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Der Mann, der Liberty Valance erschoss (1962) – Rückblick auf meine Western Matinee

30. Mai 2025

Für mich ist der Film einer der besten Western überhaupt, den ich bei meiner Western-Matinee im Scala Fürstenfeldbruck besprechen durfte: Der Mann, der Liberty Valance erschoss. Die nächste Matinee ist die Westernkomödie „Vierzig Wagen westwärts“ von John Sturges am Sonntag, 8. Juni. Karten gibt es hier.

Der Mann, der Liberty Valance erschoss (Originaltitel: The Man Who Shot Liberty Valance, USA 1962, Regie: John Ford) gilt als eines der bedeutendsten Spätwerke des Western-Genres und zugleich als kritischer Kommentar auf den Mythos des amerikanischen Westens. Der Film erzählt die Geschichte des Senators Ransom Stoddard (James Stewart), der in seine frühere Heimatstadt zurückkehrt, um an der Beerdigung eines alten Freundes teilzunehmen – Tom Doniphon (John Wayne). In Rückblenden wird die wahre Geschichte um den Tod des gefürchteten Banditen Liberty Valance (Lee Marvin) aufgerollt. Hier die Aufzeichnung meines Vortrags:

Erzählstruktur
Formal und inhaltlich ist der Film stark durch eine reflexive Erzählstruktur geprägt. Die Rahmenhandlung in Schwarz-Weiß hebt sich bewusst von den farbenprächtigen Westernbildern jener Zeit ab und unterstreicht den nostalgischen, zugleich entmystifizierenden Ton des Films. Im Zentrum steht die Frage nach Wahrheit und Legende, nach dem Spannungsverhältnis zwischen persönlicher Integrität, öffentlicher Wahrnehmung und politischem Erfolg.

James Stewart verkörpert Ransom Stoddard als idealistischen Anwalt aus dem Osten, der sich dem Gesetz und der zivilisierten Ordnung verpflichtet fühlt, aber letztlich nur durch eine falsche Heldengeschichte politischen Einfluss gewinnt. John Waynes Figur Tom Doniphon repräsentiert hingegen den klassischen Westernhelden: unabhängig, stark und pragmatisch – aber letztlich eine Figur, deren Zeit im Übergang zur Moderne vorbei ist. Doniphon ist es, der Liberty Valance tatsächlich erschießt, um Stoddard zu schützen, bleibt dabei aber im Schatten der Öffentlichkeit.

Wahrheit bleibt auf der Strecke
Die zentrale Aussage des Films wird im berühmten Zitat verdichtet: „When the legend becomes fact, print the legend.“ Diese Zeile bringt die bittere Erkenntnis zum Ausdruck, dass gesellschaftlicher Fortschritt oft auf Mythen und Konstrukten beruht – und nicht zwingend auf der Wahrheit.

Dialoge, Figurenpsychologie und moralische Fragen
John Ford inszeniert diese Geschichte mit großer formaler Souveränität. Der Film verzichtet weitgehend auf spektakuläre Actionszenen und konzentriert sich stattdessen auf Dialoge, Figurenpsychologie und moralische Fragen. Die Inszenierung ist zurückgenommen, die Kameraarbeit von William H. Clothier klar und zweckdienlich, der Score von Cyril J. Mockridge unterstreicht die melancholische Grundstimmung.

In seiner Rückschau auf die Westernmythen, seiner Reflexion über Macht und Wahrheit und seinem tragischen Grundton ist Der Mann, der Liberty Valance erschoss ein Schlüsselfilm des Spätwesterns. Er markiert nicht nur einen Wendepunkt in der Genre-Geschichte, sondern auch im Werk John Fords, der hier eine Art Abgesang auf das heroische Westernbild inszeniert. Der Film stellt nicht nur die Frage, wer Liberty Valance erschossen hat, sondern vor allem: Welche Wahrheit darf (oder soll) Bestand haben – und zu welchem Preis?

Der Mann, der Liberty Valanace erschoss – Western-Matinee am Sonntag, 16. März im Scala FFB

14. März 2025

Wenn es um Western geht, dann geht es bei mir immer um John Ford. In meiner Western-Matinee am Sonntag, 16.März im Scala Fürstenfeldbruck zeige ich den wegweisenden Film Der Mann, der Liberty Valanace erschoss. Karten gibt es hier.

