Posts Tagged ‘Rutger Hauer’

Dracula im Film (12): Dario Argentos Dracula (2012)

30. November 2020

Ich wollte es nicht glauben: Alle haben sie gesagt, dass Dario Argentos Version von Dracula Müll ist. Und was soll ich sagen: Ihr habt alle recht gehabt. Dario Argentos Dracula ist Müll.

Ich habe mir das Spätwerk des italienischen Meisters aus dem Jahre 2012 jetzt erst auf Bluray in 2D angeschaut und es war schon peinlich, wie so ein Mann seinen Ruf systematisch kaputt macht. Ich bin ein Argento-Fan der Filme Suspira, Profondo rosso oder Tenebare – also die Vertreter der Giallo-Slasher. Und ich bin ein Fan der Figur Dracula von Bram Stoker. Was wäre das für eine Kombi? Argento und Stoker? Und ich schaue mir gerne, sehr gerne Dracula-Filme an und so stand endlich auch mal Dario Argentos Dracula auf meiner Watchlist. Vielleicht erfüllt der ursprünglich als stereoskopischer Film seine wahre Wirkung in 3D, was ich allerdings nicht glaube. Es war das erste – und nach seinen Aussagen das letzte Mal, dass Argento das Stilmittel Stereoskopie für seine Filme nutzte. Für 3D braucht es eine andere Erzählweise, eine andere Struktur.

Zunächst das Positive am Film Dario Argentos Dracula: Es gibt Kameraeinstellungen von Räumen, die machen einfach Spaß. Argento versteht es mit seinem Suspira-Kameramann Luciano Tovoli Bilder in die richtige Position zu rücken. In diesen Augenblicken jubelt mein Herz. Auch bei den Kamerafahrten gibt es Andeutungen, dass es der Meister nicht verlernt hat. Und auch für mich positiv ist die Musik von Argentos Hauskapelle Claudio Simonettis Goblin. Ihr musikalisches Thema zu Dracula ging ins Ohr, die Balkan-Musik eher nicht so.
Und da wäre noch die Hauptdarsteller Thomas Kretschmann als Dracula und Rutger Hauer als Professor Abraham Van Helsing. Sie bemühen sich, schauen mal sorgenvoll, mal schmachtend, aber agieren im Großen und Ganzen erfolglos. Darios Tochter Asia Argento wagt sich an die komplexe Figur der Lucy und scheitert leider auch hier.

Und damit sind wir auch bei den wirklich üblen Teilen des Films. Die Dialoge waren noch nie Argentos großes Können und da bleibt er sich bei Dracula treu. Bei so mancher weiblicher Darstellerin sind die Dialoge auch nicht so wichtig und die männlichen Zuschauer haben anderes im Focus. Aber nackte Haut reicht nicht, um Dracula zu ertragen. Hinzu kommen CGI-Tricks im Anfängerstadium. Es beginnt mit einer schlimmen Eule und endet ganz schlimm mit einer digitalen Gottesanbeterin. Dario bleib bei deinen Gore-Effekten, denn die verstehst du in Szene zu setzen. Freunde des spritzenden Blutes werden in einigen Passagen auf ihre Kosten kommen und den Film vielleicht als Trash einordnen. Ich packe ihn eher in die Kategorie: Vertane Chance bei einem tollen literarischen Stoff.

Blade Runner – immernoch ein Meisterwerk

15. Januar 2014

Der wichtigste Science Fiction Film der achtziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts war für mich wohl Blade Runner. Die Verfilmung des Romans Träumen Androiden von elektrischen Schafen? von Philip K. Dick durch den genialen Ridley Scott hat fasziniert und tut es immer noch. Er spricht so viele Themen an und berührt emotional sowie intellektuell.

Inzwischen habe ich viele Veröffentlichungen des Werkes auf Video, DVD und Blu ray. Wer seine Heimanlage ausreizen will, besorgt sich Blade Runner als Referenzfilm und genießt ein geniales Zusammenspiel von Bild und Ton. Entweder man mag den Film oder findet ihn sterbens langweilig. In den sozialen Netzwerken wird der Film geliebt, schließlich lieben Twitterer ja Einhörner – aber dies nur am Rande.

Twitterer lieben diesen Film. Warum nur?

Twitterer lieben diesen Film. Warum nur?

Hier hatte einfach alles gepasst: Darsteller – allen voran Harrison Ford als Rick Deckard, Rutger Hauer als Roy Batty und Daryl Hannah als Pris. Die Musik von Vangelis trifft die Stimmung des Films voll. Der Soundtrack liegt inzwischen in verschiedenen Versionen vor. Ich empfehle hier ausdrücklich die Blade Runner Trilogy, die zum 25. Geburtstag des Films mit weiterer Musik auf den Markt kam. Es enthält den alten Soundtrack und von Blade Runner inspirierte Musik. Leider hat die SACD hat nur Stereoton und ich hoffe endlich einmal auf einen Mehrkanalton. Früher gab es ausgezeichnete Bootlegs vom Soundtrack, wie die Esper Edition oder die Deckard Edition. Einfach mal googlen für die Perlen.

Der Film selbst liegt in verschiedenen Fassungen vor, die sich in Länge und Dramaturgie unterschieden. Mal gibt es die Stimme von Deckard aus dem Off im Stil des Film Noir, mal gibt es sie nicht. Der Film hatte ja seit seinem Kinostart 1982 eine gewaltige Entwicklung durchgemacht. Insgesamt gibt es von dem Film fünf verschiedene Fassungen: Workprint, US-Kinofassung, internationale Kinofassung, 1992er Director’s Cut und 2007er Final Cut.

Auto

Als Sammler habe ich mir viele Fassungen bei jeweiligen Erscheinen besorgt und kann auf jeden Fall die Version zum 30. Geburtstag empfehlen. Sie heißt: Blade Runner – 30th Anniversary Collector’s Edition Sie enthält alle Fassungen sowie Unterlagen und ein Modell des Spinner-Fahrzeugs. Sehr nett ist auch die DVD-Sonderedition von Warner mit Drehbuch des 1992er Director’s Cuts.

Das PC-Spiel kam auf 4 CDs daher.

Das PC-Spiel kam auf 4 CDs daher.

Es gab für Windows 95 ein sehr schönes Computerspiel zum Film. Grafik war fein, aber noch feiner war der nicht lineare Spielverlauf mit unterschiedlichen Enden. Je nachdem welchen Weg der Spieler einschlägt, entwickelte sich das Spiel anders. Und es war mit 4 CDs damals sehr umfangreich. Das war schon eine Besonderheit von den Westwood Studios. Die Tricks aus dem Film stammten von Douglas Trumbull. Auf der FMX in Stuttgart sprach er lange über das Making of – leider durfte man die Sachen nicht mitdrehen. Ich traf dafür in der Schweiz den Conceptdesigner Syd Mead und konnte lange mit ihm über seine Ideen sprechen. Dazu folgt ein eigener Blogbeitrag.

Der Film als Aquarell.

Der Film als Aquarell.

Jetzt habe ich durch meine US-Kollegin Jennifer Wolfe eine neue Variante von Blade Runner entdeckt. Die Aquarell Edition. Es gibt 35 Minuten des Films als Aquarell. Der amerikanische Künstler Anders Ramsell malte 12,597 Aquarelle und fügte sie zu einem Film zusammen. Krank, aber genial. Er hat die Story zwar etwas verändert, aber das ist künstlerische Freiheit.