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Eins, zwei, drei – Rückblick auf meine komische Matinee

26. September 2025

Billy Wilders Eins, zwei, drei ist eine turbulente Komödie vor dem Hintergrund des Kalten Krieges . Im Mittelpunkt steht C.R. “Mac” MacNamara (James Cagney), der als ehrgeiziger Coca-Cola-Manager in West-Berlin 1961 arbeitet . MacNamara träumt davon, das Geschäft hinter den Eisernen Vorhang auszuweiten und eine Beförderung zum Europa-Chef in London zu erlangen.

Doch unerwartet erhält er von seinem Chef in Atlanta einen ganz anderen Auftrag: Er soll einige Wochen lang dessen junge Tochter Scarlett Hazeltine (Pamela Tiffin) in Berlin beaufsichtigen. Ich besprach den Film in unserer komischen Matinee im Scala Fürstenfeldbruck. Die nächste Matinee ist am 5. Oktober zum Monty Python: Die Ritter der Kokosnuss. Karten gibt es hier.

Eins, zwei, drei ist thematisch fest im Kalten Krieg verankert und karikiert pointiert den Gegensatz zwischen westlichem Kapitalismus und östlichem Kommunismus . Wilder nutzt das Aufeinandertreffen der Systeme in Berlin, um Ideologien ad absurdum zu führen. Hier die Aufzeichnung meines Vortrags.

So steht die amerikanische Coca-Cola-Firma (stellvertretend für Konsum und Kapitalismus) dem strammen Kommunisten Otto und den sowjetischen Funktionären gegenüber . MacNamara möchte Coca-Cola unbedingt in den Osten exportieren – doch die sowjetischen Verhandlungspartner fordern im Gegenzug frech die geheime Rezeptur der Cola, eine absurde Forderung, die die Ideologie-Konfrontation humorvoll überspitzt. Der Film zeigt diesen “Kampf der Weltmächte anhand eines karrierehungrigen Coca-Cola-Filialleiters” in Berlin und macht daraus eine bissige Satire.

Die Handlung spielt im Sommer 1961 im geteilten Berlin, also unmittelbar vor dem Bau der Berliner Mauer am 13. August 1961 . Diese zeitliche Verortung ist entscheidend: West-Berlin war damals ein Schaufenster des Westens mitten im Ostblock und Schauplatz ständiger Ost-West-Spannungen. Wilder nutzt authentische politische Markierungen, um den historischen Kontext zu verankern. Gleich zu Beginn des Films sieht man etwa staatlich orchestrierte Ost-Berliner “Friedensdemonstrationen” mit Transparenten, die den neuen US-Präsidenten John F. Kennedy schmähen und stattdessen Fidel Castro und Nikita Chruschtschow loben . Dadurch wird klar, dass die Geschichte in jener kurzen Phase spielt, als Ost und West in Berlin noch ungehindert in Kontakt kamen – kurz bevor der “antifaschistische Schutzwall” diese Verbindung kappen sollte.

Die nächste Matinee ist am 5. Oktober zum Monty Python: Die Ritter der Kokosnuss. Karten gibt es hier.

Eins, zwei, drei – Matinee am Sonntag, 14. September im Scala FFB

12. September 2025

Billy Wilders Film „Eins, zwei, drei“ aus dem Jahr 1961 ist eine spritzige Politkomödie, die zugleich als temporeiche Satire auf den Kalten Krieg gilt. Ich zeige diesen Film als Matinee am Sonntag 14. September im Scala Kino Fürstenfeldbruck. Karten gibt es hier.

Mit atemberaubendem Dialogtempo, bissigem Witz und pointierter Gesellschaftskritik gelingt es Wilder, die politischen Spannungen der damaligen Zeit zwischen Ost und West in eine rasante Handlung zu kleiden.

Der Film spielt im geteilten Berlin und erzählt die Geschichte des Coca-Cola-Managers C. R. MacNamara, brillant verkörpert von James Cagney, der sich unvermittelt in einer Kette chaotischer Verwicklungen wiederfindet, als die Tochter seines Chefs sich in einen jungen ostdeutschen Kommunisten verliebt.

Besonders bemerkenswert ist, wie Wilder mit sprachlicher Präzision und perfektem Timing arbeitet: Die Dialoge sind scharfzüngig, voller Doppeldeutigkeiten und lassen kaum eine Atempause zu. Gleichzeitig gelingt es ihm, die Groteske des Kalten Krieges offenzulegen, indem er die politischen Gegensätze karikiert und die Absurditäten auf beiden Seiten entlarvt. Das macht „Eins, zwei, drei“ nicht nur zu einer Komödie, sondern zu einer bitterbösen Satire mit zeitloser Relevanz.

