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Besuch im Deutschen Freimaurermuseum in Bayreuth

6. September 2016

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Für mich ist die Welt der Freimaurer eine neue Welt. Daher wollte ich bei meinem Besuch in Bayreuth unbedingt das Deutsche Freimaurermuseum ansehen, um mehr über das Bündnis zu erfahren. Und was ich gesehen habe, war eine rationale, faszinierende Welt. Ich betrat eine Welt der Rituale, der Logen, der Verschwiegenheit und der Aufklärung.
Das Museum liegt hinter der Villa Wahnfried, dem Haus von Richard Wagner, und der Verein zum Museum wurde 1954 gegründet. Im Erdgeschoss ist eine Ausstellung mit für mich sehr interessanten Exponaten zu sehen. 190 Einzelmitglieder und Logen gehören dem Verein Deutsches Freimaurermuseum e.V. an. Die Sammlungen der Fotos, Kupferstiche und Bilder beläuft sich nach Vereinsangaben auf 1600 Exemplare, der Bestand an Logenabzeichen (Bijoux) und Medaillen auf 1700, an sonstigen Exponaten aus Kristallen, Porzellan, Keramik und an Freimaurerbekleidungen auf über 1000. Freilich ist nur ein Bruchteil davon ausgestellt. Die Bibliothek, die ich mir nicht angeschaut habe, umfasst heute 16500 Bände. Es sind 20000 Mitgliederverzeichnisse aus vielen Logen vom Beginn der deutschen Freimaurerei im Jahr 1737 bis zur Jetztzeit vorhanden. Sie sind seit 2004 elektronisch erfasst und werden ständig ergänzt. Das Archiv mit Logendokumenten umfasst derzeit 2000 Nummern.


Das Museum selbst wurde 1902 gegründet und sammelt Materialien der Freimaurerei. Die Sammlung wuchs stattlich an, wurde aber durch die Nazis zerschlagen und wurde vernichtet. Mit rationalem Denken hatten die brauen Herren nichts am Hut. Verloren gegangen sind unter anderem durch die Dummheit der Nazis: 1000 Logenabzeichen „Bijoux“ genannt, über 700 Medaillen, 160 Freimaurerschurze, 20 Ritualteppiche und über 1000 Ölgemälde, Kupferstiche und Steindrucke, ebenso wie über 15.000 freimaurerische Siegel, Kristallgläser und Porzellane. Hinzu kam eine reichhaltige Sammlung an Bekleidungsstücken aller Logengrade, ebenso wie viele Urkunden, Originalbriefe und Logenpässe prominenter Freimaurer.
Ich verbrachte einen Nachmittag in dieser für mich fremden, aber durchaus inspirierenden Welt. Beim Betreten der Museumsräume war ich offen und legte alle Verschwörungstheorien, Fantastereien und Mythen um die Freimaurer ab. Ich ließ mich durch die Ausstellung treiben, las viele Texte und dachte nach.
Es gibt drei Grade bei den Freimaurern: Lehrling, Geselle und Meister – genau wie im klassischen Handwerk. Ich habe die Sprüche in einem Video gefilmt:

