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Erinnerungen an Nico – sie starb vor 35 Jahren

18. Juli 2023

Ich bin nicht immer in der Stimmung für Ihre Musik, aber wenn ich sie bewusst hören will, dann bin ich ihr verfangen. Diese Stimme starb heute vor 35 Jahren am 18. Juli 1988 auf Ibiza. Gemeint ist Nico.

Die Sängerin Nico war zweifellos eine außergewöhnliche Künstlerin, die durch ihre einzigartige Stimme, ihren unverkennbaren Stil und ihre tiefsinnigen Interpretationen einen bleibenden Eindruck in der Musikwelt und auf mich hinterlassen hat. Geboren am 16. Oktober 1938 als Christa Päffgen in Köln wurde sie später unter ihrem Künstlernamen Nico bekannt und fand ihren Platz in der alternativen Musikszene der 1960er und 1970er Jahre.

Nico begann ihre Karriere als Model und Schauspielerin, bevor sie durch ihre Verbindung zur New Yorker Künstler- und Musikszene in den Fokus der Aufmerksamkeit rückte. Ihre Zusammenarbeit mit dem legendären Produzenten Andy Warhol und dessen Projekt The Velvet Underground machte sie zu einem prominenten Mitglied der Underground- und Avantgarde-Bewegung. Ihre markante, tiefe Stimme, die oft mit einem Hauch Melancholie durchzogen war, verlieh den Liedern der Band eine einzigartige Faszination und ergänzte perfekt die experimentellen Klänge der Musik. Meine erste LP war The Velvet Underground by The Velvet Underground und dann gleich darauf das Meisterwerk mit der Banane The Velvet Underground & Nico.

Nach ihrem Ausstieg bei The Velvet Underground begann Nico eine Solokarriere und veröffentlichte mehrere Alben, die ihre Vielseitigkeit als Künstlerin unter Beweis stellten. Ihre Musik bewegte sich zwischen experimentellem Rock, Folk und elektronischen Klängen, wobei sie oft von düsteren und existenziellen Themen inspiriert wurde. Dabei war sie stets ehrlich und authentisch, was ihr eine treue, aber kleine Anhängerschaft einbrachte, die ihre Kunst zu schätzen wusste.

Schauspielerin und Künstlerin
Neben ihrer Musikkarriere war Nico auch als Schauspielerin aktiv und trat in mehreren Filmen auf, darunter Federico Fellinis „La Dolce Vita“. Diese Vielseitigkeit in ihrem künstlerischen Ausdruck zeigte, dass sie nicht nur eine Sängerin, sondern eine wahre Künstlerin in allen Facetten war.
Nico führte ein intensives, aber auch schwieriges Leben, das von Drogenabhängigkeit und persönlichen Herausforderungen geprägt war. Leider endete ihre Reise viel zu früh, als sie am 18. Juli 1988 nach einem tragischen Fahrradunfall verstarb. Sie starb aufgrund einer nicht rechtzeitig erkannten Hirnblutung am selben Tag im Krankenhaus. Nico wurde in Berlin auf dem Friedhof Grunewald-Forst im Grab ihrer Mutter beigesetzt.

Ihr Vermächtnis lebt jedoch weiter. Nico wird als Ikone der Avantgarde-Musik verehrt und hat zahlreiche Künstler nach ihr beeinflusst. Ihre eindringliche Stimme und ihre einzigartigen Kompositionen werden weiterhin gehört und geschätzt, und ihre Bedeutung für die Musikgeschichte bleibt unbestreitbar.
In Erinnerung an Nico werde ich ihre Kunst und ihren Mut, Grenzen zu überschreiten, stets in Ehren halten. Möge ihre Musik weiterhin Menschen inspirieren und dazu anregen, die Vielfalt und Tiefe der menschlichen Emotionen zu erforschen. Nico wird unvergessen bleiben und als eine der bedeutendsten Künstlerinnen ihrer Zeit in die Geschichte eingehen.