Auch filmhistorisch hat das Werk einen besonderen Rang. James Cagney, der für seine dynamische Darstellung bewundert wurde, lieferte hier eine seiner letzten großen Kinoleistungen, bevor er sich vorübergehend von der Schauspielerei zurückzog. Das Tempo des Films, die Mischung aus Slapstick, Screwball-Elementen und politischem Kommentar sind ein Paradebeispiel für Wilders Meisterschaft, Unterhaltung und Tiefgang miteinander zu verbinden.

„Eins, zwei, drei“ ist damit mehr als nur eine leichte Komödie – es ist ein brillantes Stück Zeitgeschichte in filmischer Form, das die Absurditäten der Blockkonfrontation ebenso entlarvt wie die Oberflächlichkeit des westlichen Konsumdenkens. Wilder gelang mit diesem Film eine seltene Kombination aus politischer Satire, künstlerischer Raffinesse und purem Kinospaß.
Vortrag und Film am Sonntag, 14. September um 10:45 Uhr im Scala Fürstenfeldbruck. Karten gibt es hier.

Film- und Musiktipp: Playgirl (1966)

16. August 2021

Es gibt Filme, die mir völlig unbekannt waren und die mich von den ersten Minuten an total faszinieren. Ein solcher Film ist Playgirl als dem Jahre 1966 von Will Tremper. Hier passt alles zusammen: Regie, Kamera, Darsteller, Musik und Drehort.

Playgirl spielt in Swinging Berlin 1965. Es war die Zeit vor den Studentenprotesten, APO und SDS, die sattsam filmisch verbraten wurden. Es war eine Zeit, in der mir das Berlin des Jahre 1965 unbekannt war. Der Übergang von einer zerstörten Hauptstadt des Dritten Reiches in eine pulsierende Metropole. Beide Themen waren exzellent angerissen und in die Handlung integriert. So eine Stadtatmosphäre eines Nachkriegsberlins habe ich bisher nur beim genialen Billy Wilder in Eins, zwei, drei erlebt.
Nun, Playgirl von Will Tremper ist unter der Oberfläche ein politischer Film, vielmehr ist er eine schön erzählte, rasante Geschichte mit einer Prise Gesellschaftskritik. Neue, moderne Zeiten brechen an. Regisseur Willi Tremper drehte in seiner Karriere vier Filme und war sonst als Journalist und Autor unterwegs. Sein Die endlose Nacht von 1963 erhielt einige Preise beim Deutschen Filmpreis. Ich muss den Film noch sehen und habe ihn auf meine Watchlist gesetzt.

Playgirl erzählt die Geschichte des lebensfrohen Models Alexandra Borowski, dargestellt von Eva Renzi, die ihr Glück in Berlin sucht und Männer und Situationen für ihre Zwecke ausnutzt. Im Grunde eine Art IT-Girl der sechziger Jahre. Uschi Obermeier ohne Politik, wenn man so will.


Als ich die DVD in den Player lag, erschien das Gesicht der wunderschönen Eva Renzi. Ich habe sie gleich erkannt, weil sie ein paar Jahre später in Rainer Erlers ersten Teil des Blauen Palais spielte, der zu meinen Lieblingen gehört.
Warum kam ich jetzt auf Playgirl, der bereits 2006 auf DVD erschien und 2014 wunderschön wieder aufgelegt wurde? Es war die Musik, die mich interessierte. Der Komponist des Films war Peter Thomas. Der Score wurde damals unter dem Namen von Klaus Dollinger vermarktet, weil Polydor wohl meinte, es sei der bekanntere Name. Aber der legendäre Peter Thomas komponierte die meisten Stücke des Scores in seiner typischen Manier und typischen flotten Sound aus Jazz, Beat und Easy Listening. Thomas, über den ich ja bereits zu Raumpatrouille und die Schlangengrube und das Pendel begeistert gebloggt habe, hat hier wieder seine musikalische Magie bewiesen. Thomas bewegt sich mit Charme und Esprit in der Welt Berlins. Film und Musik sind für mich eine wunderbare Liebeserklärung des Berlins des Jahres 1965.
Sowohl Film als auch Score wurden mir von Walter Potganski von moviemax aus München dankenswerterweise zur Verfügung gestellt.