Die erste Stufe der Selbstfindung und der Selbsterkenntnis ist der erste Freimaurergrad: der Lehrlingsgrad. „Schau in dich, Strebe nach Vervollkommnung. In den freimaurerischen Tempelbau der Humanität passen Vielerlei Steine, Aber keine unbehauenen. Das Sinnbild des Lehrlings ist der raue Stein, sein symbolisches Werkzeug ist dir Spitzhammer, mit dem er seine Ecken und Kanten glätten soll.“
Selbstbeherrschung und Brüderlichkeit als Ziele prägen den zweiten Freimaurergrad: den Gesellengrad. „Schau um dich, erziehe dich zur Menschlichkeit. Das Sinnbild des Gesellen ist der kubische Stein, der sich in den Tempelbau fügt und ihn mitträgt, Die Winkelwaage als symbolisches Werkzeug ermahnt zur Begegnung auf der gleichen Ebene und zu Toleranz, einem Hauptwert der Freimaurer.“
Was sind die Voraussetzungen um Mitglied zu werden? Ein Suchender ist in der freimaurerischen Sprache, wer sich um die Aufnahme in den Bund bewirbt. „Er muss ein freier Mann von gutem Ruf sein, mit tadellosem Leumund, ohne Vorurteile, selbstbestimmt in Entscheidungen und Handlungen.“ Über die Aufnahme eines Suchenden entscheidet eine rituelle Versammlung der gesamten Loge, nachdem die Mitglieder und der Beitrittswillige einander über längere Zeit kennengelernt haben. Zuerst trägt ein Bürge seine Stellungnahme vor, dann erfolgt demokratisch und im Geheimen die Abstimmung mit einem speziellen Verfahren, die so genannte Kugelung. Die Aufnahme in den Bund gilt auf Lebenszeit.

Bau-Pläne – Ausstellung im Deutschen Freimaurermuseum

6. August 2016

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Bis 30. September 2016 läuft im Deutschen Freimaurermuseum noch die sehenswerte Ausstellung Bau-Pläne. Hier werden Bilder und eine Skulptur von Kerstin Kassel und Stefan Atzl gezeigt.
Bei einem Besuch des wirklich sehenswerten Museums sind in einem Nebenraum die interessanten Bilder der beiden Künstler zu sehen. Ich habe mir ein wenig Zeit genommen und mir die Bilder angeschaut. Die Vorstellung, dass dem Leben ein göttlicher Plan zugrunde läge, war Anlass für die Entstehung der freimaurerischen Bruderschaft. Diesen Ordnung verleihenden Plan wieder zu entdecken, ihn aus dem Bauplan des Tempels Salomons in Jerusalem herauszulesen, sichert das Fortbestehen des Phänomens Freimaurerei bis in unsere Tage. Gerade das Freimaurermuseum in Bayreuth gibt hier einige wichtige Denkanstöße. Das ist ein weiterer Beitrag zur 4. Blogparade #Kulttrip meiner IronBlogger-Kollegin Tanja Praske.

Die Gedanken der Freimaurer haben sich Künstler Stefan Atzl aus Nürnberg und Kerstin Kassel aus Oberrüsselbach zu eigen gemacht und in Kunst ausgedrückt. Kerstin Kassel und Stefan Atzl haben sich mit den Lebenskonzepten auseinandergesetzt, die mit den durchdachten und idealiter konzeptionierten Bauplänen der Freimaurerloge Minerva aus Leipzig korrespondieren. Ihre Arbeiten entwickeln sich aus deren wohlerwogenen Ästhetik und setzen sie in Bezug zu bekannten Persönlichkeiten. Mir haben die Bilder und Ideen sehr gut gefallen. „Herkules – Löwe und die Stärke im Lebensplan“ oder „Haydn war kein guter Tänzer“. Oft werden bekannte Freimaurer in die Bilder eingebaut: Haydn, Goethe, Sibelius, Charlie Chaplin.

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Im Mittelpunkt der Gestaltung jeden Bauwerks steht die Bauhütte. Und diese Bauhütte steht auch im Mittelpunkt der Ausstellung. Sie ist gewissermaßen das Labormodell für die Realisierung seines Bauplans. In ihrem Schutz kann geplant und widerlegt, gefertigt und verworfen werden, ohne dass das Sehnen des Ausführenden auf dem Jahrmarkt der Öffentlichkeit zerredet wird. Aus alten Scheunenbrettern wurde die Hütte gezimmert und mit Symbolen der Freimaurer verziert. Die Hütte hat die Größe einer Hundehütte. Im Inneren ist die Hütte mit blauem Licht beleuchtet. Es finden sich Kopien verschiedener Baupläne darin. Lesen oder erkennen konnte ich nicht wirklich etwas. Das ist wahrscheinlich System: Das Geheimnisvolle, was die Freimaurer umgibt.

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