Posts Tagged ‘Stiftung Lesen’

Unglaublich: Zwille liegt Kinderzeitschrift Leserabe bei

15. Januar 2012
Zwille im Kinderheft

Zwille im Kinderheft

Meine Kinder sind richtige Leseratten. Das macht den Papa stolz und er unterstützt den Lesehunger des Familiennachwuchses mit allerlei Bücher und Zeitschriften. Die einzigen Zeitschriften-Abos die wir besitzen, sind nur noch Kinderzeitschriften.

Beim wöchentlichen Familieneinkauf wandert so dann und wann noch eine Zeitschrift in den Einkaufswagen. Jetzt war es die neue Ausgabe des Leserabens. Es ist ein Leseförderheft für die ersten Grundschuljahre. Und da heute alle Kinderzeitungen ein Gimmick haben müssen, liegt dem Leseraben auch ein Spielzeug bei. Dieses Mal – haltet euch fest – eine Zwille. In der typischen Y-Form mit Gummizug. Sagt mal lieber Ravensburger Verlag: Habt ihr ein Rad ab? Mit einiger Übung kann aus einer Zwille eine sehr gefährliche Waffe werden und ihr fördert mit eurem Gimmick so eine Tendenz.

Ich würde ja verstehen, wenn der Leserabe das Nachwuchsmagazin der Anarchisten wäre, das Fachmagazin der ehemaligen militanten Bewohner der Hafenstraßen oder die Postille des Schwarzen Blocks der Autonomen. Nein, es ist ein Magazin, das die Stiftung Lesen empfiehlt. Eine tolle Empfehlung ist das.

Zwar sollen mit der Schleuder aus dem Leseraben nur Wattebällchen als verkleidete Schneekugeln auf eine Zielscheibe geschossen werden, doch natürlich können mit der  Schleuder auch Playmobil-Männchen, Legosteine, Matchbox-Autos oder anderes spitzes Kinderspielzeug durch die Gegend geschossen werden.

Wie wäre es denn, in einer der nächsten Ausgaben eine Luftpistole oder zumindest Paintball-Waffen beizulegen? Ich bin sicherlich nicht überempfindlich, aber das geht mir als Vater zu weit. Natürlich habe ich auch als Schüler mit einem Gummiband gefaltetes Papier verschossen, aber ich wurde nicht von einer pädagogischen Kinderzeitung dazu animiert. Das war das letzte Mal, dass wir den Leseraben gekauft haben.

Keinen Bock mehr aufs Lesen

17. Februar 2009

Die Stiftung Lesen jammert: Die Deutschen haben keinen Bock mehr auf Lesen so wie früher einmal. Gemeint sind in erster Linie Bücher. Damit legt die Stiftung zum dritten Mal seit 1992 eine Studie vor. Dieses Mal wurden mehr als 2500 Deutsche ab 14 Jahren nach ihren Lesegewohnten befragt. Das Ergebnis ist für Bücherwürmer und Bildungsbürger erschreckend. Während vor acht Jahren jeder Dritte noch zwischen elf und 50 Bücher im Jahr verschlang, schafft dieses Buchpensum jetzt nur noch jeder Vierte. Das Geheule bei den Bildungsbürgern war groß. Der Verfall des Abendlandes und des Bildungsbürgertums stand auf der Tagesordnung. Jammer, jammer, heul, heul.

Bedenklich: Es zeigt sich, dass Kinder von lesefaulen Eltern nicht mehr zum Buch greifen und damit für den Lesemarkt verloren sind. Wenn zu Hause gelesen wird, dann besteht auch die Chance, dass der Nachwuchs zum Buch greift. Zumindest bei uns zu Hause wird derzeit kräftig gelesen. Der kleine Mann in der ersten Klasse versucht sich an Literatur in Form der Flohkiste und seine Schwester kann zwar nicht lesen, tut aber zumindest so.

So schlimm die Ergebnisse für den Büchermarkt sind, so darf man sie aber nicht überbewerten. Ähnliches Problem hatte das Theater als das Kino aufkam und das Kino als TV aufkam. Die Menschen wechseln eben das Medium und verbringen mit den klassischen Medien eben weniger Zeit. Die Zeit meines Medienkonsums hat sich nicht verändert über die Jahre, aber die Art auf jeden Fall. Wenn ich früher öfters zum Buch oder zur Zeitung gegriffen habe, so schaue ich heute eben mehr ins Web, schaue Blu ray oder spiele etwas.

Ach ja: Gleiches Klagelied könnten die klassischen Brettspielhersteller anstimmen. Es wird weniger gespielt: Klar, Mensch-ärgere-dich-nicht und Co gehen sicher zurück, dafür steigt die Zahl der Wii- oder PS3-Spieler. So ist der Zeit der Lauf, aber noch lange kein Untergang des Abendlandes.