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Stammzellspender für Hailey gesucht – Jers Mob braucht unsere Hilfe

6. Oktober 2023

Der verzweifelte Hilferuf berührt mich tief, ganz tief und ich will meine Reichweite einsetzen, damit vielleicht Hilfe für die kleine Hailey kommt.

Jimmy Dean Laubinger braucht unsere Hilfe. Laubinger ist im Internet bekannt als Jers Mob und betreibt ein Tattoo-Studio in Osnabrück. Er produziert unterhaltsame Videos aus der Welt des Tattoo-Kunst. Ich selbst lehne diese Tätowierungen komplett ab, aber die Videos von Jers Mob sind lehrreich und unterhaltsam und ich habe seine Kanäle in YouTube und Instagram abonniert und lausche seinen Charakteren Tina und Toni, die sich beispielsweise über die richtige Tattoopflege unterhalten.

Jetzt war aber Schluss mit lustig. Jers Mob veröffentlichte in den vergangenen Tagen ergreifende Videos zum Thema Stammzellspende. Grund: Seine Tochter Hailey ist schwer erkrankt. Das einjährige Mädchen leidet unter Mukopolysaccharidose Typ I, einer Stoffwechselerkrankung, die unbehandelt tödlich enden kann. Sie braucht einen Spender, der sich bei der DKMS registriert hat. Hier erklärt Jers Mob seine Situation mit ergreifenden Worten. Für mich ist klar: Diese Familie braucht unsere Hilfe.

Die DKMS ist eine internationale gemeinnützige Organisation, deren Ziel es ist, weltweit so vielen Blutkrebspatienten wie möglich eine zweite Lebenschance zu geben. Sie wurde 1991 in Deutschland von Dr. Peter Harf gegründet und sorgt seither dafür, dass immer mehr Patienten eine lebensrettende Stammzellspende erhalten. Auch meine Familie hat sich seit Jahren bei der DKMS registriert. Unter dem Motto „Mund auf. Stäbchen rein. Spender sein.“ wird ein genetischer Zwilling für Hailey gesucht.

Trotz des Schmerzes den Jers Mob und seine Familie erleiden, nutzt er seine Reichweite in den sozialen Medien und ruft unter dem Schlagwort „Helden gesucht“ zum Typisierungstag am 8. Oktober 2023 auf. Wer noch nicht registriert ist, kann dies von 12:00-16:00 Uhr in der Virage Diskothek / Baumstr.12 / 49074 Osnabrück tun. Das Tattoo-Studio von Jers Mob ist dem Ansturm nicht gewachsen und die Diskothek stellt Räume und Personal zur Verfügung. Wer nicht in Osnabrück ist, kann das Registrierungsset kostenlos online bestellen und sich registrieren lassen.

Ich will gerne meinen Teil mit meiner Reichweite dazu beitragen, dass die kleine Hailey einen geeigneten Spender findet. Als Vater zweier Kinder kann ich mir den Schmerz und die Verzweiflung der Familie vorstellen, nachdem eines meiner Kinder vor langer Zeit schwer erkrankten und Dank der Ärzteschaft gerettet wurde. Alles andere ist damit unwichtig. Als Vater wollte ich nur, dass mein Kind sein Leben kann.

Die Videos haben mich tief berührt. Ich kenne Jimmy Dean Laubinger alias Jers Mob, seine Frau und die kleine Hailey nicht persönlich, aber er hat meine volle Hochachtung und tiefsten Respekt, dass er in dieser dunklen Zeit für seine Tochter und die anderen armen Menschen kämpft, die eine Stammzellspende benötigen. Die Geschichte von Hailey gibt es hier zu lesen.

Daher hier nochmal mein klarer und eindeutiger Aufruf: Lasst euch typisieren. Ihr bekommt kostenlos ein Registrierungsset, wischt den Mund aus und schickt das Wattestäbchen zurück und seit damit ein potenzieller Stammzellspender.

Buchkritik: Schantall, tu ma die Omma winken! Aus dem Alltag eines unerschrockenen Sozialarbeiters von Kai Twilfer

2. Mai 2018

Ich brauchte ein Buch für die Zugfahrt – nichts fachliches, nur pure Unterhaltung. Es gibt so viel leichte Lektüre und ich wählte das Büchlein Schantall, tu ma die Omma winken! Nach dem Abschluss der Lektüre bin ich gespalten. Es sind zum Teil wunderbare Beobachtungen der deutschen Unterschicht und ich habe köstlich gelacht. Und dann hab ich mich geschämt, mir ist das Lachen im Halse stecken geblieben. Wie kann man sich so über Mitmenschen erheben? 

Gibt es wirklich diese beschriebene RTL-2-Unterschicht? Die Person eines imaginären Sozialarbeiters wird vom Autoren im Ruhrpott angesiedelt. Es sind humorvolle Beschreibungen einer bildungsfernen Schicht, die in ihrer eigenen Welt der Klisches leben. Gibt es diese einfachgestrickte Paralellwelt zum Bildungsbürgertum? Ich denke schon – die Gesellschaft ist vielfältig.

Wie weit geht man jetzt als Autor? Wo ist die Grenze zwischen Humor und Gesellschaftskritik? Und warum erhebt sich Autor Kai Twilfer über diese Menschen mit seinem Buch? Das Buch ist aus zwei Perspektiven geschrieben. Da wäre auf der einen Seite die Erlebnisse der konsumorientierten Schantall als alleinerziehende Mutter, die bei den Eltern wohnt und sich nach einem Leben im Glitzerwohlstand sehnt, mit dem Reisebus in den Massentourismus fährt, auf der Suche nach einem Partner ist, der ihr Sicherheit und Einkommen gibt. Die scharfsinnigen, zum Teil humorvollen Analysen des imaginären Sozialarbeiters über sein Schäfchen Schantall treffen den Nerv, aber dann kommt die zweite Ebene des Autors.

Er erweitert seine Analyse über Schantall hinaus. Er stellt sich über Schantall und übt klassische Gesellschaftskritik. Er analysiert beispielsweise den Drang zu Tätowierungen – das Arschgeweih darf nicht fehlen, zu billigen Wohneinrichtungen aus Pressspan, schreibt über Paarungsriten, analysiert das Verhalten von B- und C-Prominenz oder das Freizeitverhalten. Viele der Kritikpunkte treffen und halten einen Spiegel vor, aber durch diesen Ebenenwechsel bricht das Buch auseinander. Das hat mir nicht gefallen und obwohl ich zeitweise auf meiner Bahnfahrt schallend gelacht habe, werde ich mir kein Buch mehr von Kai Twilfer kaufen, obwohl er auf den Bestsellerlisten steht. Er wird es verschmerzen und ich auch.