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Heißenturm in Schrobenhausen – Dienstbotenkrankenanstalt der alten Zeit

7. März 2015
Der Heißenturm in Schrobenhausen.

Der Heißenturm in Schrobenhausen.

Freunde von mir sind in der Mittelalterszene unterwegs und haben mir den tollen Soundtrack zum Der Medicus von Ingo Ludwig Frenzel ans Herz gelegt. Ich fand den Film zwar unlogisch und dennoch hat er mir Spaß gemacht. Die medizinische Versorgung in den dunklen Zeiten war grauenhaft. im medizinischen Bereich konnten wir viel von der Hochkultur der Arabern lernen.

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Aber das Wissen um Krankenpflege hat lange gebraucht, bis es sich bei uns verbreitet. Ich war bei einem Besuch in der Spargelstadt Schrobenhausen entsetzt, wie lange wir eigentlich medizinisch im Mittelalter waren. Das dunkle Zeitalter zog sich in Schrobenhausen bis in die Neuzeit hin.
Bei einem Besuch in Schrobenhausen sah ich mir den so genannten Heißenturm an. Die Stadt hat eine hervorragende Beschilderung für Touristen. Ich erfuhr, dass zu Beginn des 19. Jahrhunderts die Stadt Schrobenhausen noch immer kein Krankenhaus besaß. Die Kranken mussten zu Hause versorgt werden. Für kranke Dienstboten, Handwerksgesellen oder Lehrbuben, die die Möglichkeit der häuslichen Pflege nicht hatten, richtete die Stadtgemeinde Schrobenhausen im Jahre 1819 einen Stadtturm als Krankenlager her. Dieser Turm heißt heute noch Heißenturm und befindet sich in der Nähe des heutigen Busbahnhofs.

Insgesamt sechs Kranke konnten in den vier beheizten Turmräumen des Heißenturms untergebracht werden. Versorgt wurden diese Kranken vom einem Landgerichtsarzt. Allerdings waren diese Räume zu eng und die sanitären Verhältnisse katastrophal. Bereits 1825, so die Stadtchronik, klagte der städtische Krankenverwalter über „unzumutbare Zustände der Dienstbotenkrankenanstalt“. Eine Art Krankenpfleger wurde nur tageweise angestellt und kümmerte sich zudem nicht ordnungsgemäß um seine Patienten. Vielleicht waren die Krankenpfleger von damals genauso überlastet und unterbezahlt wie heutige Krankenpflege – eine Schande ist das. Es gab keine medizinischen Geräte oder Bettwäsche. Es fehlte an Baderäume, damals Badezuber genannt. Kranke wurden sogar abgewiesen. Als 1841 eine Schafpockenepidemie Schrobenhausen erreichte, nahm die Zahl der Erkrankten massiv zu. Der Heißenturm konnte die Patienten nicht mehr fassen. Die medizinischen Zustände waren katastrophal. Die Anzahl der Räume wurden zudem verringert, Kranke mussten auf den zügigen Gängen des Turms schlafen.

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In örtlichen Waisenhaus im Tal wurde ein provisorisches Krankenhaus eingerichtet. Erst im Jahre 1846 wurde durch Spenden der Bürger das erste richtige Krankenhaus in Schrobenhausen berichtet. Heute besitzt Schrobenhausen natürlich im modernes Krankenhaus.

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Sizilianische Eröffnung beim Lego-Schach Kingdoms Chess

29. Juli 2012
Das Lego Schach Set wird in fünf Beutel geliefert.

Das Lego Schach Set wird in fünf Beutel geliefert.

Als erstes bauten wir den Harlekin zusammen, der ein Pferd symbolisieren soll. Das war der Start unseres Lego Schachspiel mit insgesamt 328 Teilen. Was sehr verwirrend war, ist die Tatsache, dass auf der Packung keine Set-Nummer angegeben ist. Es handelt sich um die Artikel-Nr.: 853373. Interessant ist, dass der Lego-Shop immer von 28 Figuren spricht. Das ist natürlich absoluterer Blödsinn. Es sind natürlich 32 Figuren, sonst wäre Schach nicht möglich. Kein Wunder, dass dieses Exklusivset LEGO Kingdoms 853373 nicht der Verkaufsrenner geworden ist, seit es im Mai 2012 auf den Markt kam.

Völliger Quatsch im Lego Store: Es sind nicht 28, sondern 32 Schachfiguren.

Völliger Quatsch im Lego Store: Es sind nicht 28, sondern 32 Schachfiguren.

Bei der geringen Anzahl von Teilen sollte man denken, dass das Spiel sehr schnell aufgebaut ist. Allerdings stellte sich am Laufe der Baumaßnahme heraus, dass die Kleinteile sehr zeitaufwändig sind. Viele Urteile sind in fünf unterschiedliche Plastikbeuteln aufgeteilt. Den Start macht das Kampffiguren der Löwenritter: Springer, Läufer, Türme und dann Dame und König. Die Löwendame ist kunstvoll geschminkt und hat ein wertvolles Zepter in der Hand, während der König in voller Rüstung und rotem Umhang ein goldenes Schwert samt Schild trägt. Warum die Springer allerdings wie Harlekins aussehen, versteht wohl nur Lego.

