Posts Tagged ‘Anarchie’

Die Ritter der Kokosnuss – Rückblick auf meine Komödien-Matinee

31. Oktober 2025

„Die Ritter der Kokosnuss“ ist weit mehr als nur ein absurder Monty-Python-Klamauk – er ist ein grellbunter Zerrspiegel menschlicher Torheiten, eine gallige Satire auf Macht, Religion, Bürokratie und das ewige Bedürfnis nach Sinn in einer Welt, die längst den Verstand verloren hat. Hinter dem scheinbaren Nonsens liegt ein feines Gespür für die Absurdität gesellschaftlicher Strukturen. Ich besprach und zeigte diesen Klassiker bei meiner jüngsten Komödien-Matinee im Scala Fürstenfeldbruck.

Die nächste Matinee am 9. November ist der Partyschreck, eine meisterhafte Slapstick-Komödie mit Peter Sellers in Höchstform. Als unbeholfener indischer Schauspieler Hrundi V. Bakshi stolpert er durch eine mondäne Hollywood-Party und richtet dort ein herrlich chaotisches Desaster an. Karten gibt es hier.

Großsprecherische Tafelrunde
König Artus und seine ebenso nutzlose wie großsprecherische Tafelrunde reiten – ohne Pferde, nur begleitet vom hohlen Klappern imaginärer Kokosnusshälften – durch ein düsteres, matschiges Mittelalter, das gar nicht so weit entfernt ist von unserer eigenen Gegenwart. Ihre Suche nach dem heiligen Gral wird zum Sinnbild der vergeblichen Jagd nach höheren Wahrheiten, während das einfache Volk, geplagt von Dreck, Hunger und der Willkür der Mächtigen, längst aufgehört hat, an Helden zu glauben. Meine Einführung zum Film hier als Video.

Die Python-Truppe entlarvt mit anarchischem Witz, wie dünn die Fassade der Zivilisation tatsächlich ist. Wenn Bauern ihren König nach der „legitimen Machtgrundlage“ fragen oder Nonnen der Lächerlichkeit preisgegeben werden, schimmert durch den Irrsinn eine erschreckende Klarheit: Unsere Institutionen, Ideologien und Rituale sind oft nur hohle Konstrukte – und wer zu genau hinschaut, sieht, dass hinter all der Ordnung ein absurdes Chaos lauert.

„Ritter der Kokosnuss“ macht sich über alles lustig, was Menschen heilig ist, und genau darin liegt seine radikale Gesellschaftskritik. Der Film erinnert uns daran, dass Humor die schärfste Waffe gegen Dogma und Dummheit ist. In einer Welt, die immer wieder dazu neigt, sich selbst zu ernst zu nehmen, ist dieser groteske Gralsritt eine befreiende Erinnerung: Nur wer lachen kann – auch über sich selbst – hat wirklich verstanden, wie absurd das Menschsein manchmal ist.

Die nächste Matinee ist der Partyschreck mit dem großartigen Peter Sellers. Karten gibt es hier.

Die Ritter der Kokosnuss am 5. Oktober im Scala Fürstenfeldbruck

3. Oktober 2025

Es gibt Filme, die man schaut, lacht, und danach wieder vergisst. Und dann gibt es Die Ritter der Kokosnuss. Dieser Monty-Python-Klassiker ist nicht nur eine Parodie auf die Artus-Sage, sondern ein anarchisches Feuerwerk, das mit jeder Szene spürbar macht, wie befreiend Humor sein kann. Ich zeige den Film Die Ritter der Kokosnuss am 5. Oktober in meiner Matinee im Scala Fürstenfeldbruck. Karten gibt es hier.

Schon die ersten Minuten – Ritter ohne Pferde, dafür mit klappernden Kokosnüssen – setzen den Ton: Hier wird nichts ernst genommen, nicht einmal die Grundvoraussetzung für eine mittelalterliche Heldengeschichte.

Schon die ersten Minuten – Ritter ohne Pferde, dafür mit klappernden Kokosnüssen – setzen den Ton: Hier wird nichts ernst genommen, nicht einmal die Grundvoraussetzung für eine mittelalterliche Heldengeschichte.

Was den Film so besonders macht, ist die Mischung aus kindlich-absurdem Klamauk und beißender Satire. Da trifft König Artus auf Bauern, die ihn über Anarchie und Klassenstrukturen belehren, als stünde man mitten in einer politischen Debatte der 1970er-Jahre. Da kämpft ein Schwarzer Ritter unbeirrt weiter, selbst ohne Arme und Beine – ein groteskes Sinnbild für Heldenmut, der in Wirklichkeit nur noch pure Sturheit ist. Und da hoppelt ein weißes Kaninchen ins Bild, das sich als blutrünstiger Killer entpuppt – ein Moment, der bis heute so herrlich überraschend wirkt, dass man sich jedes Mal aufs Neue schüttelt vor Lachen.

Die Monty Pythons schaffen es, mit einfachsten Mitteln – man denke an die legendären Kokosnussschalen – eine ganze Welt zu entwerfen, die vertraut und gleichzeitig völlig absurd ist. Ihr Humor lebt vom Bruch mit Konventionen: der Vorspann, der sich selbst sabotiert, die Ritter, die nur „Ni“ sagen können, oder das Finale, das so abrupt endet, als würde jemand den Filmstreifen einfach aus dem Projektor reißen. All das erzeugt eine Art anarchische Energie, die man beim Schauen regelrecht spürt.

