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Lehrer! Ich bekomm ne fette Wut

3. Februar 2014

Es ist immer sehr einfach auf Lehrer zu schimpfen, denn jeder ist in die Schule gegangen und damit ist jeder Experte beim Thema Lehrer. Ich kenne durch meine Arbeit viele Lehrer, viele gute, viele schlechte – eben wie in jedem anderen Beruf auch. Aber daneben bin ich auch Papa und in dieser Rolle reagiere sauer auf die Behandlung meiner Kinder.

Ich meine damit die schriftlichen Tests in der Schule. Warum, und das frage ich mich ernsthaft, verwenden viele, sehr viele Lehrer die falsche Schrift in ihren Tests? Ich bekomme einen Brechreiz und eine fette Wut, wenn ich wieder einmal Comic Sans auf dem Angabenblatt zu einer Schulaufgabe sehe. Comic Sans ist eine Zumutung, eine Beleidigung für die Augen und das Schlimmste: Sie ist als Fließtext kaum zu lesen. Es ist eine Schrift, die höchstens dafür eingesetzt werden kann unter die Schulaufgabe die Aufmunterung “Viel Erfolg” zu setzen. Zu mehr nicht.

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Warum wird in der Lehrerausbildung nicht ein Grundmaß an Typografie gelehrt? Nochmals zur Wiederholung: Grundsätzlich wird zwischen zwei Schriftarten unterschieden: Serifen und serifenlose Schriften. An den Buchstaben hängen bei den Serifenschriften kleine Häkchen, die so genannten Serifen. Diese Serifen sorgen dafür, dass das Schriftbild schnell zu lesen ist. Die Augen können die Schrift schnell aufnehmen. Vor allem lange Texte wie Zeitungstexte, Facharbeiten oder Romane sollten in dieser Schriftart gesetzt sein. Berühmtestes Beispiel ist die Times. Die Augen werden über die Serifen geführt durch eine Art unsichtbare Leselinie.

Auf der anderen Seite gibt es die serifenlosen Schriften. Sie wirken plakativ, zerrissen, lautschreierisch. Diese Schriftart verwendet der Layouter bei kurzen Texten wie in Flyern oder auf Plakaten. Comic Sans ist eine serifenlose Schrift und eine besonders hässliche dazu.

Immer wieder kommen K1 und K2 von der Schule nach Hause und zeigen mir die Angaben ihrer Tests. Was sehe ich da? Comic Sans – eine Schrift, die enorm schwer als Fließtext zu lesen ist. Gerade unseren Schülern sollten Lehrern die schnelle und sichere Aufnahme von Texten erleichtern. Schriftenpsychologisch ist Comic Sans ein Verbrechen und Lehrern sollte diese Schrift um die Ohren gehauen werden, wenn sie dieses visuelle Verbrechen an unseren Kindern begehen. Sorry, aber das musste mal gesagt werden.

 

Was Typo vermitteln kann

27. Mai 2011

Es ist enorm wichtig über den Tellerrand hinaus zu blicken. Ich beobachte regelmäßig ausländische Websiten und wenn ich im Asien oder Arabien bin, kaufe ich Zeitschriften und Zeitungen. Ich versteh natürlich kein Wort, will aber ein Gefühl für ausländische Designs bekommen. Diese Beobachtungen versuche ich dann in meine eigenen Arbeiten einzubringen.

Vor diesem Hintergrund passt eine neue Meldung von Linotype sehr gut. Die Schriftendesigner haben die neue Headline-Schrift für die führende libanesische Tageszeitung An-Nahar entworfen, die gestern Abend in Beirut in komplett überarbeitetem Design vorgestellt worden ist. Nadine Chahine, Expertin für arabische Schriften bei Linotype, entwarf die Gebran2005 eigens für An-Nahar, mit deren Lektüre die aus dem Libanon stammende Schriftdesignerin aufgewachsen ist.

Inspiriert wurde Chahine bei ihrem Entwurf durch ein libanesisches Sprichwort, das übersetzt soviel wie „Oh Berg, kein Sturm kann dich ins Wanken bringen“ heißt. Die Schrift liegt in den Schnitten Bold und Heavy vor, die jeweils eng proportioniert sind, um platzsparende Überschriften in der An-Nahar zu ermöglichen.

„Die Gebran2005 drückt unverwechselbare Autorität und Selbstsicherheit aus. Sie wirkt gleichzeitig elegant und zeitgemäß“, erläutert Chahine die moderne Schlagzeilen-Schrift. „Es ist ein wagemutiges Design für beherzte Zeiten.“

Zwei weitere Schriften von Chahine zeigen zusammen mit der auch bisher in der An-Nahar verwendeten Marwan die Vielseitigkeit arabischen Schriftdesigns: Univers Next Arabic findet sich unter anderem in Zusammenfassungen, Untertiteln und Auszeichnungen. Palatino Sans Arabic wird für Fließtext und Untertitel in einer der Beilagen verwendet.

Wenn es was zum Designen gibt, dann kommt auch immer Mario Gracia in Spiel. Der Zeitungsdesignerguru konnte für die Neugestaltung des Layouts der Zeitung gewonnen werden (und bezahlt werden). „Bei bestimmten Projekten erkennt man deren Bedeutung sofort“, so Garcia, der in den vergangenen 40 Jahren bereits mit mehr als 50 Presseorganisationen zusammengearbeitet hat und für das Layout großer Publikationen wie beispielsweise des Wall Street Journals verantwortlich zeichnet. „Die An-Nahar ist für mich eine Zeitung der Zukunft, weil sie sich für die Meinungsfreiheit einsetzt und mit ihrem Design eine jüngere Leserschaft anspricht.“

Die Gebran2005 ist nach Gebran Tueni benannt, dem ehemaligen Chefredakteur und Herausgeber der An-Nahar. Im Dezember 2005 kam er bei einem Bombenattentat ums Leben. Die Neugestaltung der An-Nahar ist nicht nur seinem Gedenken gewidmet, sondern setzt auch ein weiteres Zeichen im Hinblick auf Meinungs- und Pressefreiheit, denen sich die Zeitung seit ihrer Gründung durch Tuenis Großvater im Jahre 1933 verpflichtet.