John Fords Der Mann, der Liberty Valance erschoss (The Man Who Shot Liberty Valance) ist mehr als nur ein Western – er ist eine tiefgründige Reflexion über Mythos und Realität, das Ende des Wilden Westens und den Übergang in eine zivilisierte Gesellschaft. Mit John Wayne als rauem Cowboy Tom Doniphon, James Stewart als idealistischem Anwalt Ransom Stoddard und Lee Marvin als furchteinflößendem Outlaw Liberty Valance versammelt der Film einige der größten Stars seiner Zeit und inszeniert ein packendes Drama über Macht, Moral und den Einfluss der Medien.

Der Film beginnt mit einer Rahmenhandlung: Der angesehene Senator Ransom Stoddard (James Stewart) kehrt nach Jahren in den kleinen Ort Shinbone zurück, um an der Beerdigung eines alten Freundes teilzunehmen. In Rückblenden wird die Geschichte erzählt, wie der junge, idealistische Anwalt Stoddard in die Stadt kam und sich dort mit dem skrupellosen Banditen Liberty Valance (Lee Marvin) anlegte. Während Stoddard versucht, Recht und Gesetz mit friedlichen Mitteln durchzusetzen, hält Tom Doniphon (John Wayne) an der alten Ordnung fest, in der das Gesetz der Waffe zählt.

Der berühmteste Satz des Films lautet: “Wenn die Legende zur Tatsache wird, druckt die Legende.” Dies zeigt das zentrale Thema des Films: Die Legende von Stoddard als dem Mann, der Liberty Valance erschoss, hat ihm Ruhm, politische Macht und Einfluss gebracht. Der Film thematisiert damit, wie Geschichte oft durch Mythen geformt wird – besonders in der amerikanischen Kultur.

Für mich ist dieser Film einer meiner Lieblingswestern und zählt zu meinen Lieblingsfilmen überhaupt. Ich freue mich auf Ihren Besuch am 16. März um 10:45 Uhr Scala. Karten gibt es hier.

Blick hinter die Kulissen des Scala Kinos Fürstenfeldbruck – eine VHS-Führung

8. März 2025

Wie sieht es hinter den Kulissen eines Kinos aus? Eine Antwort auf diese Frage gebe ich zusammen mit Markus Schmölz von Scala Kino-Fürstenfeldbruck am Sonntag, 16. März um 8 Uhr in einer exklusiven Führung der VHS Maisach. Anmeldungen hier.

Über die Geschichte des Films und das Kino im Landkreis Fürstenfeldbruck darf ich einen kleinen Vortrag halten, während der Geschäftsführer des Scalas dann den Teilnehmern einen Blick hinter die Kulissen eines Kinobetriebs ermöglicht.
Hinter den Kulissen eines Kinobetriebs läuft weit mehr ab, als der Besucher beim Betreten des Saals wahrnimmt. Während die Gäste ihre Tickets kaufen und sich mit Popcorn oder Nachos versorgen, sorgt ein eingespieltes Team im Hintergrund dafür, dass der Kinobetrieb reibungslos funktioniert.

Bereits am frühen Morgen beginnen die Vorbereitungen für den Tag. Das Reinigungspersonal sorgt dafür, dass alle Säle, Sitze und Foyers makellos sind, während die Technikteams die Projektoren und Soundsysteme überprüfen. Moderne Kinos setzen fast ausschließlich auf digitale Projektion, doch die Geräte erfordern regelmäßige Wartung, damit Bild- und Tonqualität stets den höchsten Ansprüchen genügen. Auch das Einspielen neuer Filme gehört zur täglichen Routine. Die digitalen Filmdateien werden über spezielle Server heruntergeladen, entschlüsselt und in das Vorführsystem integriert.

Parallel dazu arbeitet das Management an der Programmplanung. Welche Filme laufen wann und in welchem Saal? Wie lassen sich Stoßzeiten effizient organisieren? Diese Entscheidungen müssen oft Wochen im Voraus getroffen werden, basierend auf Besucherzahlen, Filmstarts und Erfahrungswerten aus vergangenen Jahren. Auch die Abstimmung mit Filmverleihern ist entscheidend, denn diese geben nicht nur die Preise für die Lizenzen vor, sondern oft auch Bedingungen, etwa wie lange ein Film exklusiv gezeigt werden muss.

