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Jimi Hendrix – Vor 50 Jahren starb ein Gott

18. September 2020

Das erste Mal als ich Jimi Hendrix hörte, war auf einen Blackmusic-Sampler meiner Eltern. Seine Interpretation von Hey Joe war das letzte Lied der zweiten Seite – ich weiß es wie heute – und es faszinierte mich enorm. Heute vor 50 Jahren ist dieses Genie verstorben.

Noch heute hängt meine erste Hendrix an der Wand.

Noch heute hängt meine erste Hendrix an der Wand.

Ich wollte mehr von diesem Gitarrengott hören und kaufte kurzerhand in der Schallplattenabteilung eines Supermarktes eine Picture Disc mit Titel „second time around“. Wie sich später herausstellte, war es ein Bootleg mit Aufnahme mit Curtis Knight. Der Sound war blechern, die Musik psychodelisch, aber es machte mich neugierig.
Erst dann lernte ich die regulären Aufnahmen des Meisters kennen. Ich liebte seine Alben Are You Experienced (mit Jimi Hendrix Experience, 1967), Axis: Bold As Love (mit Jimi Hendrix Experience, 1967), ELECTRIC LADYLAND (mit Jimi Hendrix Experience, Doppel-LP, 1968,) und vor allem Band of Gypsys (mit der gleichnamigen Band, 1970). Die beiden Singles All Along the Watchtower und vor allem Crosstown Traffic von Electric Ladyland hörte ich immer und immer wieder.
Hendrix starb heute vor 50. Jahren. Sein einziger legitimiert Nachfolger war für mich Stevie Ray Vaughan und der ist auch schon tot. Hendrix spielte den elektrischen Blues wie kaum ein zweiter. Seine Shows in Montery und Woodstock gehören zu den schärfsten Aufnahmen der Rockgeschichte. Was hätten wir von diesem Genie noch erwarten können, doch er gehörte dem Club der 27 an und verstummte.
Ich kaufte mir mehr und mehr Alben, las Bücher und schaute Filme über ihn. Als nächstes kommt am 20. November das Konzert „Music, Money, Madness… Jimi Hendrix In Maui“ vom 30. Juli 1970. Teile sind schon aus Rainbow Bridge bekannt, aber ich werde natürlich wieder in die Tasche greifen.

Musiktipp: Songs for Groovy Children: the Fillmore East Concerts von Jimi Hendrix

1. Januar 2020
50 Jahre später - die Band of Gypsys liegen komplett vor.

50 Jahre später – die Band of Gypsys liegen komplett vor.

Immer wieder tauchen musikalische Schätze auf, die ich nicht erwartet habe. Vor genau 50 Jahren am 1. Januar 1970 beendete Jimi Hendrix seine Konzertreihe im Fillmore East. Jetzt sind die vier historischen Fillmore East-Konzerte von 31. Dezember 1969 bis 1. Januar 1970 von Jimi Hendrix‘ Band Of Gypsys erstmals offiziell veröffentlicht worden. Kurz vor dem Jahreswechsel kamen die Aufnahmen Songs for Groovy Children: the Fillmore East Concerts bei mir an und was soll ich sagen? Atemberaubend!
Die Band Of Gypsys waren komplett anders als die Jimi Hendrix Experience mit Noel Redding und Mitch Mitchell. Hier hatte Hendrix seine größten Erfolge. Man denke nur ans Monterey International Pop Festival. Bei Woodstock war die Experience Geschichte und seine zusammengewürfelte Band Gypsy Sun And Rainbows bestritt das Festival und brach dann auswinden. Übrig blieb nur Billy Cox mit dem Hendrix 1962 bei der Army war. Kurzerhand suchte man sich einen Drummer und die Zigeuerband war geboren. Die Band Of Gypsys bestanden neben Hendrix aus Billy Cox und Buddy Miles. Die Band mit drei schwarzen Musikern jammte grandios, der Output war Funk und Blues pur. Die sechs Aufnahmen der LP stammten vom 1. Januar 1970.
Eigentlich sind die Aufnahmen nur das Ergebis einer Rechtsgeschichte. Hendrix war seit Oktober 1965 bei PPX Industries als Studiomusiker unter Vertrag und wollte nun aus diesem Vertrag herauskommen. Daher entschied er sich, ein Live-Album als Ablöse aufzunehmen. Die Wahl fiel auf das Fillmore East in Manhattan. Als Jugendlicher kaufte ich mir die LP Band Of Gypsys und hörte sie tagelang. Die Scheibe mit leider nur sechs Songs hatte Power und die groovte durch die Hütte. Die Musik tat ihre Wirkung, denn viele US-Musiker zogen Energie aus diesem veröffentlichten Konzert.
Die Band löste sich auf und Hendrix beamte sich weg. Im Laufe der Jahre kamen immer wieder vereinzelt Aufnahmen der vier Konzerte des Fillmore East auf den Markt. 2016 ließ mich eine Veröffentlichung des ersten Konzerts also vom 31. Dezember 1969 aufhorchen. Als Doppel-CD veröffentlicht, technisch überarbeitet und entstaubt, zeigte sich die Power der Band. Produziert von Janie Hendrix, Eddie Kramer und John McDermott – demselben Team, das alle Audio- und audiovisuellen Releases der Experience Hendrix L.L.C. seit 1995 verantwortet.
Wo so eine Aufnahme ist, da muss noch mehr sein und siehe da: Zum 50. Geburtstag der Konzertreihe kamen jetzt die vier Konzerte in einer Box mit dem TitelSongs for Groovy Children: the Fillmore East Concerts auf den Markt. Nach Angaben der Hendrix-Familie sollen damit nun die kompletten Aufnahmen vorliegen. Im Netz habe ich allerdings gelesen, dass dies nicht so sei und auch Soundcheck-Aufnahmen mitaufgenommen wurden. Nun, ich kann es nicht beurteilen, ich freue mich allerdings auch 2020 meinen Jimi Hendrix zu hören, wie er genau vor 50 Jahren auf der Bühne stand, losrockte und die musikalische Welt veränderte.
Das Booklet des aufwändigen Box Sets wartet mit zahlreichen unbekannten Fotos aus den Archiven der Fillmore East-Hausfotografin Amalie Rothschild auf, oder auch von Jan Blom, der für das Original-Artwork des 1970er-Albums gesorgt hatte, sowie von Marc Franklin, der in seiner Eigenschaft als Repräsentant von Marshall Amplifiers auch Zugang zum Backstage-Bereich hatte. Erinnerungen von Billy Cox, dem letzten noch lebenden Mitglied des Trios, und Liner Notes des Musik- und Kultur-Journalisten Nelson George ergänzen das Package.