Was bleibt nach diesem Film? Ein Grinsen, das nicht vergeht. Zitate, die man noch Jahre später lachend mit Freunden wiederholt. Und das Gefühl, dass man Zeuge von etwas geworden ist, das weit mehr ist als eine Komödie. Die Ritter der Kokosnuss ist eine Liebeserklärung an die Absurdität – und ein Beweis dafür, dass Lachen manchmal die schärfste Form der Kritik ist.
Ich freue mich auf den Film Die Ritter der Kokosnuss am 5. Oktober in meiner Matinee im Scala Fürstenfeldbruck. Karten gibt es hier.

Filmkritik: Toxic Avenger

24. September 2025

Nun ist er da, nachdem der Streifen TOXIC AVENGER lange unter Gore-Fans heiß diskutiert wurde. Er lief erfolgreich auf speziellen Festivals und nun ist der Kinostart für ein gewisses Publikum.

Die Neuverfilmung von „The Toxic Avenger“ aus dem Jahr 2023, inszeniert von Macon Blair, bringt das Kultobjekt der 1980er Jahre in die Gegenwart, verliert dabei jedoch einiges von dem anarchischen Charme des Originals. Die Geschichte des Außenseiters und Hausmeisters Winston Gooze, der durch einen radioaktiven Unfall zum toxic Avenger wird und gegen die korrupten Machenschaften seines ehemaligen Arbeitgebers kämpft, wurde behutsam modernisiert, um aktuelle Themen wie die Verstrickungen von Politik und Pharmaindustrie zu bedienen.

Mit einer hochkarätigen Besetzung um Peter Dinklage, Elijah Wood und Kevin Bacon präsentiert der Film eine professionelle und optisch ansprechende Version, die jedoch vieles von der rohen Energie und Selbstironie des trashigen Originals vermissen lässt. Ich vermisse die spöttischen Seitenhiebe und die derbe Kombination aus Sex und Crime, die für das Original charakteristisch waren. Stattdessen wirkt die Neuauflage oft zu dunkel, ernst und teilweise bemüht – was den Film zwar reifer erscheinen lässt, aber auch ein Stück weit unnahbar macht.

Zudem setzt die Produktion verstärkt auf CGI-Effekte, anstatt die praktischen Effekte zu nutzen, die dem Original seinen authentischen DIY-Look und Charme verliehen haben. Trotz aller Schwächen bietet das Reboot für Fans von Splatter und blutiger Unterhaltung durchaus einiges, wenngleich es sich eher wie ein Versuch anfühlt, den Kultfilm neu zu interpretieren, ohne wirklich seinen Geist einzufangen. In Deutschland erscheint der Film uncut.
Insgesamt ist das „The Toxic Avenger“-Remake eine moderne Hommage mit Promistars, die inhaltlich und stilistisch neu justiert wurde, aber schmerzlich zeigt, wie schwer es ist, den anarchischen Charme eines Kulttrashfilms der 80er Jahre in zeitgemäßer Form wiederzubeleben.

Das Original Atomic Hero (1984)
Für mich ist das Original „Atomic Hero“ aus dem Jahr 1984 ist weit mehr als nur ein Trash-Horrorfilm – er ist ein Kultphänomen, das mit seiner derben Mischung aus grellem Humor, brutalen Splatter-Effekten und einer gehörigen Portion Selbstironie die Grenzen des damals Üblichen sprengte und bis heute Fans begeistert. Regie führten Michael Herz und Lloyd Kaufman, die mit ihrem Studio Troma eine Marke schufen, die für Absurdität, Provokation und eine anarchische Haltung steht.

Die Handlung war 1984 simpel und bewusst überdreht, mit Figuren, die teilweise grotesker als Karikaturen wirken und einem Humor, der vor schwarzer Komik und übertriebener Gewalt nur so sprüht. Dabei verpackt der Film eine eigentlich ernsthafte Botschaft über Machtmissbrauch, soziale Außenseiter und Selbstjustiz in eine schroffen, fast absurden Filmstil, der genau das Faszinosum des Originals ausmacht.

Das Original lebt von einem rohen Charme: Die billigen Effekte, die wackelige Kameraarbeit und das oft hölzerne Schauspiel wirken, als wäre alles ein Produkt jugendlicher Kreativität und Enthusiasmus. Doch gerade diese Amateurhaftigkeit zieht den Zuschauer in ihren Bann und macht den Film zu einer Art liebevollem Pamphlet gegen das Establishment und die herrschenden Verhältnisse. „Atomic Hero“ ist Trash mit Herz, eine anarchistische Hymne auf den Underdog, die mit viel Wut, Blut und Klamauk dennoch eine einzigartige, fast schon poetische Figur erschafft.

Vergleicht man das Original mit neueren Adaptionen oder Remakes, wird schnell klar, dass diese den einzigartigen Charme nicht immer transportieren können. Neuere Fassungen versuchen oft, die Story komplexer und polierter zu machen, verlieren dabei aber die rohe Energie und den anarchischen Geist, der das Original zu einem Kultklassiker macht. Die Mischung aus Slapstick, sozialkritischer Satire und ungebremster Fantasie macht das 1984er Werk zum unvergesslichen Erlebnis, das man entweder liebt oder nicht versteht, aber nie ignorieren kann.

Insgesamt ist „Atomic Hero“ ein Film, der mit seiner Kombination aus Groteske, nostalgischem Trash-Flair und einem Helden wider Willen tiefer geht, als man beim ersten Blick meinen könnte. Seine anarchische Kraft und sein unerschütterlicher Wille für Gerechtigkeit machen ihn zu einem Stück Filmgeschichte, das trotz oder gerade wegen seiner Extrovertiertheit und Unglattheit immer wieder aufs Neue fasziniert.