so Habeck.

Bayerns Ministerpräsident Söder hatte zuvor erneut einen Richtungswechsel in der Wirtschaftspolitik gefordert. Deutschland sei auf Talfahrt, so Söder, und die Ampelkoalition verfüge derzeit über kein Konzept, dies zu ändern. Aus Sicht von Handwerkspräsident Dittrich muss die Bundesregierung mehrere Stellschrauben ändern, um die Rahmenbedigungen für das Handwerk zu verbessern. Unter anderem forderte Dittrich einen Abbau der Bürokratie, eine raschere Digitalisierung und belastbare Energiepreise.

Das Unsichtbare sichtbar zu machen
Im Gespräch bleiben und die Probleme des Handwerks im demokratischen Austausch lösen, war das Gebot der Stunde. Habeck versprach sich dafür einzusetzen, dass der bayerische Tag des Handwerks an den Schulen bundesweit an allen Schularten durchgesetzt wird. Er warb bei den Handwerksbetriebe „Das Unsichtbare sichtbar zu machen“ und mehr hinter die Kulissen eines Handwerksbetriebes zu zeigen. Die Aussage gefällt mir, denn genau das mache ich in meinen Social Media-Posts für Handwerksbetriebe.

Format der Eröffnung
Das Format der Eröffnungsfeier hat mir gefallen. Moderator Wolfram Kons eröffnete ganz amerikanisch die Feierlichkeiten vom Publikum aus anstatt von der großen Bühne herunter. Es war eine moderne Show mit Einspielern und viel Technik im Kongresszentrum. Die Veranstalter hatten auch zahlreiche Handwerksinfluenzer eingeladen wie Cehan San oder Juliane Veltum. Wenn ich mir allerdings die Reichweite der Herrschaften anschaue, dann ist das doch alles sehr übersichtlich. Da entwickelt mein Bäckereibetrieb, den ich betreue, deutlich mehr Kraft in den sozialen Medien und er hat auch keine Ausbildungssorgen. Aber die Messe wird sicher wissen, was sie tut.

Alles Käse
In den Pausen schlenderte ich über den Kongress und die Messe. Ich besuchte Bekannte und Geschäftspartner, machte Termine aus und kaufte auch ein wenig in der Foodhalle ein. Die bessere Hälfte versorgte sich mit Schmuck. Ich erwarb einen wunderbaren italienischen Käse, der in Papier eingewickelt wurde. Leider fing der Käse an zu riechen, oder sagen wir besser, er fing an zu stinken und ich wanderte mit dem Käse durch die Messe und saß im Kongress. Abends beim Staatsempfang gab ich den Käse bei der Garderobe ab. Die armen Damen postierten meinen Einkauf etwas entfernt von den anderen Taschen und Koffern. Die nächtliche S-Bahn-Fahrt mit Käse nach Hause, war auch etwas unangenehm. Aber der Käse ist ein Genuss.

Staatsempfang Handwerk unter sich
Abends war dann der Staatsempfang in der Residenz angesagt. Wirtschaftstaatssektär Tobias Gotthardt hatte in die edlen Räume geladen und ich traf dort auf viele Bekannte aus der Handwerksorganisation. Normalerweise ist der Staatsempfang ein Termin für den Minister Hubert Aiwanger. Der war aber wie viele andere Landtagsabgeordnete lieber auf den Nockherberg zum Starkbieranstich gegangen und bekam dort von Maxi Schafroth mit Aussagen wie „Verhaltensauffällig“, „Borkenkäfer“, „wirbellose Existenz“ den Kopf gewaschen. Die Fastenpredigt läutet traditionell das Politiker-Derblecken auf dem Nockherberg ein. Also blieb beim Staatsempfang das Handwerk die meiste Zeit unter sich. Ich wechselte ein paar Worte mit dem Tobias Gotthardt und bedankte mich artig für die Einladung.

Also viel gelernt, viel gequatscht und Anregungen für weitere Geschichten gefunden – so muss das sein.

Demokraten stehen auf – Demo gegen Rechtsextremismus in München und ich war dabei

22. Januar 2024

Ich bin stolz auf meine Geburtsstadt München, dass sie ein eindeutiges Zeichen gegen Rechtsextremismus, gegen Hass und gegen die AfD abgab. Menschen jedes Alters versammelten sich in München, um wie in ganz Deutschland gegen den braunen Dreck Flagge zu zeigen und die Demokratie zu verteidigen. Auch meine Familie war dabei. Wir dürfen jetzt nicht gleichgültig sein.

