Posts Tagged ‘Paolo Pellegrin’

Die Magie des Kontaktbogens – Fotoausstellung Magnum . Contact Sheets

12. Januar 2015

Aufmacher

Noch bis zum 16. Januar läuft im Berliner Amerika Haus C/O Berlin Foundation eine der besten Fotoausstellungen, die ich seit langem besucht habe: Magnum . Contact Sheets. Es geht um Fotomagie – es geht um die richtige Auswahl aus einem Kontaktbogen.

Voller Ehrfurcht besuche ich die Ausstellung im Berliner Amerika Haus.

Voller Ehrfurcht besuche ich die Ausstellung im Berliner Amerika Haus.

Voller Erfurcht betrachtete ich einige der wichtigsten Fotodokumente des Fotojournalismus, die von Fotografen der legendären Agentur Magnum stammen. Fotos, die wir alle kennen, die sich in unser kollektives Fotogedächtnis eingebrannt haben. Ich sah die berühmten Bilder von Robert Capa, Henri Cartier-Bresson, David (Chim) Seymour, Werner Bischof, George Rodger und Elliott Erwitt, über Inge Morath, René Burri, Eve Arnold, Leonard Freed, Thomas Hoepker, Josef Koudelka und Gilles Peress bis hin zu Martine Franck, Martin Parr, Jim Goldberg, Trent Parke, Jonas Bendiksen, Bruno Barbey, Paolo Pellegrin und Alec Soth. Und ich sah, dass diese Meister Profis ihres Fachs waren. Sie schossen nicht nur ein, zwei Fotos, sondern eine ganze Serie von Bildern. Und dann kam die Arbeit, die jeder Fotograf vom Amateur bis zum Profi kennt: Die richtige Auswahl – die Entscheidung den richtigen Schuss zu finden. In der analogen Zeit gab es dafür den Kontaktbogen. Die Negativstreifen wurden auf ein DIN A4-Fotopapier gelegt, belichtet und entwickelt. Meist mit Fotolupe begann dann die Auswahl: Was ist das beste Bild? Welches Bild drückt die Stimmung, den Augenblick, die Atmosphäre am besten aus?

Diese Wahl war schwierig und hier trennt sich die Spreu vom Weizen. Der Profi trifft die richtige Auswahl, sieht das zu entstehende Kunstwerk auf dem Kontaktbogen. Im Kopf entsteht aus dem kleinen (Vorschau-)bild des Kontaktbogens dann das große Werk, oftmals beschnitten.

Am Eingang der Ausstellung steht ein Zitat des großen Henri Cartier-Bresson, das mich beeindruckt hat: „Ein gelungenes Bild aus einem Kontaktbogen herauszuholen ist so, wie in den Keller zu gehen und mit einer guten Flasche Wein zurückzukehren, die man dann gemeinsam leert.“ Wunderbar die Arbeit damals im Fotolabor oder heute am Photoshop beschrieben – tolles Zitat.
Und diesen Prozess der Auswahl, die Entscheidung über ein Bild lässt sich wunderbar in der Ausstellung Magnum . Contact Sheets nachvollziehen. Der entscheidende Augenblick – in der Fotografie ist dieser alles bestimmend. Ich empfehle diese Ausstellung im Berliner Amerika Haus ausdrücklich allen, die mit Fotos zu tun haben: Volontären, Redakteuren, aber auch allen Bloggern.

Und ich bin der Fotoagentur Magnum dankbar für diesen ungewöhnlichen Schritt, diese Kontaktbögen zu zeigen. Als Bildjournalist verschwinden eigentlich die Kontaktbögen vor den Augen der Öffentlichkeit. Man zeigt den Ausschuss eigentlich keinem Menschen. Aber in dieser Ausstellung wird durch das Zeigen des fotografischen Ausschusses der Weg zum perfekten Foto klar und eindeutig. „Mit dieser totalen Transparenz und Entblößung seiner Arbeitsmethode macht sich der Fotograf angreifbar. Er riskiert, die Aura des Einzelbildes zu brechen und den kreativen Prozess zu entzaubern. So entsteht auch beim Betrachten des Kontaktbogens die Faszination, einerseits unmittelbar am Geschehen teilzunehmen und dem Fotografen über die Schulter zu sehen, andererseits damit etwas Verbotenes zu tun – wie in ein fremdes Tagebuch oder einen fremden Kleiderschrank zu blicken“, heißt es vom Amerika Haus und sie haben Recht.

