Posts Tagged ‘Richard Wahnfried’

Musiktipp: Deus Arrakis von Klaus Schulze

30. Juni 2022

Es fühlt sich irgendwie seltsam an, das letzte Album von Klaus Schulze zu hören. Auf der einen Seite freue ich, wenn die Musik des Electronic-Musikanten aus Berlin zu hören, auf der anderen Seite ist mein Herz volle Trauer, weil Schulze ja am 26. April 2022 verstarb und das vorliegende Album nun sein Vermächtnis ist.

Deus Arrakis heißt das Album und ich habe mir die auf 500 Exemplare limitierte Sammler-Box geleistet. Ich habe die Nummer 441. Sie enthält drei goldene Vinyl-Schreiben, die CD, einen Pin sowie Sand (!) und ein gerahmtes Artwork mit Autogramm vom Meister. Für letzteres suche ich noch einen Ehrenplatz in meiner Bleibe. Es gibt die CD und Vinyl auch einzeln. Die Box war schnell ausverkauft.

Hier das Unboxing-Video:

Mein erstes Klaus Schulze Album war 1979 Dune, das 2017 neu remastered erschienen ist. Schulze war nach eigenen Worten ein Fan von Frank Herberts Wüstenplanet. Da sind wir Brüder im Geiste, denn Dune gehört auch zu meiner Lieblingslektüre und ich habe die verschiedenen Übersetzungen verglichen. Klaus Schulze war auch am Score von Hans Zimmer zur Neuverfilmung von Dune beteiligt. Ich bin absolut kein Zimmer-Fan, aber der Score zu Dune ist prima.

Schulze Pressestelle verbreitete das humorvolle Zitat „Ich brauche noch mehr von diesem Spice.“ Und so dreht sich sein letztes 77 minütiges Werk auch um den Wüstenplaneten Arakis.

Als ich die Musik hörte, kamen mir dank der „Schulze Atmosphäre“ zahlreiche Assoziationen in den Sinn. Ich sehe vor meinen geistigen Auge, wie der Wind auf die Dünen von Arrakis weht. Manches Mal kommt sogar die Erinnerung an Dune von 1979 hoch. Der Sound ist Schulze pur – ohne Rhythmus eines Richard Wahnfried. Keine Musik des Godfathers of Techno, sondern klassischer Schulze, so wie ich ihn immer geliebt habe. Spice für die Sinne. Während ich den Klängen lausche, tragen mich meine Gedanken zu Frank Herbert und seinem Werk, ich denke an die beiden großartigen Verfilmungen von Dune und ich denke immer wieder an Meister Klaus Schulze selbst, wie er meine Musik revolutioniert hat. Berliner Schule und so – die großen Keyboarder, die verstorben sind, kommen mir in den Sinn: Keith Emerson, Vangelis, Edgar Froese, Richard Wright, Jon Lord – nicht immer ähnliche Musik, aber Musik, die mein Leben bereichert hat.
Ich werde die nächsten Tagen Deus Arrakis hören, lauschen, genießen – am besten über Kopfhörer und die Musik von Schulze ist so kostbar wie Spice.

Musiktipp: Richard Wahnfried: Tonwelle

8. April 2012

Es gibt Musik, die einfach Geschichte gemacht hat und selbst eine tolle Geschichte ist. Im Moment bin ich wieder auf meinem Klaus Schulze Tripp und ich habe dabei sein Projekt Richard Wahnfried wieder entdeckt. Wer auf elektronische Musik steht und die Tonwelle nicht kennt, der steht nicht auf elektronische Musik – so einfach ist das. Ich liebe Richard Wahnfrieds Tonwelle.

Dabei will ich nicht die alte Aufnahme hier in dem Mittelpunkt stellen, sondern die Neuauflage. Tonwelle war 1981 das zweite Richard Wahnfried-Album von Klaus Schulze mit interessanter Besetzung: Mit Gitarrist Manuel Göttsching arbeitete er erstmals seit seinem Ausstieg aus Ash Ra Tempel wieder zusammen. Den Gesang steuerte Michael Garvens bei und für den Beat sorgte der Santana-Drummer Michael Shrieve.

Die Tonwelle hatte bei uns eine nette Geschichte. Was aber bei uns als Jugendliche in den achtziger Jahren immer für Streit sorgte: In welcher Geschwindigkeit läuft die Platte? Natürlich spielte ich sie in 33 Umdrehungen pro Minute ab, schließlich war es eine Langspielplatte und die gehören in 33 abgespielt. Aber einmal haben wir vergessen, die Geschwindigkeit beim Single-Hören umzustellen und die Tonwelle spielte auf 45 Umdrehungen pro Minute. Das war der Hammer! Die Musik hatte eine Power – unglaublich. Es waren nur die beiden Stücke Schwung und Druck.

Und bei der Wiederveröffentlichung der CD sorgte Schulze für eine Überraschung. Er brachte ein Doppelalbum der Tonwelle heraus, eine CD in 33, die andere CD in 45. Das ist Kunst auf hohem Niveau. Schulze sagt selbst: „Ich habe die Aufnahmen zum ersten Mal nach 30 Jahre wieder gehört und finde die Aufnahme im langsameren Tempo sehr viel besser, obwohl ‚Schwung‘ und ‚Druck‘ nicht mehr so ganz passen. Aber wenn man die Titel auch noch verändern würde, würde es nur noch zu mehr Verwirrungen führen. Ich bin mir sicher, dass diese neuen Versionen den alten und neuen Fans gefallen werden.“

Der Schulze ist ein Schlitzohr und hat sich mal wieder seinen Platz in der Musikgeschichte gesichert. Natürlich geht der Streit unter den Hardcore-Fans los, schließlich heißt die Neuveröffentlichung: Richard Wahnfrieds Tonwelle und der Künstler Klaus Schulze. Es ist nicht Richard Wahnfried: Tonwelle – ein kleiner, aber feiner Unterschied. Mir ist es egal. Ich bin froh, dass ich meine LP nun ausmustern kann und laut, aber ganz laut den Klangteppich des Herrn Schulze auf CD lauschen kann.