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Zwischen Pendelstress und Küchentisch: Unser Alltag mit Homeoffice

17. Mai 2025

Als Selbstständiger beobachte ich die Entwicklung mit Interesse: Einmal rein in die Kartoffeln und raus aus den Kartoffeln. Gemeint ist die Diskussion um das Homeoffice.

Die Argumente sind seit langem ausgetauscht, die Emotionen noch lange nicht. Nun schauen wir mal auf aktuellen Zahlen, die unlängst von der Bitkom geliefert wurden: 58 Prozent der Unternehmen ermöglichen mobiles Arbeiten wie Homeoffice zumindest für einen Teil der Belegschaft. Ein Fünftel (20 Prozent) hat früher Homeoffice angeboten, tut dies heute aber nicht mehr. Bei ebenso vielen (20 Prozent) gab es noch nie die Möglichkeit zu Homeoffice. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Befragung von 602 Unternehmen ab 20 Beschäftigten im Auftrag des Digitalverbands Bitkom. In größeren Unternehmen ist Homeoffice dagegen weiter stark verbreitet. So bieten 71 Prozent der Unternehmen mit 100 bis 499 Beschäftigten mobiles Arbeiten an, in der Größenordnung ab 500 Beschäftigten sind es 74 Prozent. In den kommenden Monaten könnten die Zahlen aber weiter sinken. 15 Prozent aller Unternehmen, die aktuell noch Homeoffice anbieten, wollen die Möglichkeit reduzieren, 5 Prozent sogar ganz abschaffen. In 30 Prozent wurde Homeoffice im vergangenen Jahr bereits zurückgefahren. Knapp die Hälfte (45 Prozent) will an ihrer bestehenden Homeoffice-Regelung dagegen nichts ändern, 3 Prozent wollen das Homeoffice sogar ausbauen.

Ich betrachte meine Kinder. Der Sohn arbeitet in einem Handwerksbetrieb im nächsten Ort, der kann kein HomeOffice machen, weil die Produktionsmittel im Betrieb stehen. Da stellt sich nicht die Frage. Arbeit und Wohnen sind hier dank kurzer Entfernungen möglich.

Die Tochter studiert und arbeitet nebenbei und tut dies beides die meiste Zeit von zu Hause aus. Den Sinn zeitaufwändig in die Hochschule oder an den Büroschreibtisch zu fahren, erschließt sich ihr nur bedingt. Die Anfahrtswege sind einfach rund eine Stunde im Speckgürtel von München: Voller ÖNPV, volle Straßen, keine Parkplätze kosten Überwindung. Von gut organisierten hybriden Arbeitsmodellen mit der Möglichkeit zum Homeoffice können viele Unternehmen und Beschäftigte gleichermaßen profitieren. Wichtig seien gemeinsame Tage im Büro, um Face to Face gut vorbereitet Dinge abzusprechen und dann seine Arbeitsaufträge zu erledigen. Der soziale Faktor der Kommunikation kann nur bedingt durch Videokonferenzen ersetzt werden, aber die Voraussetzung ist, dass sich in einem Meeting jeder konzentriert bei der Sache ist.

Das sieht auch eine Mehrheit der Unternehmen so. 57 Prozent sind überzeugt, dass es Unternehmen, die kein Homeoffice ermöglichen, schwer haben, gute Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu finden. 46 Prozent glauben, dass Rückrufaktionen ins Büro vornehmlich dazu dienen, unmotivierte Beschäftigte loszuwerden. Zwar befürchtet eine deutliche Mehrheit von zwei Dritteln (67 Prozent) der Unternehmen, dass durch Homeoffice der Zusammenhalt im Unternehmen verloren geht, zugleich meinen aber 44 Prozent, dass in der Regel im Homeoffice produktiver gearbeitet wird als im Büro. Und auch ein Aufreger-Thema der vergangenen Monate wird in den Unternehmen gelassener gesehen: 41 Prozent finden es in Ordnung, wenn Beschäftigte private Angelegenheiten während der Homeoffice-Zeit erledigen.

Andere Zahlen: Laut Zahlen des Landesamts für Statistik ist in Bayern der Anteil der Angestellten, die jeden Tag im Homeoffice arbeiten, auch deutlich gesunken. Während vor drei Jahren noch 36 Prozent ausschließlich von zu Hause aus gearbeitet haben, betrug die Quote im Freistaat zuletzt nur noch 21 Prozent.

Leben und Arbeiten
Bei den Eltern meiner Frau und bei meinen Eltern waren Leben und Arbeiten entweder im Hause oder im Ort. Weite Pendlerstrecken gab es nicht und daher auch nicht die Diskussion um Homeoffice. Leben und Arbeiten unter einem Dach, das ist auch eine Version von Homeoffice.

Mir bestätigen Pendler im Speckgürtel von München, dass heute viele vom Auto auf den überlasteten ÖPNV umgestiegen sind. Besser im Zug warten, als im Auto im Stadtverkehr von München. Für mich als Außenstehender hat sich Homeoffice in der Arbeitswelt etabliert. Wie ist das bei euch?