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Prag (5): Wenn Katholiken triumphieren: Maria vom Siege

26. Oktober 2024

Unsere Geschichte ist geprägt von Glaubenskriegen, damals und heute. Willst du nicht mein Bruder sein, dann schlag ich dir den Schädel ein. Ein solches, zugegeben eindrucksvolles Beispiel ist die Kirche Maria vom Siege.

Heute ist die Kirche Maria vom Siege (tschechisch Kostel Panny Marie Vítězné) am Weißen Berg ein Wallfahrtsort nahe der Stelle der Schlacht am Weißen Berg vom 8. November 1620. Sie gehört zur Katastralgemeinde Řepy und ist eines der bedeutendsten Denkmäler dieses Stadtteils. Am 3. Mai 1958 wurde sie zum Kulturdenkmal erklärt. Durch hervorragende Kontakte von Matthias Dörr konnte unsere Gruppe vom Pfarrgemeinderat Maisach dieses Kleinod besichtigen und Geschichte erfahren

Die Schlacht am Weißen Berg (tschechisch Bitva na Bílé hoře) bei Prag am 8. November 1620 war die erste große militärische Auseinandersetzung im Dreißigjährigen Krieg. In ihrem Verlauf unterlagen die Truppen der böhmischen Stände unter ihrem König Friedrich V. von der Pfalz und dessen Heerführer Christian I. von Anhalt den kaiserlichen und bayerischen Truppen der Katholischen Liga unter dem Befehl von Buquoy und Tilly. Nach seiner Niederlage musste Friedrich V., der sogenannte Winterkönig, aus Böhmen fliehen. Kaiser Ferdinand II. konnte seinen Anspruch auf die Krone Böhmens durchsetzen.

Gebeine von Gefallenen
Zwischen 1622 und 1624 wurde an dieser Stelle eine Kapelle erbaut, die zunächst dem böhmischen Landesheiligen Wenzel gewidmet war und später der Jungfrau Maria. Diese Kapelle diente der Aufbewahrung der gefundenen Gebeine von Gefallenen. Bewegt hat mich ein Steinkreuz auf dem Boden unter dem ein gefallener Landsknecht begraben sein soll.

Im Laufe der Zeit entwickelte sie sich zu einem Wallfahrtsort und wurde dem Servitenorden anvertraut. Im Jahr 1628 begannen die Serviten mit dem Bau eines Klosters, das jedoch nie vollendet wurde. Auf Initiative einer weltlichen Prager Bruderschaft wurde die Kapelle Anfang des 18. Jahrhunderts instand gesetzt und um ein achteckiges Presbyterium mit niedriger Kuppel erweitert. Nach Abschluss der Arbeiten wurde die Kapelle vom Prager Weihbischof Vitus Seipel neu geweiht. Hier ein VR 360 Grad Video von der späteren Wallfahrtskirche.

Von 1708 bis 1730 führte der Baumeister und Maler Christian Luna (Kristián Luna) den Umbau der Marienkapelle zu einer großzügigen Wallfahrtskirche durch. Die Konzeption der Ambiten mit vier Eckkapellen sowie die Zentralkuppel wird J. B. Santini zugeschrieben. An der Ausschmückung der Kirche und der Ambiten mit Fresken beteiligten sich bedeutende Maler: C. D. Asam, J. A. Schöpf und W. L. Reiner. Die Bildhauer-Arbeiten stammen vorwiegend von J. O. Mayer.

Im Jahr 1786 ordnete der böhmische Landesherr Joseph II. per Dekret die Schließung des Klosters und der Wallfahrtsstätte an, woraufhin das Areal versteigert wurde. 1811 erwarb Josef Čapek die renovierungsbedürftigen Gebäude. Nach seinem Tod im Jahr 1877 vermachte er den Besitz den Benediktinern. Im Jahr 2007 wurde an diesem Ort ein neues Benediktinerinnenkloster gegründet. Am bemerkenswertesten empfand ich ein Marienbild mit Erbsen.

Adam und Eva von Tilman Riemenschneider an der Marienkapelle Würzburg

19. Juli 2022

Wer nach Würzburg kommt, der stellt vor allem fest: Diese Stadt hat Kirchen, ganz viele Kirchen. Eine Besonderheit ist hier die Marienkapelle. Es ist eine bürgerliche Kirche, das bedeutet, sie wurde von einem aufstrebenden Bürgertum in Auftrag gegeben und nicht von der Kirche.

Daher ist der gotischer Kirchenbau auch nur eine Kapelle. Trotz ihrer Größe ist sie kirchenrechtlich eine Kapelle, da der von der Bürgerschaft errichtete Bau nicht mit pfarrkirchlichen Rechten ausgestattet wurde. Die Architektur der rot-weißen Marienkapelle ist eine hauptsächlich in der Spätgotik verbreitete Mischform zwischen Basilika und Hallenkirche. Die Kirche steht auf den Ruinen der ehemaligen Synagoge, nachdem die Würzburger die Juden im Mittelalter aus der Stadt vertrieben haben und ein Pogrom an der jüdischen Bevölkerung verübten.

Interessant für mich war das Südportal am Marktplatz. Dort sind die zwölf Apostel aus der Werkstatt von Tilman Riemenschneider zu sehen. Der Meister selbst schuf die beiden Figuren Adam und Eva – die Originale sind heute in der Veste Marienberg im Museum für Franken.

Und eben diese Figuren Adam und Eva sind kunstgeschichtlich etwas Besonderes. Es werden nackte junge und unsichere Figuren gezeigt. Nicht wie sonst im Mittelalter ein Adam mit langem Bart und in Fell gekleidet. Die Sandsteinfiguren Adam und Eva am Südportal sind heute Kopien des Werks von Tilman Riemenschneider, der 1490 vom Stadtrat einen der letzten großen Aufträge in der Tradition der Kathedralskulptur erhielt. Der Stadtrat forderte von ihm eine „meysterliche“, sprich eigenhändige Fertigung.

Die Mühsal des irdischen Lebens sieht man den Figuren Adams und Evas von Tilman Riemenschneider nicht an. „Jugendlich und unschuldig erscheinen sie, weich modelliert, mit sanftmütigen, von gelockter Haarpracht gerahmten Gesichtern und labilen Stand wirken sie wie aus einer anderen Welt“, so das Museum für Franken. Die Aktfiguren sind nicht anatomisch korrekt gestaltet, es sind Idealgestalten. Es sind auch Bauchnabel vorhanden, was natürlich der Bibel widerspricht. Adam aus Lehm geschaffen und Eva aus der Rippe Adams geschaffen.