Dazu einen Filmtipp
NICO, 1988 ist ein Roadmovie über die letzten Lebensjahre von Christa Päffgen. Der Film erzählt von ihren letzten Auftritten in den achtziger Jahren und spielt in Paris, Prag, Nürnberg, Manchester, auf dem polnischen Land und an der römischen Küste. Regisseurin Susanne Nicchiarelli taucht tief ein in das Leben einer tragischen, aber bemerkenswerten Frau, die von der dänischen Schauspielerin und Sängerin Trine Dyrholm (DIE KOMMUNE, DAS FEST), kompromisslos dargestellt wird. Alle Songs im Film werden von Trine Dyrholm selbst gesungen.

Persönlicher Nachruf auf Lou Reed

28. Oktober 2013

Das erste Mal als ich Lou Reed gehört habe, war ich ein Teenager auf der Suche nach neuen musikalischen Ufern. Bei einem Kumpel hörte ich die VU-Aufnahmen mit Nico. Die Stimme der schönen Deutschen faszinierte mich, aber noch mehr der Sound der Band. Ungemein rhythmisch, doch zugleich kalt und hart. Mein Popmusikhimmel geriet ins Wanken, als ich von der Band die ersten Bilder sah. Internet gab es damals nicht und so musste ich in Rockalmanachs stöbern, um einen Eindruck von den Kerlen zu bekommen. Typen in Lederjacken mit Sonnenbrillen – das war anders als die Sunnyboys, die ich kannte.

Ich hörte mich in VU ein und musste erst einmal schlucken. Die besungene Welt war ganz anders als die heile Welt in der ich aufgewachsen sind. Ich wartete nie auf einen Freier und spritze mir kein Heroin, machte einen Entzug oder experimentierte nicht mit Sadomaso. Obwohl ich nichts mit der Welt von VU gemeinsam hatte bis auf die Vorliebe für Andy Warhol gefiel mir der Sound. Erst auf LP und später auf CD kaufte ich mir alles von VU. Zuletzt bekam ich von meiner Frau die Bananen-Box geschenkt. Ich glaube, sie weiß gar nicht, welche Freude sie mir gemacht hat.

Box

Als Lou Reed auf Solopfaden wandelte, folgte ich ihm. Zwar war ich kein Transvestit, der von Miami nach NYC kam, sich die Beine rasierte und einen Walk of the wild Side antrat. Klar die Transformer war wichtig, aber persönlich noch wichtiger war das New York Album. Ich hatte es bei meinen Streifzügen durch Big Apple im Ohr, verschenkte die CD ein paar Mal. Das war für mich das Meisterwerk von Lou Reed. Die Gosse, die dunklen Seiten – welch Faszination.

Dann verlor ich Reed aus den Augen bzw. aus den Ohren. 1993 kam er für mich zurück als er mit Fool of Pride eine der besten Nummern des 30th Anniversary Concert Celebration von Bob Dylan ablieferte. Da war es wieder das alte Feuer, der hypnotische Sprechgesang. Ich kramte meine alten Scheiben hervor und lauschte den Worten. Reed studierte einstmals Kreatives Schreiben an der Syracuse University, und der Dichter Delmore Schwartz war sein Lehrer – das merkt man.

Von jüngeren Aufnahmen gefielen mir die Poe-Aufnahmen von 2000. Ich wollte nach Hamburg, um mir die Aufführungen anzusehen, kam aber nie dazu. Jetzt ist es vorbei. Da die CD ohne Textbuch auskam, besorgte ich mir die Buchversion The Raven mit Zeichnungen von Lorenzo Mattotti, um das alte Englisch von Edgar Allan zu verstehen. Die Worte hab ich dann verstanden, ob es mir mit dem Sinn auch so ging, sei dahingestellt.

Auch blieb mir die Sinnhaftigkeit in der Zusammenarbeit mit Metallica bei Lulu zunächst verborgen. Zu radikal war die Wendung Reeds. Rückblickend gesehen, ist es ein großartiges Album geworden. Aber sehr gewöhnungsbedürftig. Gerne hätte ich dich oder Auftritte mit seiner Frau Laurie Anderson gesehen. Sie war jahrelang ein absoluter Geheimtipp für mich. Oh Superman und Home of the Brave gehören für mich zu den Klassikern der Performanceart.