Posts Tagged ‘Führerschein’

Estland (18): Vorbild für Digitalisierung

27. Januar 2025

„Die Deutschen denken zuerst nach und handeln dann – nicht!“ Diesen Spruch hörte ich in Estland immer wieder. Natürlich ist der Ausspruch überspitzt, aber er trifft schon ins Schwarze. Drücken wir es mal diplomatisch aus: Digitalisierung hat bei uns noch Luft nach oben.

Ganz anders in Estland. Dieser baltische Staat ist Spitzenreiter der Digitalisierung in Europa. Natürlich ist das Estland von Größe und Bevölkerungszahl nicht mit der Bundesrepublik vergleichbar, aber der Spirit des Aufbruchs ist dort spürbar. Nicht bewahren, sondern verändern ist dort angesagt.

Fachkräftemangel
Das Problem der fehlenden Fachkräfte wird durch Service-Roboter gelöst und von den Gästen als völlig selbstverständlich angesehen. Gezahlt wird freilich meist mit eCash und nicht mit Bargeld. Und ich habe sehr viele Self-Scanning-Kassen gesehen, die eifrig genutzt wurden.

Das Nationalmuseum ist voll mit Technik. Die Schaubilder kommen als eInk, werden in verschiedene Sprachen übersetzt und die Texte können per Link mit nach Hause genommen werden.

Und natürlich hatte Estland eine andere Ausgangsposition. Das kleine Land wurde 1991 von der zerfallenden Sowjetunion unabhängig und konnte seine Strukturen neu aufbauen und sich auf eine neue Zeit einstellen.

Zum Abschluss meiner Estland-Reise besuchte ich das e-Estonia Briefing Center in Tallinn. Mitarbeiterin Johanna-Kadri Kuusk stellte in einem einstündigen Vortrag die Digitalisierungsstrategie des Landes und einer modernen estnischen Gesellschaft vor. Alles mit einer ID-Card: Personalausweis, Führerschein, Versicherungskarte, Ausweis für Bücherei, Treue-Karte im Supermarkt, Steuernummer und vieles mehr! Hier der Vortrag (auf Englisch) über die Digitalisierung der Gesellschaft. Ich kann jedem Politiker empfehlen dort einmal einen Termin zu machen und sich über die Fortschritt zu informieren.

Und damit beende ich meine Reihe über meine Reise nach Estland. Danke, dass Sie mir 18 Teile lang gefolgt sind.

Motorworld München: Rolls-Royce Silver Shadow Cabrio von Boxerlegende Muhammad Ali

30. Juli 2024

Ich mag das Flair, das die Marken Rolls-Royce und Aston Martin verbreiten mit der Gewissheit, dass ich mir niemals ein solches Automobil leisten kann. Aber andere Leute können es, wie der Boxer Muhammad Ali. In der Motorworld München stieß ich in einer Seitengasse auf den 1970 Silver Shadow Cabrio, der einst dem berühmten Boxer gehörte.

Ich wusste nicht, dass Ali ein Rolls-Royce war und schaute nach, wie es dazu kam. Zu Beginn seines Comebacks brauchte Ali einen Motivationsschub. Ich kaufe mir eine schöne Schallplatte, aber Ali hatte Größeres im Sinn. Es musste für ihn etwas sein, was ihm Freude bereitet, wertvoll ist und sich bis dahin kaum ein „farbiger“ Mann leisten konnte. Ali ging in ein exklusives US-Autohaus und kaufte dieses brandneue Rolls-Royce Silver Shadow Cabrio.

Eigentlich konnte er sich das finanziell gar nicht leisten, aber er hat es bekommen. Wahrscheinlich hätte der Verkäufer eines auf die Nase vom Champion bekommen. Das Cabrio war Alis absolutes Lieblingsspielzeug. Ali hat es weit über das gelungene Ende seines Comebacks hinaus bis zum Jahr 1976 gefahren.

Die Papiere sind beim Kauf am 1. Dezember 1970 ausgestellt und unterschrieben von Cley Cassius, wie sein Führerschein. Am 14. Februar 1971 ändert Cassius Clay seinen Namen auf Muhammad Ali. Am 31. März 1971 wurde das Fahrzeug ausgeliefert und die Papiere von Muhammad Ali unterschrieben.

Eine deutsche Geschichte

20. August 2008

15 Minuten Autofahrt – 15 Minuten Lebensgeschichte. Als ich heute in Leipzig ankam um die Games Convention Developer Conference zu besuchen, nahm ich ein Taxi zum Hotel. Der Taxifahrer war ein gebürtiger Leipziger, erkannte mich sofort als Wessi und erklärte mir seine Lebensgeschichte während wir die Straßen der Montagsdemos entlang fuhren. Die Kurzform: Nach dem Abi lehnte er es ab den Militärdienst zu leisten. Dafür bestrafte ihn der SED-Staat mit Arbeitslager von zwei Jahren, anschließend Abschiebung nach Westen. Dort in der Nähe von Hannover gestrandet bekam er einen Job in einer Spedition und fuhr Lkw. Das Kuriose: Der heutige Taxifahrer hatte nie einen Führerschein gemacht. Er gab an, dass die entsprechenden Scheine im Osten gemacht habe und bekam sie von westdeutschen Behörden neu ausgestellt. Als die Mauer fiel hatte er Angst, dass sein Schwindel herauskam und ging wieder zurück nach Leipzig. Doch der Schwindel geht bis heute. Bis heute hatte er nie offiziell einen Führerschein gemacht, verfügt aber natürlich über die entsprechenden Papiere. Auch eine deutsche Geschichte. Eine Bemerkung am Rande: Bei diesem Mann spürte man nichts von einer Ostalgie. „Mir kommt das Kotzen, wenn ich von der Verherrlichung der Kommunisten und ihrer Verbrechen höre“, sagte er mehrmals. Die DDR-Zeit war nicht besser. Die Leute wurden willkürlich ins Gefängnis gesteckt. Ihn widere die ganze Sache an, wenn er heute von Leuten hört, wie schön es in der DDR gewesen sei. Das Heimweh nach dem Osten sei verlogen. Dem gibt es wohl nichts mehr hinzuzufügen.