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Filmtipp: Relic – dunkles Vermächtnis

3. Mai 2021
Der Dämon im Kopf.

Der Film ist ein filmisches Experiment und es ist ein gelungenes Experiment. Relic mischt Drama mit Elementen des Horrorfilms. Der Film lockt den Zuschauer auf eine völlig falsche Fährte und lässt ihn verstört und beschämt zurück. Relic – dunkles Vermächtnis ist für mich eine wunderbare Entdeckung und ist eine absolute Empfehlung.

Ich kaufte die Bluray Relic – Dunkles Vermächtnis in Erwartung einer spannenden Haunted House Geschichte. Vielleicht auch mit bösen Dämonen, denn das gibt Spukhäusern die richtige Würze. Es begann auch als solider Horrorfilm der alten Schule mit knarrenden Türen, langen Schatten und geheimnisvollen Pochen. Doch dann entpuppte sich Relic als handfestes Familiendrama und erwischt mich als Zuschauer eiskalt.

Der Geisterdämon entpuppte sich als Geisteskrankheit, als brutale Demenz, die jeden von uns treffen kann. Der Horror kommt nicht von übernatürlichen Geisteswesen, sondern er kommt aus unserem Gehirn, das mehr und mehr vergisst. Mit den Stilmittel des gotischen Horrorfilms erzählt Regisseurin Natalie Erika James die Geschichte vom geistigen Verfall der Mutter und der Hilfslosigkeit von Tochter und Enkelin und deren Panik. Demenz ist der wirkliche Horror in diesem spannenden Film, der ohne erhobenen Zeigefinger auskommt. Und auch wenn die Mutter aggressiv wird, das Messer zieht, Nachbarskinder einsperrt – der Dämon in ihren Kopf nimmt von der Persönlichkeit mehr und mehr Besitz.

Am Ende obsiegt die Familie, der Zusammenhalt und der Entschluss, die kranke Mutter nicht alleine zu lassen. Und am Ende wird klar, dass sich die Demenz vererbt von der Mutter auf die Tochter. Das tut weh und ist der weitere Schock am Ende. Relic – Dunkles Vermächtnis ist für mich eine absolute Empfehlung.

Filmtipp: Tanz der Totenköpfe (1973)

16. April 2012

Die deutsche Titelübersetzung von „The Legend of Hell House“ ist grausam, absolut daneben, doch der Film aus dem Jahre 1973 lässt den Zuschauer auch heute noch einen kalten Schauer über den Rücken laufen. Es ist ein wunderbarer Spukhausfilm, ein Genre im Horrorfilmbereich, das alle paar Jahre seine Höhepunkte feiert. Ich habe den Film „Tanz der Totenköpfe“ neulich auf Blu ray wieder für mich entdeckt und möchte ihn ausdrücklich den Freunden von Geisterhäusern empfehlen.

Natürlich stehen Klassiker wie „Bis das Blut gefriert“ ganz oben auf der Beliebtheitsskala, dennoch hat der Farbfilm eine schöne Atmosphäre. Quietschende Türen, wehende Vorhänge, lange Schatten – alles was wir Spukfreunde im Geisterhaus so wollen. Der Film von John Hough mit Pamela Franklin, Roddy McDowall, Clive Revill, Gayle Hunnicutt, Roland Culver und Peter Bowles ist ein Zwitter zwischen dem traditionellem Gothic Horror und den Anfängen des Terror Films. Vor allem die beiden Darsteller Pamela Franklin und Roddy McDowall tragen den Film, die anderen Herrschaften sind mir zu theatralisch und affektiert. Die leichten Gore-Effekte von Tom Howard und Roy Whybrow sind vorhanden, es fließt ein wenig Blut, aber deswegen schaut man sich Spukfilme nicht an. Die FSK liegt wohl wegen des Blutes bei 16 Jahren. Der eingeschlagene Kopf einer Katze wirkt schließlich auch heute noch, während der Angriff der Katze besser vergessen gehört. Alles was zählt, ist eine umheimliche Geschichte und die Atmosphäre eines wunderbaren Geisterhauses. Und hier kann der „Tanz der Totenköpfe“ absolut punkten. Die literarische Vorlage schrieb Altmeister Richard Matheson, der u.a. mit der „Unglaublichen Geschichte des Mister C“ oder „Ich bin Legende“ zu Ruhm kam. Er ist ein Experte in Sachen Übersinnlichem, obwohl die Geschichte gegen Ende etwas hanebüchen wird. Matheson hat auch gleich das Drehbuch verfasst und konnte seine Geschichte wunderbar umsetzen. Allerdings musste er die Extremszenen des Buches im Filmdrehbuch weglassen, schließlich war es dann doch erst das Jahr 1973. Gedreht wurde übrigens in Blenheim Palace (unbedingt mal hinfahren), Woodstock und Oxfordshire – alles in England.

Im Netz lese ich von zahlreichen enttäuschten Kritiken. Da haben wohl einige jüngere Filmfreunde  „Tanz der Totenköpfe“ mit „Tanz der Teufel“ verwechselt, dessen Stärken eindeutig nicht im Gruselbereich liegen. Sie hätten die Chance, sich einen Spukhaus-Klassiker anzusehen, halten es aber wohl nicht durch. Die Fähigkeit, sich auf eine Geschichte einzulassen und die Gruselgeschichte sich entwickeln zu lassen, gehört wohl nicht unbedingt zu den Eigenschaften von modernen Filmzuschauern.

Für mich steht fest: Durch den Film zieht sich die wunderbare Kameraarbeit von Alan Hume. Nahaufnahmen mit Weitwinkel, verspielte Details und dann Gegenschnitt in Totalen  sind wohl seine Spezialität und durch den Einsatz von Farbmaterial entsteht eines schönes Szenenbild – zeitweise erinnerte es mich sogar an „Wenn die Gondeln Trauer tragen“. Der Film  „Tanz der Totenköpfe“ liegt jetzt in einer Remastered Version von Koch Media vor, die deutlich an Schärfe gegenüber meiner DVD aus dem Jahre 2002 gewinnt. Also ansehen und gruseln.