Während der regulären Öffnungszeiten steht das Servicepersonal an der Kasse, hinter der Snack-Theke und in den Sälen bereit. Gerade an Wochenenden oder bei Premieren kann es stressig werden, wenn sich lange Schlangen bilden und in kurzer Zeit hunderte Gäste versorgt werden müssen. Die richtige Mischung aus Freundlichkeit und Effizienz ist gefragt, damit jeder Gast pünktlich seinen Film genießen kann.

Doch nicht nur der laufende Betrieb muss organisiert werden. Marketingaktionen wie Sonderveranstaltungen, Themenabende oder Kooperationen mit lokalen Unternehmen tragen dazu bei, dass das Scala als Erlebnisort zu etablieren. Beispielsweise habe ich eine Matinee-Reihe zum Western- und phantastischen Film.

Dazu kommen logistische Herausforderungen wie die Warenbestellung für den Concession-Bereich – also das Angebot an Snacks und Getränken. Hier wird genau kalkuliert, denn Produkte wie frisches Popcorn oder Softdrinks sind eine der wichtigsten Einnahmequellen eines Kinos.

Nach der letzten Vorstellung endet die Arbeit jedoch nicht. Säle müssen gereinigt, Tagesabrechnungen gemacht und die Technik für den nächsten Tag vorbereitet werden. Erst wenn das letzte Licht im Foyer ausgeht, kehrt für einen Moment Ruhe ein – bevor am nächsten Tag erneut die Magie des Kinos entfacht wird.

Die Führung startet um 8 Uhr ohne den Kinobetrieb zu stören und endet um 10 Uhr. Anmeldungen bei der VHS sind hier möglich.

Wer dann noch Lust hat, kann der Western-Matinee beiwohnen. Sie startet um 10:45 Uhr zum John Ford-Klassiker Der Mann der Liberty Valance erschoss. Karten für die Matinee gibt es hier.

Fortsetzung der Matinéen im Scala Fürstenfeldbruck

3. Januar 2025

Kino ist mehr als nur ein Ort, an dem Filme abgespielt werden. Es ist ein Raum, in dem Geschichten lebendig werden und Menschen zusammenkommen, um gemeinsam zu lachen, zu weinen und zu staunen. Hier treffen sich Fremde und werden für einen Moment zu einer Gemeinschaft, die durch die Magie des Films verbunden ist. Das Rascheln der Popcorn-Tüten und die gespannte Stille im Saal schaffen eine Atmosphäre, die kein Wohnzimmer ersetzen kann. Kino ist ein Erlebnis, das verbindet – eine Feier von Kreativität, Emotionen und dem einzigartigen Gefühl, etwas gemeinsam zu erleben.

Daher veranstalte ich in Absprache mit den Verantwortlichen im Scala Fürstenfeldbruck regelmäßige Filmmatinéen aus den Genre phantastischer Film und Western. Start der Vorträge ist um 10:45 Uhr. Es gibt die Karten für alle Filme bereits online.

Ich danke ausdrücklich dem Team des Scala Fürstenfeldbruck für die Möglichkeit und freue mich natürlich über das grandiose Feedback unserer Reihe. Das gibt Mut für Kinokultur, abseits des Mainstreams.

Die phantastische Matinee

Sonntag, 19. Januar Tanz der Vampire
Tanz der Vampire fasziniert durch seine meisterhafte Mischung aus schauriger Atmosphäre und feinsinnigem Humor, die das klassische Vampirgenre zugleich zelebriert und parodiert. Roman Polańskis visuelle Eleganz und der unvergessliche Score von Krzysztof Komeda machen den Film zu einem zeitlosen Kultwerk.

Sonntag, 9. Februar Train to Busan
Train to Busan fesselt durch seine intensive emotionale Tiefe, die den Überlebenskampf gegen eine Zombie-Apokalypse mit eindringlichen zwischenmenschlichen Beziehungen verbindet. Die dynamische Inszenierung im begrenzten Raum eines Zuges schafft eine packende Mischung aus Action, Spannung und menschlicher Dramatik.

Sonntag 2. März Double Feature Graf Zaroff und Vampyr
Graf Zaroff begeistert durch seine unheimliche Grundidee, Menschenjagd als tödliches Katz-und-Maus-Spiel auf einer abgelegenen Insel darzustellen, wodurch die Grenzen zwischen Jäger und Gejagtem verschwimmen. Die düstere Atmosphäre und Leslie Banks’ charismatisch-bedrohliche Darstellung des Zaroff machen den Film zu einem frühen Meisterwerk des Thrillers.

