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Reportage: Mein erstes Mal im Schlachthof

9. Mai 2016

Ich weiß, dass dieser Tag kommen musste. Unausweichlich. Bisher habe ich mich um den Schritt gedrückt, den Gedanken daran verdrängt, mich abgelenkt. Aber nun ist es soweit – ich muss Farbe bekennen. Seit über einem Jahr arbeite ich als Social Media-Berater für einen Metzgereifachbetrieb, die Metzgerei Moser aus Landsberg am Lech. Und damit ist es klar, es geht um die Wurst.
Es steht der Blick hinter die Kulissen an, der Blick ins Schlachthaus. Heute wird ein Rind geschlachtet und ich bin als Beobachter dabei. Ich habe mir fest vorgenommen, dem Schlachten und Zerlegen des Tieres beizuwohnen.
Warum ich bei diesem Ereignis dabei bin, liegt an meinem Auftrag. Ein Fotograf des BEEF-Magazins fotografiert für eine große Geschichte des erfolgreichen Kochmagazins für Männer. Am 12. Mai wird die gewaltige Bildreportage erscheinen. Ich bin sehr gespannt, was die Kollegen von BEEF gemacht haben und werde mir gleich das Heft kaufen. Ich mache von dieser besonderen Art Fotosession einige Bilder für den Social Media-Auftritt der Metzgerei.

Der Fotograf von BEEF kam vorbei und fotografierte Metzgermeister Michael Moser.

Der Fotograf von BEEF kam vorbei und fotografierte Metzgermeister Michael Moser.

Der Schlachthof der Metzgerei Moser liegt im Landsberger Gewerbegebiet. Der Hof ist sauber, nahezu klinisch. Die Metzger haben flüssigkeitsabweisende Kleidung sowie rutschfeste Gummistiefel an. Das Tier, ein Rind, stammt von einem Landwirt aus der Gegend von Landsberg. Für Metzgermeister Michael Moser sind Tiere aus der Region wichtig. Regionalität ist wichtig. Er kennt den Bauern, kennt die Aufzucht und kennt die Pflege der Tiere. Regionale Produkte stehen bei der Metzgerei im Mittelpunkt der Produktion. Das finde ich gut. Die Tiere kommen aus der Umgebung und müssen daher keine weiten Wege zurücklegen, keine stundenlangen Viehtransporte.

Das Rind kommt aus der Umgebung.

Das Rind kommt aus der Umgebung.

Das Rind steht jetzt in einem Nebenraum, einen Stall. Es wurde bereits am Sonntag angeliefert und blieb eine Nacht in diesem Stall des Schlachthofs. Dabei kommt das Tier zur Ruhe. Am Montag ist Schlachttag. Ob es weiß, dass es bald getötet wird? Ich gehe näher an das Tier heran. Es ist angebunden und schaut mich mit großen Kuhaugen an. Es ist ein Lebewesen und muss mit Respekt behandelt werden.
Metzgermeister Moser und sein Kollege Andreas Menacher sprechen beruhigend auf das Rind ein. Hier ist der Respekt de Metzger gegenüber dem Lebewesen zu spüren. Dennoch wird das Rind in wenigen Minuten geschlachtet und zerlegt.
Ich trage einen Schutzanzug. Meine Haare sind unter einem Haarnetz, meine Schuhe befinden sich in einer Art Plastiktüte, wie im Museum. Im sicheren Abstand positioniere ich mich am anderen Ende des Schlachthofs. Das Rind kann gewaltige Kräfte entwickeln. Da will ich im Ernstfall eine sichere Rückzugsmöglichkeit haben. Die Metzger sind für diesen Fall solide ausgebildet, ich nicht – also Abstand und auf Nummer sicher gehen.

Das Tier wird in den Schlachthof geführt.

Das Tier wird in den Schlachthof geführt.

Das Rind wird in Schlachtraum geführt. Meine Anspannung steigt. Ich weiß, dass Rinder mit einem Bolzenschuss vom Leben zum Tode befördert werden. Schweine dagegen werden mit einem Elektroschock betäubt. Anschließend wird innerhalb einer Minute die Halsschlagader aufgeschnitten. Das Tier blutet in drei Minuten aus und ist tot.

Der Augenblick des Todes.

Der Augenblick des Todes.

Metzger Andreas Menacher ist ein Profi. Er übt seinen Beruf seit 34 Jahren aus und hat beim Vater von Michael Moser seine Ausbildung als Metzger gemacht. Andreas Menacher holt hinter seinem Rücken den Bolzenschussapparat hervor, zielt kurz und drückt ab. Ein Knall und durch das Rind geht ein mächtiger Ruck, dann bricht es zusammen. Es geht sekundenschnell. Andreas Menacher und Michael Moser sind ein eingespieltes Team. Jeder Handgriff sitzt. Während ich noch über den Augenblick des Todes nachdenke, hängen die beiden Metzger das Tier im Raum auf und schneiden die Halsschlagader durch. Das Ausbluten geht schnell, das Blut läuft in einem Kanal im Boden ab. Das Tier ist tot.
Jetzt beginnt das Zerlegen. Das Fell wird abgezogen und das Tier zerteilt. Eine große elektrische Säge kommt dabei zum Einsatz. Extrem scharfe Messer besorgen die Feinarbeit. So viel als möglich wird von dem Tier verwertet. Die Schlachtabfälle werden mit blauer Farbe markiert und werden gesondert gesammelt und extern verbrannt.

