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Persönlicher Nachruf auf Shane MacGowan

2. Dezember 2023

Ich habe kein irisches Getränk im Hause, dann nehm ich halt einen Schotten von Ardbeg und stoße auf den verstorbenen Shane MacGowan an. Der Trinker und Sänger oder Sänger und Trinker ist unlängst im Alter von 65 Jahren verstorben. Ich mochte seine Aufnahmen und verbinde mit den Liedern meine Liebe zur Insel.

Es war 1984 als ein Schulfreund die Schallplatte Red Roses for Me anschleppte. Ich war damals als braver Schujunge in einer selbstverordneten Punk-Phase und schwankte zwischen Clash, Ramones und Sex Pistols. Ich sollte unbedingt mal in die Pogues reinhören, bei denen Shane MacGowan als Sänger agierte. Die Musikrichtung sei Folkpunk, wurde mir erklärt.

Ich höre hinein und war sofort begeistert. Für mich stand fest: Es sind die Dublingers mit ein paar Drinks zuviel und provokanten Texten. Shane MacGowan war mit seinen schlechten Zähnen wahrlich keine Schönheit für ein Poster an der Wand meines Jugendzimmers, aber singen konnte der Typ. Ich nahm ihn sein Aufbegehren und seinen Protest sofort ab, aber die Pogues waren auch für mich eine Partyband, zu deren Musik ich die geistigen Getränke probierte, meist billiger Blend.
Man konnte schön mitgröhlen und das nächste Album Rum, Sodomy & the Lash war mein persönlicher Favorit. Hier stimmte für mich einfach alles, tolle Verbindung von Folk und Punk.

Später kaufte ich mir noch ein paar Pogues-Scheiben, natürlich auch das unvermeidliche Fairytale Of New York, das mir auf Christkindl- und Weihnachtsmärkten bis zur Besinnungslosigkeit eingehämmert wurde. If I Should Fall From Grace With God hieß das dritte Album der Truppe und danach hatte ich irgendwie keinen großen Bock mehr auf die Pogues.

Ich wollte mal die Band live sehen, aber dazu kam es nicht mehr. Shane MacGowan war mehr mit dem Alkohol als mit der Interpretation seiner Lieder beschäftigt. Organversagen hieß es am Schluss. Es tut mir leid um diesen talentierten Songwriter und Sänger seiner Lieder. Die Musikwelt verliert ein weiteres Original.