Vampyr fasziniert durch seine traumartige Atmosphäre, die mit expressionistischen Bildern und schattenhaften Szenerien eine beklemmende Welt zwischen Realität und Übernatürlichem erschafft. Carl Theodor Dreyers meisterhafte Inszenierung verbindet innovative Filmtechnik mit subtilem Horror, wodurch der Film zu einem poetischen Meilenstein des frühen Gruselkinos wird.

Sonntag, 6. April Ekel
Ekel zieht seine Faszination aus der intensiven Darstellung psychologischen Zerfalls, bei der die Wahrnehmung der Protagonistin in klaustrophobischen Bildern und surrealen Momenten spürbar wird. Roman Polańskis präzise Inszenierung macht die Grenzen zwischen Realität und Wahn auf beklemmende Weise durchlässig, wodurch der Film zu einem Meilenstein des psychologischen Horrors wird.

Sonntag, 18. Mai Das Haus an der Friedhofsmauer
Das Haus an der Friedhofsmauer fasziniert durch seine unheimliche Mischung aus gotischem Horror und surrealem Albtraum, die in einer Atmosphäre ständiger Bedrohung gipfelt. Lucio Fulcis Inszenierung kombiniert verstörende Gewalt, subtile Andeutungen und eine hypnotische Musikuntermalung zu einem Kultklassiker des italienischen Horrorkinos.

Sonntag, 15. Juni Nosferatu – Phantom der Nacht
Nosferatu – Phantom der Nacht fasziniert durch Werner Herzogs poetische Neuinterpretation des Vampir-Mythos, die Melancholie und Horror in einem hypnotischen Bilderreigen vereint. Klaus Kinskis eindringliche Darstellung des Grafen Dracula verkörpert eine tragische, fast mitleiderregende Kreatur, die untrennbar mit Tod und Einsamkeit verbunden ist.

Die Western Matinee

Sonntag, 26. Januar The Wild Bunch
The Wild Bunch fasziniert durch seine kompromisslose Darstellung des Endes des Wilden Westens, in der alte Heldenfiguren einer neuen, gnadenlosen Ära weichen. Sam Peckinpahs meisterhafte Regie verbindet brutale Action mit tiefgründiger Charakterzeichnung, wodurch der Film zu einem Meilenstein des modernen Westerns und des Antihelden-Kinos wird.

Sonntag, 16. März Der Mann, der Liberty Valance erschoss
Der Mann, der Liberty Valance erschoss fasziniert durch seine vielschichtige Erzählung über den Konflikt zwischen Gesetz und Gewalt sowie die Mythenbildung im Wilden Westen. John Fords meisterhafte Inszenierung und das Zusammenspiel von James Stewart und John Wayne machen den Film zu einem tiefgründigen Western-Klassiker, der zugleich nostalgisch und kritisch ist.

Sonntag, 8. Juni Vierzig Wagen westwärts
Vierzig Wagen westwärts begeistert durch seinen humorvollen Ansatz, der das Western-Genre mit einer satirischen Leichtigkeit und skurrilen Charakteren auf den Kopf stellt. Burt Kennedy kombiniert charmanten Slapstick mit bissigen Dialogen, wodurch der Film zu einer erfrischenden und unterhaltsamen Parodie des klassischen Westerngenres wird.

50 Jahre Woodstock – mein Experiment

20. August 2019

Drei Tage Love, Peace und Happyness sind vorüber. Vor 50 Jahren endete Woodstock und der Mythos begann. Ich überlegte mir, wie ich dieses Festival in meinem Blog berücksichtigen könnte. Über die musikalische und gesellschaftliche Bedeutung haben viele andere bereits geschrieben, das braucht es weiteren Input von mir eher weniger.
Also entschloss ich mich zu einem Experiment. Ich wollte Woodstock nachleben. Zunächst dachte ich ans Zelten im Garten, doch bei dem Regen verließ mich der Mut. Die Hippies von damals waren standhafter als ich. Nun, so zog ich mich in mein Arbeitszimmer zurück und spielte ein kulturelles Woodstock nach. Drogen gab es nicht bis auf eine schöne Flasche Ardbeg Whisky. Und so machte ich es mir bequem und verbrachte drei Tage mit Musik und Lesen.