Die Veranstalter sprachen von 250.000 Teilnehmern, die Polizei von 100.000 – ich hab die Demonstranten mit ihren Fahnen und Transparenten nicht gezählt. Aber es waren viele, ganz viele. Sie gingen auf die Straße und setzten ein Zeichen und das in einer überwältigenden Masse. So wurde der geplante Demonstrationszug wegen der enormen Beteiligung der Bevölkerung abgesagt. Dennoch sind einige Hundert vor das Haus der rechten Burschenschaft Danubia gezogen. Die gesamte Veranstaltung lief friedlich ab, wie ich bisher gehört habe.

Interessant war, dass sich auch viele aus meiner ländlichen Gemeinde auf den Weg nach München machten, um dem Rechtsextremismus Paroli zu zeigen. Das Münchner Umland machte mobil und nein, es lang nicht nur am Spiel des FC Bayern. Die S-Bahn nach München war voll, aber so richtig voll wurde es dann als man an der Ludwigstraße ankam. Bis zum Siegestor, dem eigentlichen Ort der Kundgebung, kamen wir schon gar nicht mehr. Wir standen also direkt an der LMU, hinter uns die Massen bis zum Odeonsplatz, vor uns die Massen bis zur Münchener Freiheit. Die Stimmung unter alt und jung, klein und groß war gut. Ein starkes Zeichen für die Demokratie und ich bin stolz ein ganz kleiner Teil dieser Brandmauer gegen den Faschismus zu sein. Es ist wichtig hier ein Zeichen zu setzen.

Ich sehe hier einen klaren Auftrag an die gewählten demokratischen Volksvertreter, aber auch für uns normale Bürger, sich mit den Themen der AfD auseinanderzusetzen und die braune Brut zu demaskieren. Ich habe kein Verständnis für Wähler und Funktionsträger dieser Partei. Es ging mit den Demos im ganzen Land ein Ruck durch die Zivilgesellschaft.

Die Ergebnisse der Recherchegruppe Correctiv deckten einen Geheimplan gegen Deutschland auf. Hochrangige AfD-Politiker, Neonazis und finanzstarke Unternehmer kamen im November 2023 in einem Hotel bei Potsdam zusammen. Sie planten nichts Geringeres als die Vertreibung von Millionen von Menschen aus Deutschland. Die Enthüllungen brachten bei den Menschen in meiner Umgebung das Fass endgültig zum Überlaufen. Spontan fiel mir die Wannsee-Konferenz ein.

Distanzierung von wirren Aussagen
Einige Reden der Veranstalter verursachten allerdings bei den meisten aus meiner Umgebung auf dem Geschwister Scholl Platz nur Kopfschütteln. Da wurde u.a. die internationale Solidarität beschworen, zum Kampf gegen Kapitalismus und die klassischen Volksparteien aufgerufen und mehr Unsinn. Veranstalterin Lisa Poettinger skandierte immer wieder linke und linksextremistische Parolen, was aber bei den meisten Demonstranten auf keinen fruchtbaren Boden stieß und nur Kopfschütteln erzeugte. Der Klassenkampf stieß auf taube Münchner Ohren. Die Masse der Münchner wollten hier Flagge gegen Rechtsextremismus und gegen die AfD zeigen und distanzierte sich von einigen Aussagen der linken Aktivistin Lisa Poettinger und ihren Kumpanen. Die 27jährige ist Mitglied der Extinction Rebellion und mir im Vorfeld immer wieder aufgefallen durch das Posten von antisemitischen Kommentaren. Daher die Klarstellung für meine Familie und mich: Dieses Äußerungen unterstützen wir nicht, es geht uns ausschließlich darum, unsere Demokratie gegen Extremismus jeder Art zu verteidigen.

Die Kapelle Kafvka, eine deutsche Crossover-Band aus Berlin, durfte auch noch spielen. Es gab den Song „Alle hassen Nazis“ zu hören. Aha und dann will man sich in den Texten der Band gegen Hass und Fremdenfeindlichkeit aussprechen. Naja, ein Fan der Band werde ich nicht.