Das Rind wird für das Zerteilen vorbereitet.

Das Rind wird für das Zerteilen vorbereitet.

Während ich das Zerlegen beobachte, passiert in meinem Kopf etwas eigenartiges: Das Tier wandelt sich zum Produkt. Aus dem Rind mit seinen Kuhaugen, seinem braunen Fell wird ein Produkt für die Kühltheke. In einem angrenzenden Kühlraum werden die Teile gelagert und weiter verarbeitet. Hygiene ist ein extrem wichtiger Punkt bei der handwerklichen Fleischproduktion.

Für BEEF brauchen wir interessante Bilder.

Für BEEF brauchen wir interessante Bilder.

Ich esse Fleisch und mir ist durch die Schlachtung bewusst geworden, wie wichtig mir Qualität ist. Wie gesagt, ich esse Fleisch, aber es muss nicht jeden Tag Fleisch auf dem Teller sein. Aber ich will wissen, woher meine Nahrung kommt. Ich will, dass das Tier mit Respekt behandelt wird und ich weiß auch, dass Qualitätsfleisch seinen Preis hat. Und ich bin bereit, diesen Preis zu bezahlen. Das ist leider nicht immer so. Beim Schlachten kommt mir ein Post aus Facebook ins Gedächtnis. „Da hat man einen Weber Grill für 800 Euro und will seine Würstchen für 80 Cent haben.“ Das geht nicht, überhaupt nicht.

Michael Moser prüft die Aufnahmen.

Michael Moser prüft die Aufnahmen.

Dry aged Steaks im Hamburger Restaurant [m]eatery

30. August 2013

Ich bin gerade auf dem Dry Aged-Tripp beim Fleisch. Infiziert wurde ich durch meinen Kollegen Thomas Gerlach und die Lektüre der Kochzeitschrift Beef. Und bei einem Besuch in Hamburg schaute ich auch bei [m]eatery vorbei, um deren Dry Aged zu genießen.

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[m]eatery gibt es in Stuttgart und Hamburg. Die Online-Reservierung für Hamburg in der Drehbahn 49 hat ausgezeichnet geklappt und der Tisch stand für mich bereit. Der Ober war ausgesprochen freundlich und nach der Getränkebestellung hatte ich erst einmal Zeit, das Ambiente von Bar und Restaurant zu genießen.

Das Farbdesign des Restaurants in weichen Grün-, Gelb- und Erdtönen erinnerte mich angenehm an die Pixelgrafik von Minecraft. Der etwas ungewöhnliche Name [m]eatery ist eine Kombination aus Eat, Meat und Meet – also Essen, Fleisch und Treffen auf deutsch. Und hier gleich eine Kritik: Die Tische stehen für meinen Geschmack zu nahe beisammen. Ein Geschäftsessen ist in so einer Atmosphäre nicht möglich, wenn der Nebentisch jedes Wort belauscht. Hier hätte ich mehr Abstand zwischen den Tischen gewollt. Ich konnte die Gespräche am Nebentisch genau verfolgen, auch wenn ich das nicht wollte.

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Im Hauptinteresse stand natürlich das Fleisch. Die Steaks stammen aus Argentinien, den USA und Europa und werden von Küchenchef Hendrik Maas und seinem Team zubereitet. Die wunderbaren Dry aged-Stücke sind im Reifeschrank für alle zu sehen. Nach traditioneller Handwerkskunst wird das Fleisch des Weiderindes am Knochen in der gläsernen dry-aged box direkt im Restaurant auf den Punkt gereift. Beim dry-aging wird das Muskeleiweiß durch fleischeigene Enzyme zersetzt, sodass das Fleisch am Ende noch schmackhafter und zarter wird. Dank der dicken, eingetrockneten, äußeren Fettschicht, welche vor der Zubereitung entfernt wird, geht dem Fleisch dabei keine Feuchtigkeit verloren. So das Versprechen auf der Website von [m]eatery und dieses Versprechen wurde voll und ganz eingelöst. Mein Steak, im 800°C heißen Southbend Infrarotofen gegrillt, war fantastisch. Als Vorspeise gab es Tatar in verschiedenen Varianten, auch von ausgezeichneter Qualität.

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Als Genussmensch kann ich das Tatar und die Steaks absolut empfehlen. Die Qualität verwöhnt den Gaumen und lässt keine Wünsche offen. Beim nächsten Hamburg-Besuch steht ein Steakessen im [m]eatery wieder auf dem Programm. Mich hat das [m]eatery überzeugt.

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Etwas verbessert werden muss meiner Meinung nach der Bezahlvorgang. Die Kreditkarte wird vom Ober mitgenommen, der etwas irritiert schaut, wenn man der Abrechnung beiwohnen will. Und das Restaurant scheint nicht auf Bewirtungsbelege fürs Finanzamt ausgerichtet zu sein. Die überreichte Rechnung entsprach nicht den Regelungen fürs deutsche Finanzamt und erst auf Nachfassen erhielt ich eine gedruckte Rechnung auf einem DIN A4-Bogen. Ob dies nur bei mir der Fall war oder Standard ist, kann ich nicht sagen.

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Aufgefallen ist mir auch der schnelle Wechsel der Gäste. Der Durchsatz in dem Restaurant ist sehr hoch und das lädt nicht gerade zum Verweilen ein. Freie Tische habe ich nicht gesehen. Daher klare Empfehlung: Unbedingt reservieren.