Der Woodstock-Film
Das erste Mal sah ich den Woodstock-Film in den Achtziger Jahren im Cinema-Kino in München. Ich hatte von den Musikfilm gehört und bin mit Schulfreunden in eine Vorstellung gegangen. Interessant war das sehr alternative Publikum um uns herum. Barfuß, langes Haar, Batikklamotte und Jutetasche – jedes Klischee wurde erfüllt. Ich saß brav da mit meinem Pullunder und Jeans und schaute interessiert den Film. Rückblickend war es wohl einer meiner ersten Konzertfilmen im Kino. Der Klang war prima und es war ziemlich laut. Ich denke, der Filmvorführer drehte voll auf. Das erlebte ich später an gleicher Stelle wieder bei dem Led Zeppelin Konzertfilmen „The Song remains the same“.

Woodstock als Film Woodstock als Film

Jahre später kaufte ich mir dann die DVD-Fassung des Woodstock-Films als Directors Cut von einer Krabbelkiste. Dann gab es immer neue obskures Zeug auf Video: Tagebücher, Mitschnitte, Langfassungen – ein paar Sachen hab ich noch im Archiv liegen. Dieser Tage lief viel Woodstock im Fernsehen. Jeder Sender hatte was beizutragen zum Fest der 400000.

Foto an der Wand
Das Filmplakat hing eine zeitlang an der Tür meines Jugendzimmers – unter dem Plakat des Tope Hooper-Films The Texas Chain Saw Massacre. Schöner Gegensatz, wenn ich heute so zurückdenke.
Auf einer Filmsammlerbörse kaufte ich mir ein paar Aushangfotos zum Film. Den ganzen Satz konnte ich mir als Schüler nicht leisten. Sie waren aus dicken Karton und machten was her. Ich habe aus dem Archiv ein Foto herausgesucht, was wohl eines der berühmtesten ist. Ein Paar steht eng ineinanderverschlungen in Decken auf einem Hügel, umringt von Zuschauern auf dem Boden. Links kommt ein Schmetterlingsdrachen ins Bild. Mir hat das Bild immer sehr gut gefallen. Auf dem Aushangfoto steht zu lesen: „woodstock 3 tage des friedens, der musik … und der liebe“. Das Bild wurde übrigens auch als Plattencover verwendet – wahrscheinlich hab ich es damals deswegen gekauft.

Die Musik von Woodstock
Wichtig ist bei Woodstock natürlich die Musik. Meine Vorlieben haben sich im Laufe der Jahre immer wieder verändert. Mit Melanie konnte sich sogar mal über ihren Auftritt sprechen als sie in Deutschland auf Tour war. Auch mit Avin Lee durfte ich ein Interview machen und sein Ausspruch „Going Home by Helicopter“ ist in meinen Sprachgebrauch übergegangen.