In chronologischer Reihenfolge zeigt diese absolut sehenswerte Ausstellung leidenschaftlich engagierte Reportagen aus dem Zweiten Weltkrieg, Straßenszenen des Prager Frühlings, Ikonen wie Che Guevara, Mohammed Ali und Malcom X, Balkankrieg und Blutigen Sonntag, Brennpunkt Nahost, Porträts der japanischen, brasilianischen und britischen Gesellschaft sowie zahlreiche, weltweit historische Ereignisse mehr. Anhand dieser einzigartigen Zusammenstellung der Kontaktbögen werden in der Ausstellung drei unterschiedliche Ebenen sichtbar: Die jeweiligen politisch-sozialen Inhalte der Fotografien an sich, die allgemeine Historie der Reportagefotografie sowie die Entstehungsgeschichte der einzelnen Bilder.
Zu der Ausstellung ist ein kiloschwerer Katalog Magnum Contact Sheets erschienen, den ich absolut empfehlen kann. Ich werde über diesen 508 seitigen Katalog separat bloggen.

Das 55. Mal World Press Photo

16. Februar 2012

Jedes Jahr kaufe ich mir pflichtbewusst die neueste Ausgabe des Sammelbandes World Press Photo. Dort sind die Sieger und die wichtigsten Beiträge des vergangenen Jahres zusammengefasst. Ich setze die Fotos in meinen Fotoseminaren ein, aber auch privat sehe ich gerne, wie der Zeitgeist der aktuellen Pressefotografie aussieht.

Vor kurzem wurden die neuesten World Press Photos gekürt.Sieger ist dieses Mal Samuel Aranda aus Spanien. Das Siegerfoto von Samuel Aranda zeigt eine verschleierte Muslimin, die im Inneren einer Moschee, die während der Zusammenstöße in Sanaa, Jemen, am 15. Oktober 2011 gegen die Herrschaft von Präsident Ali Abdullah Saleh als Lazarett von Demonstranten diente, einen verwundeten Angehörigen in den Armen hält. Samuel Aranda arbeitete im Jemen im Auftrag der New York Times. Er wird von Corbis Images vertreten.

Der von der internationalen Organisation World Press Photo veranstaltete Wettbewerb, bei dem Canon als Sponsor auftritt, gilt weltweit als bedeutendster Wettbewerb für Fotojournalisten. Im 55. Jahr seiner Austragung wurden 101.254 Bilder von 5.247 Profifotografen aus 124 Ländern eingereicht. Keine Angst, meine Bilder sind nicht dabei. Ich kenne meine Grenzen.

Obwohl ich begeisterter Nikon-Fotograf bin, kann mich Kieran Magee, Professional Imaging Marketing Director bei Canon Europe, nur anschließen: „ Wir gratulieren Samuel Aranda und allen Gewinnern in den einzelnen Kategorien des World Press Photo Wettbewerbs. Die Aussagekraft des Siegerfotos basiert auf der in dieser komplizierten Situation so bewegenden menschlichen Geschichte, die sich in einem einzigen Moment manifestiert. Herausragende Bilder sind ein zunehmend wichtiger Teil des Journalismus. Bilder können heute mit einer immer größeren Geschwindigkeit mit der ganzen Welt geteilt werden. Sie sorgen dafür, dass Geschichten in einer ausdrucksstarken und emotional berührenden Art lebendig werden“.

Auch zwei Canon Botschafter wurden von der Jury des Wettbewerbs ausgezeichnet. Brent Stirton, Getty Images, gewann zwei Preise mit Bildern in den Kategorien „Natur“ und „Aktuelle Themen“, Paolo Pellegrin, Magnum, einen zweiten Preis im Bereich „Allgemeine Nachrichten“.

Für sein Siegerfoto erhält Samuel Aranda ein Preisgeld in Höhe von 10.000 Euro, sowie ein Canon DSLR Kit bestehend aus einer digitalen EOS Spiegelreflexkamera und einem Objektiv. Die Sieger in den einzelnen Kategorien erhalten ein Preisgeld von 1.500 Euro. Die Erst-, Zweit- und Drittplatzierten aller Kategorien bekommen ein Jahrbuch mit einer auf einem Canon Large Format Printer gedruckten individuellen Titelseite.