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Weiße Nacht der langen Tafel in Maisach

18. August 2019
Die weiße Nacht der langen Tafel

Die weiße Nacht der langen Tafel

Zusammenkommen, sich unterhalten, ein bisschen feiern – das erlebte ich bei einer schönen Aktion bei uns im Dorf Maisach im Landkreis Fürstenfeldbruck. Es war zum ersten Mal eine weiße Nacht der lange Tafel – und es war ein großer Erfolg für das Dorf.

Das Konzept ist einfach umzusetzen und braucht nicht die große Logistik eines klassischen Bürgerfestes. Es wurden auf der Grünfläche vor dem Maisacher Rathaus Bierbänke und Biertische aufgestellt – die Tische mit Kabelbinder wegen der Standfestigkeit verbunden. Auf die Tische kamen weiße Tischdecken und ein wenig Dekomaterial – bei mir standen weiße Kakteen aus Porzellan, die nicht ganz typisch für ein Dorf in Oberbayern sind (egal, was soll’s). Fertig war die weiße Tafel. 

Wer an der Tafel Platz nehmen wollte, sollte in weiß gekleidet sein. Dabei reichte es, wenn ein Kleidungsstück weiß ist. Essen mussten die Gäste selbst mitbringen, Getränke kamen von der örtlichen Brauerei Maisach. Und die Gäste strömten in weiß zur langen Tafel. Pro Meter Tisch spendete der Veranstalter, der örtliche CSU-Ortsverein, drei Euro an eine soziale Organisation.

Als das Fest gegen 18:30 Uhr offiziell begann, waren viele Bänke bereits besetzt. Gegen 19 Uhr war die Tafel fast vollständig gefüllt. Und es begann das große Festessen.

Natürlich stand die Neugier im Vordergrund: Was hat mein Banknachbar zum Essen dabei? Wir hatten einen Picknickkorb im Einsatz, der seit 18 Jahren unbenutzt im Keller schlummerte und nun seinen Einsatz fand. Meine Frau und ich entschlossen uns erst am Mittag zur Teilnahme an der weißen Nacht der langen Tafel. Unsere Speisekarte sah so aus: Vorspeise Sushi, Hauptspeise Teriyaki und Döner-Spieße, Datteln im Speckmantel, Djuvec-Reis, dazu Salat und Champignons in Balsamico, Nachspeise Reisauflauf mit Beeren, ich hatte mir zudem eine Bentobox mit zweierlei Reis, Avocado, Karotten, Putenbruststreifen und Ei gemacht. Zum Knabbern gab es Salzstangen. 

So konnten wir den ganzen Abend schlemmen und was ganz wichtig ist: Wir kamen ins Gespräch mit Leuten aus dem Dorf. Einige Gesprächspartner kannten wir, andere lernten wir kennen. Ich bekam das Du angeboten und die Zeit verging im Fluge. Ab und zu tröpfelte es, aber das Wetter war stabil. Zur Not hatten wir zwei weiße Schirme mit dabei. Je später der Abend, desto besser kam die Beleuchtung des Rathauses und der Bäume zur Geltung. Schön, dass die Musik nicht zu laut war, denn der Austausch und das Miteinander standen im Vordergrund und nicht Musikbeschallung. Gegen Mitternacht brachen wir nach Hause auf. Persönliches Fazit: Die weiße Nacht der langen Tafel hat Spaß gemacht und wenn es wieder angeboten wird, dann kommen wir gerne wieder. 

Alan Parsons und Jethro Tull am Münchner Tollwood 2014

16. Juli 2014

Viel habe ich mir nicht erwartet, als ich meinen Platz beim Konzert von Alan Parsons Live Project mit Jethro Tull’s Ian Anderson einnahm. Beide – sowohl Parsons als auch Anderson, gehören zu meinen Lieblingskünstlern, doch beide sind eigentlich in die Jahre gekommen. Aber meine Befürchtungen wurden nicht erfüllt – das Konzert auf dem Münchner Tollwood Festival war großartig. Musiker und Publikum waren hervorragend gelaunt.