Meine Woodstock-Musik Meine Woodstock-Musik

Als Jugendlicher hatte ich mir die 3fach LP vom Festival gekauft und eine Zeitlang auf meinen Plattenspieler gehört. Dann wurde mir bewusst, dass es eine Fortsetzung als Doppel-LP gab, die ich freilich auch noch kaufte.
Im digitalen Zeitalter erwarb ich mir zum 40. Jubiläum die Box Woodstock-40 Years on: Back to Yasgur’S Farm. Die sechs CDs enthielten eigentlich alles, was ich vom Festival hören wollte – allerdings durften aus rechtlichen Gründen die Aufnahmen von Ten Years After, The Band und Keef Hartley Band nicht verwendet werden. Hauptgrund des Kaufes war damals, dass es nun die Auftritte von u.a. Grateful Dead, Creedence Clearwater Revival und Blood Sweat And Tears zu hören gab, wobei ich von meinen Dead komplett enttäuscht bin. Sie selbst haben später zugegeben, dass sie nicht bei der Sache gewesen waren.
Ich habe mir die Box jetzt drei Tage durchgehört und viele alte Bekannte im Ohr gehabt. Richtig cool waren Sly & The Family Stone und The Who, die die Hippies von damals aufgeschreckt haben. Soul, Funk und vor allem britischer Arbeiterrock passten nicht unbedingt zu den Hippies, aber machten dennoch gehörig Stimmung.
Im Archiv hatte ich noch die Einzelaufnahmen von Künstlern, die Jahre später ihr komplettes Set veröffentlichten. CCR, Janis Joplin (schwer betrunken), Jimi Hendrix, Jefferson Airplane (Volonteers mochte ich immer gerne), Johnny Winter, natürlich meine Rüpel von The Who und ganz besonders wieder Sly & The Family Stone. Warum dauerte es so lange, dass erst zum 40. Geburtstag des Festivals viele Künstler ihre Auftritte veröffentlichten? Ich hätte die Sachen gerne viel, viel früher gehört.
Die Aufnahmen von Joan Baez, Tim Harding und auch von Melanie habe ich mir nicht mehr gekauft.
Beim Durchhören der drei Tage habe ich gemerkt, dass der musikalische Zauber von Woodstock mich nicht mehr so stark infiziert hat. Die Sammlung Woodstock-Back to the Gardenmit zehn CDs werde ich mir nicht mehr antun. Sie sieht schön gemacht aus, aber der Mythos ist zu sehr gemolken worden. Ich lege mir nur noch irgendwann die Komplettaufnahme von The Band zu, die 2019 auf dem Markt kam. Als Dylan-Fan und Anhänger von The Band musste ich 50 Jahre warten, bis die Aufnahmen im April 2019 veröffentlicht wurden.
Die Woodstock-Organisatoren wollten einst Dylan auf ihre Bühne holen, doch HisBobness verweigerte sich, obwohl er in der Nachbarschaft wohnte. Er spielte zwei Wochen später in Großbritannien auf dem Isle of Wight Festival und mehrte seinen Ruhm. Dylan in Woodstock gab es erst 1994 und der Auftritt war laut Bootlegs richtig gut.

Literatur über Woodstock
Weil ich ja drei Tage Zeit hatte, hab ich allerhand über das Festival gelesen. Das Netz war ja voll mit den Geschichten. Ich selbst habe im Archiv gekramt und eine Life-Ausgabe von 1989 entdeckt, die ich schon vergessen hatte. Ein Schulfreund hatte sie mir damals aus den USA zum 20. Geburtstag von Woodstock mitgebracht. Die Berichterstattung war damals die gleiche wie heute. Die Reporter haben sich historische Fotos angeschaut und die Geschichten geschrieben, was aus den Typen heute geworden ist. Mein Woodstock-Paar hieß übrigens Nick und Bobbi Ercoline.
Sehr schön geschrieben war das Buch des Woodstock-Veranstalters Michael Lang mit dem Titel Woodstock: Die wahre Geschichte. Vom Macher des legendären Festivals.. Es ist keine große Literatur, gibt aber Einblicke in den Verlauf des chaotischen Festivals. Die Macher hatten das Glück, dass die Finanzen des Festivals durch Film, Schallplatte und Merch gerettet wurde. Aus dem Desaster wurde ein gutes Geschäft – Kapitalismus pur und der Grundstein für eine Legende gelegt. Michael Lang berichtet, was und wie es damals passierte, vielleicht ein wenig mit Hippie-Romantik, aber durchaus lesenswert. Die Geschichte aus erster Hand schreibt Michael Lang mit viel Humor.

Viel Literatur zu Woodstock Viel Literatur zu Woodstock

Das zweite Buch, was ich in den drei Tagen gelesen habe, war Woodstock: Chronik eines legendären Festivals. Dabei handelt es sich um einen Bildband mit einigen unveröffentlichten Fotos. Hinter und vor der Kulissen werden Fotos veröffentlicht und kleine Geschichten erzählt. Mir gefällt das Storytelling und die Chronologie des Ereignisses Woodstock. Das Buch erschien in den USA zum 40. Jubiläum von Woodstock, in Deutschland zum 50. Geburtstag.

Fazit: Der Geist von Woodstock fasziniert mich weiterhin, hat aber an Kraft verloren. Viele der Musiker von damals sind verstorben und die Mythen leben weiter. Wie hieß es doch so schön im Filmklassiker von John Ford „Der Mann, der Liberty Valance erschoss“: “When the legend becomes fact, print the legend!” (Wenn die Legende zur Wahrheit wird, druck die Legende!) – in der deutschen Synchro hieß es: „Unsere Legenden wollen wir bewahren. Sie sind für uns wahr geworden.“