Dame und König der Löwen-Ritter

Dame und König der Löwen-Ritter

Der zweite Plastikbeutel enthält das Fußvolk, die Bauern der Löwen-Ritter. Ihr Aufbau geht sehr schnell vonstatten. Beutel drei und vier enthalten die Drachenritter, aber in unterschiedlicher Reihenfolge – erst die Bauern, dann die Kampffiguren. Während die Löwenritter in in freundlichen, hellen Rot-Tönen gehalten sind, sind die Drachenritter eher in dunklen Grüntönen gehalten. So ist die Unterscheidung zwischen schwarz und weiß sehr einfach. Die Bewaffnung der Drachenritter-Bauern ist spektakulär. Sie haben nicht nur Streitäxte sondern auch Morgensterne. Die Bauern der Löwen haben nur Schwerter oder Spieße. Uns gefallen die Drachenritter einfach besser. Vielleicht liegt es daran, dass der König einen Schlapphut wie Gandalf hat. Die Details der Drachenritter sind einfach facettenreicher: Zwei Umhänge für den Adel, ein Messer.

Die unterschiedliche Bewaffnung der Bauern.

Die unterschiedliche Bewaffnung der Bauern.

Der finale fünfte Beutel entfällt das Schachbrettmuster. Viereckige Platten in Schwarz und Weiß, die auf eine grüne Bodenplatte gebaut werden. So entsteht das Schachbrett. Am Schluss müssen nur noch die Schachfiguren aufgebaut werden. fertig ist das Lego Schachbrett Kingdoms Chess. Negativ zu bemerken ist, dass keine Markierungen A bis H und 1 bis 8 am Brett vorhanden sind. Damit lässt sich ein professionelles Schachspiel mit dem LEGO Kingdoms 853373 nicht durchführen. Aber für klassische Turniere ist dieses Spielbrett sowieso nicht vorgesehen.

Sturm im Wohnzimmer

3. Februar 2009

burg

Ein Sturm ist durch die Burg gefegt. Mauerteile sind abgebrochen, Türme sind eingestürzt und liegen zerborsten im Burghof. Edle Ritter und Bogenschützen wurden in Massen dahingerafft. Waffen, Ausrüstung, Fässer sind verstreut. Ein Angriffsturm hängt schief an einem Fachwerkhaus. – Unser Wohnzimmer sieht aus, als ob eine Bombe eingeschlagen hat. Dabei sind doch nur die roten Drachen der Drachenritter über die gegnerische Burg gekommen und haben alles kurz und klein geschlagen.

Eine Ausnahme? Nein, nicht wirklich. Mein Sohn hat mit seinen Playmobil-Figuren gespielt und alles in die Schlacht geworfen, was er so hatte. Da macht es auch nichts, wenn in der Ritterburg auch die Feenwelt seiner Schwester auftaucht oder ein Sheriff aus dem wilden Westen neben einem Baukran der Moderne steht. Es ist die Ansicht des Spielers, was passt und was nicht. Sohnemann ist auf jeden Fall in seine Playmo-Welt versunken und spielt begeistert mit dem Plastik aus Franken.  Unterstützt wird es durch gerippte CDs, die über iTunes laufen: Das Hörspiel: Die Playmos: Dinos greifen an, ist derzeit ein Renner. Selbst ich kann schon einige Dialoge fehlerfrei mitsprechen. Also Sohn liebt Playmobil.

Genauso wie sein Vater übrigens. Ich war und bin auch ein Playmo-Fan. Bei mir begann es um 1974/75 als meine Eltern mit eine Ritterausstattung kauften. Ich wollte zu Beginn keine Figuren, was sich kurz darauf als blöde Entscheidung entpuppte. Ich wollte Ritterzubehör: Bänke, Tische, Waffenständer, Hellebarden, Schwerter und ich glaube, Schilder waren auch dabei. Teile von dem Zeug haben wir noch heute und es kommt in der aktuellen Ritterwelt des Sohns zum Einsatz. Spielzeug, das Generationen einsetzen.

Bei mir begann es mit Ritter, dann kamen Bauarbeiter hinzu – später natürlich die klassische Berufe wie Feuerwehr und Polizei. Ich machte einen Abstecher in den wilden Westen, zum Camping und landete irgendwann auch bei britischen Garden des 18. Jahrhunderts. Mit Wachhäuschen und Gewehr mit Bajonett waren sie eine Zeitlang meine Lieblingsfiguren. Ganz hohes Ansehen hatte bei mir übrigens ein Kamerateam. Es hatte eine weiße Fernsehkamera, die auf einen blauen Ständer befestigt war. Leider wurde die Kamera in jugendlichen Leichtsinn etwas schief beklebt. Ich denke, dieses TV-Team war der Auslöser meiner späterer Journalistenkarriere.

Heute müssen die Playmos aber ruhen. Gestern habe ich im Twitter der Bild gelesen, dass der Playmobil-Erfinder Hans Beck im Alter von 79 Jahren verstorben ist. Trauer ist bei den Figuren angesagt, wenn der Papa  von ihnen gegangen ist. 2,2 Milliarden Figuren wurden gefertigt und ich habe das Gefühl, ein Großteil davon steht in unserem Wohnzimmer. Firmeninhaber Horst Brandstätter hatte den gelernten Möbeltischler und passionierten Modellbauer 1958 aus über 20 Bewerbern ausgewählt und es war die richtige Entscheidung. Die Playmo-Welten haben mich begleitet und auch meinen Sohn. Und wenn meine Kinder mal Kinder haben sollten, werde ich ihnen als Opa auch Playmo schenken. Vielleicht auch Ritter, damit dann das Wohnzimmer meiner Kinder genauso wie ein Saustall aussieht, wie das meinige jetzt.