Rattenfänger Ian Anderson und seiner Querflöte

Rattenfänger Ian Anderson und seiner Querflöte

Es begann mit dem Rattenfänger Ian Anderson und seiner Querflöte. Anderson wagte kaum Experimente und ging auf Nummer sicher. Es wurde eine Best-of-Show und die wollte das Publikum auch hören. Er spielte die meisten Songs aus den Endsechzigern, also Songs aus den Alben Stand Up,Songs from the Wood und Aqualung. Ein wenig in das ehemalige progressive Rock-Genre begab er sich mit seinen ausgezeichneten Mannen bei A Passion Play , das dem Meister sehr am Herzen liegt. Damals fiel das Album komplett beim Publikum durch, weshalb Anderson nun einen neuen Versuch mit dem Konzeptalbum startet. Ein wenig Kost gab es von dem neuen Werk Homo Erraticus, eine Art Thick As A Brick Teil 3. Sehr schön war es zu sehen, wie sehr sich Anderson noch ins Zeug legt. Noch immer streckt er sich beim Singen der hohen Töne, obwohl das Mikro im Tollwood wegen falscher Positionierung nicht immer den geringen Stimmumfang von Anderson einfangen konnte, schade.

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Seine Band harmonierte wunderbar, gesangliche Unterstützung bekam er zudem durch den ausgezeichneten Ryan O’Donell. Wir Fans wissen ja, in den achtziger Jahren hatte Anderson seine Stimme ruiniert und er greift seitdem immer auf zusätzliche gesangliche Unterstützung zurück.

Und es war eine Wohltat zu sehen, dass der alte Mann seine Bühnenshow über die Jahre nicht verlernt hat. Während er früher die meiste Zeit während eines Konzerts auf einen Bein verbrachte, setzte er wohl aus Altersgründen zum Storchenstand nur noch bei seinen Flöteneinsätzen an. Am Ende gab es immer das bekannte gestreckte Bein und es schön zu sehen, wie beweglich Ian Anderson noch ist und als Derwisch über die Bühne fegte. Und weil es am Tollwood vor älterem Publikum eine Art Best of-Show werden sollte, sangen alle brav mit. Bei Too Old to Rock ’n’ Roll: Too Young to Die! freuten wir uns im Publikum, weil wir noch nicht ins Gras gebissen haben, aber richtig glücklich waren wir dann bei Aqualung und dem Rausschmeißer Locomotive Breath.

Nach der Pause kam Alan Parsons an die Reihe. Ich fragte mich immer, warum ein genialer Tontechniker eine Live-Show machen sollte. Jetzt habe ich es verstanden. Parsons, der unter anderem für die Beatles und Pink Floyd aufnahm, spielte bei seiner Show Alan Parsons Live Project ein wenig Keyboard und Gitarre. Dann und wann griff er zum Mikrophon und sang die ruhigeren Songs aus dem APP-Ouvre. Er traf zwar nicht immer den Ton, dafür sang das Publikum um so lauter mit. Schade, schade, dass Eric Woolfson so früh verstorben ist. Die meiste Zeit hielt sich Parsons im Hintergrund. Er ist als Tonmann nicht eine Frontsau und weiß das auch.

Keine Rampensau, aber alles im Griff: Alan Parsons

Keine Rampensau, aber alles im Griff: Alan Parsons

Wie es damals bei den AAP-Alben der Fall war, versammelt auch heute Alan Parsons hervorragende Musiker um sich und bietet eine eindrucksvolle Zeitreise in die achtziger Jahre. Unterstützt wird der Sound durch eine starke Lightshow, die das Tollwood Zeit in eine Club-Atmo verwandelte.

Mit Instrumentalstücken ist Alan Parsons der breiten Masse in Deutschland bekannt geworden. Das ARD-Magazin Monitor setzte Luficer als Erkennungsmelodie ein und mit begeisterten Applaus wurden die einzelnen Stücke vom Münchner Publikum begrüßt. Und ich hatte den Eindruck, dass sich Alan Parsons in München wohl fühlte. Der Engländer, der heute in Santa Barbara in Kalifornien Avocados züchtet, hatte sich als Toningenieur viel in Münchner Studios herumgetrieben. Diese Studios wie die Musicland Studios im Arabella gehören zwar der Vergangenheit an, doch die Zuneigung zu München ist bei Parsons gelieben.

Die Show war auch etwas fürs Auge.

Die Show war auch etwas fürs Auge.

Auch er lieferte eine Best-of Show ab, hielt sich bis auf die aktuelle Single Fragile an die frühen Alben bis Ammonia Avenue (Don’t Answer Me, Prime Time). Vom Electronic-Spätwerk bekamen wir in München nichts zu hören, dafür Eye in the Sky und Co. Schön war das Zugaben-Medley aus Breakdown, dem Raben (mit eingespielten Orson Wells) und Games People Play von Turn of a Friendly Card – von dem Parsons mehrere Teile spielten ließ und eine nette Rückenprojektion zur Spielsucht mit fallenden Münzen einblendete.

Also rundum ein wunderbarer Konzertabend und das Tollwood Musikzelt etabliert sich als hervorragende Konzertarena in München.

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