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Estland (17): Widerstand gegen Russland lohnt sich

26. Januar 2025

Wenn ich durch die Straßen von Tallinn spaziere, erkenne ich ein klares Statement der Esten zu ihren ukrainischen Nachbarn. Estland steht uneingeschränkt der Ukraine zur Seite.
Dies wird besonders am Freiheitsplatz deutlich.

Eine übergroße ukrainische Fahne weißt auf die ungebrochene Solidarität der Esten mit dem ukrainischen Volk hin. Kein Wunder, denn die Esten wissen was es heißt, von den Russen überfallen und unterdrückt zu werden. Zweimal marschierte die Sowjetunion in dem baltischen Staat ein und hielten gefälschte Wahlen ab. So lag die offizielle Zustimmung 1940 zur von Stalin eingesetzten Marionettenregierung zwischen 90 und 110 Prozent. Die Sowjets betrieben Wahlfälschung im großen Stil und verkündeten bereits die Endergebnisse obwohl die Wahllokale noch eine Stunde geöffnet waren. Die estnische Intelligenz wurde verurteilt und in Arbeitslager nach Sibirien deportiert, in den so genannten Gulag. Nur wenige kehrten davon zurück.

Viele Esten flohen, einige nahmen Fischerboote übe die Ostsee. Das kleine Land blutete als Vasall der Sowjetunion aus. Man war vor allem Lebensmittellieferant für Moskau.

Freiheitskampf
Zuvor wurde das Gebiet von Estland vom russischen Zar besetzt. 1710 erklärte Zar Peter der Große nach der Besetzung „Jetzt sollen sie alle Russen werden“. Und diese Angst hält bis heute an.
Widerstand gegen Russland lohnt sich, dass zeigte das geschichtliche Beispiel der Finnen gegenüber den Intervention der Sowjetunion. Und diese Einstellung haben die Esten heute noch und unterstützen den Freiheitskampf der Ukrainer gegen die russische Besatzung.

1991 kam es zur Unabhängigkeit. Für die Esten ist Jelzin der große Mann. Michael Gorbatschow wird in Estland kritisch gesehen. Seine Truppen des Innenministeriums griffen im Baltikum hart durch. Die Esten antworteten 1991 mit einer Menschenkette durch das ganze Land als eindrucksvolles Symbol. Der Putsch gegen Gorbatschow und die Machtergreifung durch Jelzin war die Rettung für Estland.

Russische Minderheit
In Estland gibt es bis heute eine starke russische Minderheit. In Tallinn gibt es ein Stadtviertel mit gewaltigen Hochhausbauten aus der Sowjetzeit und in diesen Wohnsilos wohnt diese russische Minderheit. Bei den Wahlen beträgt der Stimmenanteil über 10 Prozent der gesamten Stimmen. Ein Stadtteil mit russischer Minderheit kann bei den Wahlen in Estland wahlentscheidend sein. Bedenklich für viele Esten: Die Minderheit ist seit über 40 Jahren im Land und kann kaum die estnische Sprache. Die russische Minderheit ist vom Militärdienst befreit, darf aber bei den Kommunalwahlen die Stimme abgeben. Putin lockt diese Minderheit mit der russischen Staatsbürgerschaft.

Besetztes Lettland – freies Lettland

26. Januar 2020

 

Es ist eine bedrückende Geschichte, aber es ist auch eine Geschichte nach dem Ruf nach Freiheit. Die Geschichte des Baltikums ist eine Geschichte der Besatzungszeit von Deutschland und Russland. Bei meinem Besuch in der lettischen Hauptstadt Riga war es mir ein Anliegen, das lettische Okkupationsmuseum zu besuchen.

Im Moment ist das Museum in der ehemaligen amerikanischen Botschaft untergebracht. Das neue Okkupationsmuseum wird gerade gegenüber dem Rathaus und Schwarzhäupterhaus im Zentrum von Riga gebaut.

Das Okkupationsmuseum ist eines der größten privaten Museen in Lettland und wird von einer NGO geführt. Die Ausstellung erzählt die Geschichte der 50 Jahre andauernden Besetzung Lettlands. Unter Ausnutzung des Hitler-Stalin-Paktes besetzte und annektierte die Sowjetunion Lettland am 17. Juni 1940. Ein Jahr später marschierte Nazi-Deutschland in die UDSSR ein und besetzte damit auch Lettland. Die sowjetischen Truppen eroberten zum Ende des Zweiten Weltkriegs das Land zurück und gliederten es gewaltsam in die UDSSR ein. Lettland verlor im Zweiten Weltkrieg ein Drittel seiner Einwohner, sei es im Kampf, sei es in Konzentrationslagern der Nazis, sei es im Gulag der Sowjets. Es folgte in der Nachkriegszeit Säuberungen unter Stalin und Verfolgungen.
Erst am 21. August 1991 wurde Lettland wieder ein unabhängiger Staat und ist heute Mitglied der Europäischen Union. Die Letten können endlich ihre Freiheit genießen.


Ich habe mehrere Stunden in dem Museum verbracht und auch den Museumsführer gekauft. Es gibt eine Ausgabe, die unser Reiseführer Maik Habermann ins Deutsche übersetzt hat. Ich kann dieses Buch ausdrücklich empfehlen. Es wurde von der Deutschen Botschaft finanziell gefördert, ist reich bebildert und schildert eindrucksvoll den Freiheitskampf des lettischen Volkes.