Beim Schlendern durch die IAA Mobility Days, die München eine Woche in Beschlag genommen haben, stieß ich auf zahlreiche Anregungen und musste vor allem mit meinen eigenen Vorurteilen kämpfen. Die IAA in München ist nicht mehr die IAA in Frankfurt und die Zeiten der großen Autoshows sind wohl vorbei.
Wohltuend empfang ich das Konzept der Motorworld München, die losgelöst vom IAA Trubel ihr eigenes Ding durchzogen mit Unterstützung der Messe-Verantwortlichen: Autos (und Mobilität) für Fans draußen in Freimann. Das kam gut an.
Auf dem Messegelände war bei der IAA in München nur B2B-Geschäft möglich, der normale Autofan blieb außen vor. Dem blieb die Innenstadt von München, um sich mit dem Thema Mobilität auseinandersetzen. Und Mobilität ist deutlich mehr als Autos. Das war inspirierend, aber nicht dass, was ich eigentlich sehen wollte. Aber ich muss es nochmals sagen: Die Zeiten der großen Autoshows sind wohl vorbei.
Es war eine große Mobilitätsschau und es gab rund um den Odeonsplatz und Marienplatz allerlei Stände zur Fortbewegung, darunter auch Automobil-Hersteller. Interessiert vernahm ich das massive Auftreten der chinesischen Hersteller im Bereich Elektro-Auto. Auch hier erfahren wir eine Zeitenwende. Der Verbrenner ist wohl durch, neue Konzepte sind gefragt. Und hier müssen sich die bayerischen und deutschen Autobauer neu aufstellen. Das passiert wohl, aber mehr Demut ist angesagt.
Elektro-Autos können auch andere bauen – Tesla hat gezeigt, wo der Hammer hängt und was möglich ist. Der BYD-Stand hat vom Gefühl her die Größe des Auftritts der Volkswagen-Gruppe, aber das Spektrum ist größer. Bei VW hab ich mich in den Bus gesetzt, bei BYD in die Limo. Laut Veranstalter VDA sind sieben Hersteller aus China vertreten. Tatsächlich sind es mehr, denn Marken wie Nio und Voyah (Dongfeng) zeigen abseits der Ausstellungsgelände ihre Fahrzeuge. Nio habe ich ausführlich auf der Motorworld angeschaut. Von Renault bin ich beleidigt, weil sie den Zoe eingestellt haben und lieber größere Autos bauen. Mein Herz schlägt für den Microlino, vielleicht weil meine Eltern in jungen Jahren eine Isetta besaßen. Sehr fein, aber alles auch sehr teuer. Mein Hybrid muss bitte noch einige Jahre fahren, denn einen Neuwagen kann und werde ich mir bei der heutigen Wirtschaftslage nicht leisten (können).
So schlenderte ich von Stand zu Stand, bekam kostenloses bayerisches Trinkwasser (sehr gute Idee und bitte dauerhaft installieren in einer Stadt wie München), ich hörte mir ein paar Vorträge an und staunte über die Vielfalt von Mobilität. Ich schaute eine Radlwaschanlage an, studierte Flugblätter und erfreute mich an einem Concept Car von Opel.
Organisiert war die Veranstaltung hervorragend. Es gab zahlreiche Security-Menschen, denn Aktivisten waren in München zu Gange. Es gab Proteste, es gab Straßenblockaden der Klimakleber und Kollegen. Ich habe als konsequenter Nutzer des ÖPNV davon nichts mitbekommen, außer dass München einen Tag lahmgelegt war, weil ein Bagger eine Oberleitung herunterriss und damit kein Zug die Landeshauptstadt anfahren konnte.
Braucht es die IAA in München? Die Frage müssen andere beantworten. Der Rundgang durch die Stände war nett, aber wirklich gebraucht hab ich es nicht.