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Konzertkritik: Nick Mason’s Saucerful of Secrets in München 2024

11. Juli 2024

Was muss diese Musik und die Show damals für eine Wirkung gehabt haben? Wenn man die Augen schließt, fühlte man sich beim Münchner Tollwood Konzert von Nick Mason’s Saucerful of Secrets in den Londoner UFO-Club zurückversetzt, wo die britische Psychodelic-Welle ihren Anfang nahm. Pink Floyd veränderte die musikalische Welt und wurde später eine der Supergroups der siebziger Jahre mit bombastischen Shows.

Nick Mason, der als Drummer bei Pink Floyd nie so im Rampenlicht wie seine Kollegen Roger Water und David Gilmour stand/saß, erinnerte mit seiner Tour an die frühe Phase von Pink Floyd von 1965 bis 1972. Dafür gehört ihm ein großes Dankeschön ausgesprochen. Seine Kollegen Waters und Gilmour setzen auf neue Projekte und die beiden Streithälse kommen wohl nicht mehr zusammen. Mason stand immer in der Mitte zwischen diesen Egos. Das zeigte sich auch als Waters bei einem Aufritt von Mason im Jahre 2019 in Beacon-Theater in NNY überraschend das Mirko ergriff.

Diese Überraschung blieb in München aus, Mason machte nur einen kleinen Witz mit einem Pseudo-Telefonat mit Waters auf der Bühne. Das Publikum machte und quittierte den Spaß mit einem Lachen. Bevor Dark Side of the Moon die Band in andere (finanzielle) Sphären katapultierte, war Pink Floyd der Wegbereiter der psychedelischen Musik.

Ich mag die frühen Alben, ich mag das geniale Mastermind Syd Barrett, der wohl zuviel LSD abbekam und durch Gilmour ersetzt wurde. Und so war ich vor allem interessiert, wie Nick Mason an diese Barrett-Zeit erinnerte. Und er tat es mit Würde, erklärte wie wichtig Barrett für die Band war. Er hatte einen besonderen Song dabei: Remember me, ein Wettbewerbssong aus dem Jahre 1965 als sich Pink Floyd in einem Beat-Wettbewerb messen wollten und verloren. Die Stimme von Syd Barrett wurde extrahiert und in dem Konzert eingespielt, während Nick Mason’s Saucerful of Secrets dazu spielten. Tolle Ehrung, dazu Bilder von Barrett auf der Leinwand. Das Video dazu gibt es hier.

Aber auch die anderen Songs von Piper at the Gates of Down wie Scarerow, Nike Song, Lucifer Sam und besonders der Konzertbeginn mit Astronomy Domine und die frühe Single Arnold Layne zogen mich in den Bann.

Wie experimentell Pink Floyd bis 1972 waren zeigten sich im Soundtrack Obscured by Clouds (schlechter Film), die Atom Heart Mother Suite (freilich ohne Orchester und Ballett) und ein gewaltiges Set the Controls for the Herat of the Sun (mit fetter Videoshow im Hintergrund). Das zumeist ältere Publikum war außer sich.

Gesteigert wurde die Hysterie mit den Klängen von Echoes und als erste Zugabe One of These Days vom Album Meddle. Ich hatte Echoes das erste Mal in der Dokumentation Crystal Voyager von 1973 kennengelernt, der bei uns im Schulkino in den Achtziger Jahren lief.
Nach dem Konzert legte ich zu Hause das Doppelalbum Ummagumma auf und lauschte den Auftritt in Pompeji. Wahnsinn, wie innovativ so einen Band sein kann. Und danke Nick Mason für diese Erinnerung.

Pink Floyd – nach 20 Jahren endlich gut

6. Oktober 2014

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Die Fans wissen es schon längst, dass Pink Floyd am 7. November ein neues Album mit dem Namen The Endless River auf den Markt bringen werden. Interessant ist, wie die alten Herren die Meldung verbreitet haben. Statt auf klassische Massenmedien zu setzen, gab es einen Twitter-Post von Polly Samsons – der Ehefrau von Floyd-Gittarist David Gilmour. Ich glaube nicht, dass es ein Leak war, sondern wunderbar inszeniert, um den britischen Murdock-Medien eines auszuwischen. Übrigens, Polly Samson wird den letzten Sound des Albums Louder Than Words mit neuem Text singen.

