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Ich stand mit Joe Cocker am Buffet – ein Nachruf

23. Dezember 2014

Mit 70. Jahren ist Joe Cocker verstorben und die Gazetten sind voll mit Nachrufen über sein musikalisches Lebenswerk. Der Mann hat einiges aufgenommen und wenn ich ehrlich bin, dann gefällt mir so richtig nur Mad Dogs & Englishmen. Diese Aufnahmen haben mich wirklich gepackt. Und ich fand Up Where We Belong im Duett mit Jennifer Warnes wunderbar. Mit den anderen späteren Aufnahmen hat Cocker richtig Geld gemacht, aber ich mochte die Produkte nicht, die mit seinen Songs in Verbindung standen: Ich fand 9 1/2 Wochen einen schrecklichen Werbeclip-Film eines begabten Werbeclip-Regisseurs und wenn ich den Newman Song You Can Leave Your Hat On höre, muss ich an diesen Film denken. Noch schlimmer: Wenn ich Sail Away höre, weiß ich, welches Bier ich garantiert nicht trinken werde. Aber egal, Joe Cocker hat sein Publikum gefunden und nun ist er leider zu früh verstorben.
Eine persönliche Begegnung hatte ich mit ihm am 2. Juli 1989 im Augsburger Rosenaustadion. Er war dort Headlinier eines Open Airs zusammen mit der Kölner Kapelle BAP. Unter anderem trat noch Suzanne Vega auf, die mit ihren leisen Songs fast unterging. Ich war zum Fotografieren dort.

cocker
Cocker lieferte eine gute Show ab und ich hab einige Songs aus dem Fotograben vor der Bühne mitbekommen. Damals war es üblich, dass man zehn Minuten oder die ersten drei Songs eines Künstlers vom Fotograben fotografieren durfte. Da sahen die Herrschaften noch gut aus und wirkten auf den Fotos noch sehenswert frisch. Leider kommen die meisten Künstler erst nach 10 Minuten in Fahrt und sind aufgewärmt und später im Konzert hat man die besseren Actionfotos. Nicht bei Joe Cocker. Er war ein Profi in dem Geschäft und wusste um seine Wirkung. Also positionierte er sich gleich für uns Fotografen richtig und gestikulierte in Cockerscher Manier herum und es gelangen schöne Aufnahmen.
Hinter der Bühne – im so genannten Backstage-Bereich – gab es während des Konzerts immer was zu Futtern und Künstler, Management, Veranstalter und auch wir von der Presse konnten uns an einem aufgebauten schwäbischen Buffet bedienen. Dabei galt es, den Künstlern immer den Vorrang zu lassen. Machen wir auch brav und als wir an der Reihe waren, stand Cocker schon wieder in der Schlange. Gut erzogen wie wir waren – und vor allem um nicht die wertvollen Backstage-Pässe zu verlieren – ließen wir den Sänger vor und so kam es, dass ich hinter Joe Cocker am Buffet stand. Ich weiß nicht mehr, was der Meister von Woodstock alles auf seinem Teller aufhäufte, aber er war ein guter Essen – und ich kann das wahrlich beurteilen. Ich danke ihm kurz für das optimale Posing auf der Bühne, er knurrte etwas und das war meine persönliche Begegnung mit Joe Cocker. Ich kann also sagen: Ich stand hinter Joe Cocker beim Buffet und er hat mich angeknurrt. Reicht nicht gerade für eine Geschichte im Rolling Stone, aber nett war es trotzdem.
Schade, dass Cocker mit 70. Jahren nun verstorben ist. Ich werde mir heute Mad Dogs & Englishmen anhören und bei Youtube den genialen Film mit einem hervorragenden Leon Russell anschauen. Danke für diesen Blues Mr. Cocker

Persönlicher Nachruf: Klaus Kreuzeder ist tot

5. November 2014

In der Nacht zum Dienstag erfuhr ich vom Tod von Klaus Kreuzeder. Der 64jährige war ein wichtiger deutscher Jazzer, wohnte in München am Stiglmaierplatz und war Meister am Saxophon.
Ich traf den an einen Rollstuhl gefesselten Klaus Kreuzeder zum ersten Mal bei meiner Tätigkeit für die Fürstenfeldbrucker Lokalausgabe des Münchner Merkurs. Er gab ein Konzert in Germering und eigentlich hatten wir einen hervorragenden Jazz-Musiker als Redaktionsmitglied als idealen Berichterstatter. Doch er konnte aus irgendeinem Grund nicht und so sollte ich über das Konzert berichten. Als junger Journalist durfte ich hinter die Bühne in den Backstage-Bereich und ging auf Kreuzeder vor dem Konzert zu. Das war natürlich ein Fehler, einen Künstler und sei er noch so ein Profi wie Kreuzeder vor dem Konzert zu stören. Klaus Kreuzeder schmiss mich kurzerhand raus. Er meinte aber grinsend, ich könne nach dem Gig gerne vorbeikommen. Tat ich dann auch.
Klaus Kreuzeder war im Gespräch mit seinen Gitarristen Henry Sincigno und winkte mich freundlich hinter die Bühne. Sein Ärger war verflogen und wir sprachen über seine fränkischen Wurzeln und seine erste Jazzrock-Band Aera. Er lenkte geschickt das Gespräch auf sein aktuelles Duo sax as sax can, indem er mit Henry Sincigno spielte. Ich wollte mehr über die alten Haudegen Eberhard Schoener wissen, doch Kreuzeder sprach mehr über die Gegenwart als über die Vergangenheit. Zum Abschied schenkte er mir noch eine von ihm und Henry Sincigno signierte CD Saxappeal.

Klaus Kreuzeder und Henry Sincigno unterschrieben ihre CD für mich.

Klaus Kreuzeder und Henry Sincigno unterschrieben ihre CD für mich.

2011 traf ich Kreuzeder wieder. Er war zur Eröffnung der IHM – Internationale Handwerksmesse engagiert und spielte drei, vier Lieder. Ich glaube, die meisten der anwesenden Handwerksfunktionäre wussten gar nicht, wen sie dort auf der Bühne vor sich hatten. Der Vollblutmusiker zog den Hut in sein Gesicht und versank in seiner Musik, nahm die Welt um ihn nicht wahr. Mit dem iPad drehte ich ein paar Songs mit, die die Intensität des Musikers zeigen.
Nun ist Klaus Kreuzeder verstorben. 2013 hörte der mit der Musik auf, der Krebs bedrohte sein Leben. Aus Geldnöten verkaufte er einen Teil seiner Instrumente, Er widmete sich dem Update seiner Autobiografie Glück gehabt. Nun hat Klaus Kreuzeder den Kampf gegen den Krebs verloren. Gerne hätte ich mit ihm über seine Musik mit Eric Clapton, Stevie Wonder, Gianna Nannini, Konstanin Wecker und Udo Lindenberg gesprochen. Dazu wird es nicht mehr kommen. Danke Klaus für deine Musik.