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Bergung der Costa Concordia am iPad

17. September 2013

Faszinierend und angewidert zugleich saß ich gestern den ganzen Tag vor dem Rechner und habe mir die Bergung des verunglückten Kreuzfahrtschiffes Costa Concordia angesehen. Die Tagesschau hat einen unkommentierten Livestream ins Netz gestellt, davon habe ich diese Screenshots als Gebührenzahler gemacht.

Ein alter Freund und Bekannter von mir, Franz Neumeier, Betreiber des wichtigsten deutschen Kreuzfahrtblogs Cruisetricks, hat mich am Morgen auf die Bergung in seinem Twitterkanal aufmerksam gemacht. Bei den Bildern denke ich mir immer wieder: Welche Angst mussten die Passagiere erleiden, als das Schiff kenterte. Die Costa Concordia war im Januar 2012 vor der italienischen Insel Giglio gekentert. 32 Menschen kamen ums Leben; zwei Leichen sind bis heute nicht geborgen worden. Vielleicht finden die Verantwortlichen bald die sterblichen Überreste.

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Am iPad verfolgte ich den ganzen Tag über den Stream. Dabei muss ich zugeben, dass ich dankbar war, nicht durch das Gequatsche irgendwelcher Reporter oder so genannter Experten gestört zu werden. Der unkommentierte Livestream zeigte Bilder, die Arbeitsatmosphäre und brachte die Live-Geräusche. Ich konnte beobachten, wie sich das verrostete Wrackteil zu heben begann. Es lag über 20 Monate im Salzwasser und sah entsprechend aus.

Mir schaudert bei dem Gedanken, dass noch zwei Tote an Bord dieses riesigen Stahlkolosses es zu finden sind. Wie müssen sich bei der Bergung die Angehörigen fühlen?  Und wie muss ich wohl der Kapitän fühlen, der scheinbar das Unglück zu verantworten hat?

Den ganzen Nachmittag über machte ich einige Screenshots. Der Stream lief auf meinem iPad und so konnte ich dank Web ganz nah bei der Bergung dabei sein. Auch eine neue Erfahrung für mich als Reporter. Die Livebilder waren gestochen scharf und interessant, obwohl so eine Schiffsbergung natürlich recht langsam vor sich geht. Stück für Stück, Zentimeter um Zentimeter hob sich das einst stolze Schiff aus dem Wasser. Für mich als Laien ist so eine Bergung , eine große technische Meisterleistung. Es war trotz schnellem Internet eine Art Entschleunigung.

Ich habe immer noch die Katastrophenfilme der siebziger Jahre vor Augen. Es begann mit dem Film flammendes Inferno, dann kann Erdbeben, und dann kam eine Reihe von Schiffs- und Flugzeugkatastrophenfilmen. Gerade die Flugzeuge und die Schiffe wurden am Ende immer spektakulär gehoben. Doch die Bergung der Costa Concordia stellt Hollywood in den Schatten. Das ist Realität, nicht Fiktion, die sich vor meinen Augen abspielte.  Und so eine Realität dauert halt auch seine Zeit.

Wir haben in der Familie diskutiert, welche Auswirkungen das Unglück auf das Reiseverhalten von uns hat. Während mein Vater Abstand vor einer Kreuzfahrt genommen  hat, ist meine Mutter immer noch ein riesiger Fan. Ich selbst würde gerne einmal die Hurtingroute bereisen. Genauso wenig wie mich Unfälle auf der Straße vom Autofahren abhalten oder Flugzeugabstürze vom Fliegen, so werde ich irgendwann meine Kreuzfahrt machen.