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Christopher Lee – Mein persönlicher Nachruf

12. Juni 2015

Meine erste Begegnung mit Christopher Lee war eine ganz üble Verwechslung. Ich hatte als Kind Dracula von 1930 mit dem großen Bela Lugosi gesehen und hatte vor diesem Vampirfilm keine Angst. Als meine Kumpels sagten, dass Dracula im Fernsehen wiederholt werden sollte, schlug ich vor, den Film gemeinsam anzusehen. Ich hatte den Mund großmäulig weit aufgerissen und war Wortführer, wie harmlos dieser Streifen sei. Also versammelten sich vier junge Menschen im Wohnzimmer meiner Eltern und wir schauten im Rahmen der ZDF-Reihe der phantastische Film Dracula. Allerdings schauten wir nicht den Dracula von 1930, sondern den Dracula von 1958. Hauptdarsteller war nicht Bela Lugosi, sondern Christopher Lee. Der Film war nicht in schwarzweiß, sondern in Farbe und blutig. Und uns Jugendlichen ging die Muffe. Lee spielte den Vampir elegant, aber brutal und blutrünstig.
Später kaufte ich mir zahlreiche Hammer-Filme mit Christopher Lee auf DVD, wobei mir aber die Dracula-Filme am liebsten waren. Frankenstein ging, die Mumie mochte ich nicht so. Richtig gerne mochte ich Dracula jagt Mini-Mädchen und die Komödie Die Herren Dracula. Irgendwann sah ich mal den The Wicker Man in einer Horror-Nacht im Kino und war fasziniert – heute ist der Film einer meiner liebsten Horror-Filme mit Christopher Lee, auch wenn den Film wohl kaum einer kennt. Fein war auch der Bond-Film Der Mann mit dem goldenen Colt.

Ich habe von Christopher Lee noch ein Autogramm bekommen.

Ich habe von Christopher Lee noch ein Autogramm bekommen.

Jahre später hatte ich mit Christopher Lee ein Interview auf einem Fantasy Filmfest in München. Ich war damals für meine Schülerzeitung vor Ort und furchtbar nervös. Ich hatte eine ganze Liste von Fragen vorbereitet. Aber anstatt meine Fragen zu stellen, erzählte ich ihm die Verwechslungsgeschichte und er amüsierte sich köstlich. Ich bekam ein Autogramm auf einem alten Aushangfoto von 1958, das heute noch in meinem Arbeitszimmer hängt. Später 1982 traf ich ihn nochmals bei der Premiere des Zeichentrickfilms „Das letzte Einhorn“. Dort sprach er den bösen König Haggard und war verblüfft, dass Lee die deutsche Synchronisation selbst vornahm. Er sprach ein sehr gutes Deutsch und ich kasperte mich damals mit meinem Schulenglisch ab. Er war ein cooles Schlitzohr, sehr, sehr britisch.

Mein Autogramm von Sir Christopher Lee auf einem Original-Aushangfoto von Dracula 1958.

Mein Autogramm von Sir Christopher Lee auf einem Original-Aushangfoto von Dracula 1958.

Nach dem Horror-Film Das Haus der langen Schatten wurde es für mich still um Christopher Lee. Vielleicht spielte er noch irgendwo mit, aber ich bekam es nicht mehr mit. Auf einem Flohmarkt kaufte ich einmal wunderschöne Musik aus Herr der Ringe, aufgenommen vom dänischen Tolkien Ensemble und der Stimme von Christopher Lee. Später erschien die 4 CD-Box unter dem Titel The Lord of the Rings: Complete Songs and Poems – Christopher Lee vom Tolkien Ensemble und ich habe im Dezember 2012 darüber gebloggt. Die Metal-Sachen waren nicht mein Fall.
Erst als er bei Star Wars Count Dooku und bei Herr der Ringe als Saruman wieder erschien, sah ich den großen Mann im Kino und vor allem auf Blu ray. Gerade bei Herr der Ringe kam Lees Schauspieltalent in der Extended Version von Herr der Ringe zu Tage, Peter Jackson sah das wohl zunächst nicht so. Auch beim Hobbit durfte er wieder auf der Leinwand erscheinen und ich bin gespannt auf die Extended Version vom dritten Hobbit.
Nun ist Sir Christopher Lee im Alter von 93 Jahren verstorben. Vielen Dank für Ihre Filme Sir Christopher.

Musiktipp: Complete Songs & Poems of the Lord of the Rings von Tolkien Ensemble

15. Dezember 2012

Weil wir uns alle am Hobbit-Fieber angesteckt haben, will ich mal Musik aus der Welt von Mittelerde vorstellen, die vielleicht nicht jedermann kennt. Ich meine jetzt nicht die Soundtracks von Howard Shore und Leonard Roseman, sondern die Musik des Tolkien Ensembles.

poems

Ich hab diese Musik aus Dänemark Ende der 90er Jahre des vergangenen Jahrhunderts auf einem Schallplattenflohmarkt entdeckt. Über die Jahre sind einige Aufnahmen hinzugekommen. Im Jahre 2006 erschien die 4-CD-Sammlung Complete Songs & Poems of The Lord of the Rings, die ich Fans von Mittelerde ausdrücklich empfehlen möchte. Bei der Band Tolkien Ensemble handelt es sich um dänische Musiker, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, die Gedichte und Gesänge vom Herr der Ringe zu vertonen und zu veröffentlichen. Unterstützung haben sie von Christopher Lee bekommen, der zahlreiche Tolkien Gedichte vortrug. Schön, dass Lee auch eine Rolle als böser Zauberer Saruman in Jacksons Herr der Ringe-Verfilmung bekommen hat.

Allerdings ist die CD-Sammlung keine leichte Kost. Die komplexen Aufnahmen gehen nicht sofort ins Ohr. Wunderbar finde ich die Choräle, aber auch die leisen Lieder aus dem Auenland. Insgesamt waren über 150 Musiker an den Aufnahmen beteiligt, darunter 14 Solisten. Die Sammlung enthält alle Veröffentlichungen des Tolkien Ensembles. Zehn Jahre hatten Casper Reifff und Peter Hall geraucht, um das Werk zu vollenden. Einige Songs wurden für die CD-Box nochmals neu aufgenommen und die Sammlung wurde neu editiert und nun in die korrekte Reihenfolge gebracht. Cool ist auch, dass ein königlicher Tolkien-Fan mit von der Partie ist. Königin Margarethe II. von Dänemark steuerte zahlreiche Zeichnungen und Illustrationen bei. Das Booklet wurde so wunderbar aufgewertet, es enthält neben den Texten der Gedichte und Gesänge auch eine Biografie der Künstler und die eindrucksvollen königlichen Illustrationen. Es lohnt sich also, die Aufnahmen als CD-Set Complete Songs & Poems of The Lord of the Rings zu erwerben und nicht als mp3-Download.

Für mich gehören diese Aufnahmen zu den Schätzen aus der Welt von Mittelerde. Wer sich ernsthafter mit der Welt von Tolkien beschäftigen will, kommt um diese Aufnahmen nicht herum.