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Kritik: Bootleg Serie Vol. 15 Travelin‘ Thru von Bob Dylan

12. November 2019
Bootleg Serie Vol. 15 Travelin‘ Thru von Bob Dylan

Bootleg Serie Vol. 15 Travelin‘ Thru von Bob Dylan

His Bobness ist ein wandlungsfähiges Phänomen. Und das zeigt der Meister immer wieder auf eindrucksvolle Art. Jetzt kam aus seiner Bootleg Serie die 15. Ausgabe heraus und sie dokumentiert die interessante musikalische Zeit Dylans zwischen 1967 bis 1969.
Während die Beatles mit The Sgt.Pepper’s Lonely Hearts Club Band, die Stone mit Their Satanic Majesties Request zum technischen Overkill antraten, Pink Floyd auf Psychodelic-Music setzen, The Cream den Blues frönten, da gab Bob Dylan eine komplett andere Richtung vor. Nach seinen drei elektrischen Alben und einem Motorradunfall war die Öffentlichkeit gespannt, was der Meister abliefern würde. Dylan meldete sich aus Woodstock und Nashville und setzte auf ruhige, nahezu biblische Texte und Töne. Und dann spielte er Country.

Seine beiden Alben John Wesley Harding und dann vor allem Nashville Skyline waren das genaue Gegenteil, was sich Fans erwartet hatten. Und mit der Travelin‘ Thru,1967-1969:the Bootleg Series V.15 kommen nun die Outtakes dieser Zeit auf den Markt. Zudem erscheinen endlich offiziell die Aufnahmen mit seinem Kumpel Johnny Cash.
Dylan schaffte es im Alleingang, den liberalen Rock mit dem konservativen Country zu versöhnen.
Es kam damals nicht zum gemeinsamen Album Cash/Dylan, aber jetzt liegen die Aufnahmen vor. Ich verehre beide Musiker und die Aufnahmen zeigen, welche Basis die beiden Menschen hatten. Ich hatte bereits einige davon durch illegale Pressungen. Und es gibt die Aufnahmen der Johnny Cash-Show endlich offiziell, die wir freilich schon längst aus YouTube kannten.
Anders als bei so manchen Aufnahmen der anderen Bootleg Serie sind dieses Mal nicht die kompletten Aufnahmesessions veröffentlicht worden, sondern nur Teile daraus. Also darf der Fan nicht zig verschiedene Versionen anhören, sondern der Meister hat eine Vorauswahl getroffen, mit der wir Fans uns begnügen müssen. Ich selbst hab mir die 3-CD-Box gekauft und es nicht bereut. Das beiliegende Booklet bringt sogar ein paar neue Fotos. Es wurde verfasst von Musik-Historiker Colin Escott sowie von Johnny-Cash-Tochter und Musikerin Rosanne Cash.
Was sind die Highlights? Zum einen sicherlich der neue Song „Western Road“ aus der John Wesley Harding Zeit. Zum anderen höre ich dass erste Mal Wanted Man von Dylan selbst. Ich kannte den Song bisher nur von Cash von seinen Gefängnisauftritten. Ich war eigentlich davon überzeugt, dass Dylan diesen Song nur geschrieben, aber nie aufgenommen hat.Travelin‘ Thru,1967-1969:the Bootleg Series V.15 zeigt das Gegenteil und die Box ist es nur für diese Aufnahme wert gekauft zu werden.

Alles in Mono – Bob Dylan alte Werke neu aufgelegt

19. Oktober 2010

Ich weiß noch, wie es mich in den Fingern juckte, als die Beatles in The Beatles Mono erschienen. Da gab es eine Limited Edition, die es in sich hatte. Ich kannte die Beatles nur in Stereoklang und auch in verschiedenen Auflagen. Und ich kaufte wieder die The Beatles Stereo Box und bin höchst zufrieden

Als Bob Dylan ankündigte, seine frühen Aufnahmen als Mono Edition zu veröffentlichen, da musste ich einfach zuschlagen:The Original Mono Recordings (Limited Edition) Neun CDs  – vom Erstlingswerk „Bob Dylan“ bis hin zum wegweisenden „John Wesley Harding“ – und alles in Mono-Sound. Warum wird sich der Musikfreund von heute fragen? Warum soll ich auf meiner Highend-Anlage jetzt auf einmal Monoaufnahmen hören, wenn es doch gleichzeitig die Alben im Stereo-Klang gibt?

Zum einen könnte ich antworten, dass viele Leute im Erscheinungsjahr der LPs noch gar keinen Stereo-Plattenspieler hatten und die technisch ausgereifteren Stereo-Platten in Mono hörten. Die Masse der Dylan-Fans hörte den Meister in Mono und dieses Gefühl wollte ich ebenso erleben. Dylan hören, wie er einst von seinen Fans wahrgenommen wurde. Zum anderen hat es auch künstlerische Gründe: Oftmals waren die frühen Stereoplatten eine technische Spielerei: Gesang links, Instrumente rechts. Das tut einfach weh. Mir erging es vor allem so bei den Alben „Bringing all back home“ und „John Wesley Harding“. Der glasklare Mono-Sound geht besser in den Kopf und rockt die Birne weg. Hört euch einfach mal „Like a rolling Stone“ in der Mono-Version an – der wichtigste Dylan-Song überhaupt gewinnt nochmals.

Und es gibt noch einen weiteren Grund: Die Plattenbosse von Sony wollen einfach mal wieder Geld machen. Was bei den Beatles funktioniert, sollte auch bei Dylan funktionieren. Und ganz ehrlich: Bei mir hat es funktioniert.

Interessant für Fans ist übrigens auch das Booklet, das Dylanologe Greil Marcus verfasst hat. Ich sehe es als Ergänzung zu seinen lesenswerten Büchern „Basement Blues“ und vor allem „Bob Dylans Like a Rolling Stone: Die Biographie eines Songs“. Es gibt wieder ein paar Neuigkeiten aus dem Dylan-Universum, in dem sich seine Fans die Köpfe heiß diskutierten.

Völlig ungewohnt von Sony ist übrigens das Angebot, die ganzen Mono-Aufnahmen einmalig als mp3 zusätzlich zu laden. Dazu gibt es noch als Bonus das bitterböse „Positively 4th Street“ – freilich in Mono.