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Das Material von The Endless River stammt aus Restbeständen der Division Bell-Sessions aus dem Jahre 1993. Eine musikalische Resterampe – bitte nicht, aber ich denke es auch nicht. Wir erinnern uns, im Jahr 2008 verstarb das Bandmitglied Rick Wright und so widmen die Restmusiker ihrem Keyboarder das neue Doppelalbum. Wie man so hört, soll es vor allem Instrumentalstücke enthalten und natürlich hab ich das Album bereits vorbestellt.
The Endless River ist für mich Grund genug, die bisher letzte Scheibe Division Bell näher anzuhören. Im Jahr 2014 erschien ja zum 20. Geburtstag des Albums eine umfangreiche Sammler-Box.

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Gleich vorwerg: Ich geb es zu, eigentlich bin ich ja Roger Waters-Fan und mag diesen leidenden Selbstmitleid-Ton seiner Aufnahmen. Ich hab mir auch the Wall in Frankfurt angeschaut und war begeistert. Mit The Division Bell  tat ich mich anfangs schwer. Ich mochte die Aufnahmen nicht besonders. Sie lief einige Male, aber setzte sich nichts in meinem Kopf fest. Aber je mehr ich mich in das Material in jüngster Zeit hineinhöre, desto besser gefällt mir es. Und ich muss zugeben, es hat wirklich 20 Jahre gedauert. Wenn ich Pink Floyd hören wollte, griff ich zu den Klassikern, wie Dark side, Wish you were here, Wall oder Animal. Gerne auch zu den alten Heuler von Syd Barrett von Piper. Division Bell war nie meine erste Wahl.
Das hat sich nach 20 Jahren geändert. Und ich habe inzwischen das Werk schätzen gelernt. Es ist perfekter Mainstream, aber keine Revolution mehr. Und sicher wird The Endless River keine Revoultion werden. Und dennoch gelobe ich: Ich werde keine 20 Jahre brauchen, um dieses Album schätzen zu lernen. Und eines noch: Es wäre schön, wenn die Streithälse Waters und Gilmour über ihre Schatten springen würden. Aber Herr Waters hat ja verkündet, er sei kein Bestandteil von Pink Floyd mehr und habe nichts mit den Aufnahmen zu tun.


Hier das Unboxing von der The Division Bell Box und klare Empfehlung übrigens für die Box von Division Bell. Sie enthält einige Sammlerschätze:
Disc 1 – Doppel-LP Originalalbum, 2014 für die Vinyl-Edition auf Grundlage der Original-Analogbänder remastert. Zum ersten Mal mit allen Tracks in voller Länge.
Disc 2 – Blu-Ray (bisher komplett unveröffentlicht) – Video von 2014 zu Marooned – gedreht von Aubrey Powell mit Stereo- und 5.1 Audio Soundtracks – 5.1 Audio-Mix von The Division Bell von Andy Jackson in 96khz/ 24-bit-Auflösung – HD Audio-Stereomix von The Division Bell’ von James Guthrie in 96khz/ 24-bit Auflösung
Disc 3 – Single Take It Back (edit) / Astronomy Domine (live) in rotem Vinyl 7” Replikat in rotem Vinyl in Bildhülle
Disc 4 – Single High Hopes (edit) / Keep Talking (edit) in transparentem Vinyl 7” Replikat in transparentem Vinyl in Bildhülle und Postertasche
Disc 5 – Single High Hopes / Keep Talking / One Of These Days (live) in blauem Vinyl 12“ Replikat in blauem Vinyl, Laser-geätztem Design auf der Rückseite und Bildhülle. Enthält sieben Sammler-Karten im Umschlag.
Disc 6 – CD Album Discovery Version 2011 von The Division Bell in neu gestalteter Tasche
sowie 5 x 26cm x 26cm Kunstdrucke aus den Hipgnosis/Storm-Studios