Posts Tagged ‘Jerry Lee Lewis’

Der Killer ist tot – Jerry Lee Lewis bestes Album

29. Oktober 2022

Der Killer ist nicht mehr. Mit 87 Jahren verstarb Jerry Lee Lewis. Der Rebell ist tot und das letzte Mitglied des Million Dollar Quartet ist nach Elvis Presley, Carl Perkins und Johnny Cash von uns gegangen.

Die alte Star Club Aufnahme.

Ich habe den umstrittenen Musiker nie live gesehen, aber ich mochte seine Musik, sei es Rock’n Roll oder Country. Ich wurde gestern als die Todesnachricht gefragt, was ich für des Killers bestes Album hielt. Nun es gibt viele einzelne Kracher wie Great Balls of Fire oder Whole Lotta Shakin‘ Goin, die ich mag, aber das beste Album für mich ist Live at The Star Club, Hamburg. Es war eine Sternstunde des Rock’n Roll, der eigentlich schon abgeschrieben war. Aber der Killer zündete an diesem Abend des 5. April 1964 eine musikalische Bombe. Ich empfehle ausdrücklich die restaurierte Aufnahme von Bears.

Er rockte wie der Teufel, er zeigte was aus den Tasten herauszuholen ist: Er spielte, er hämmerte, er beschwor die glorreichen Zeiten der musikalischen Revolution. Die britische Begleitband Nashville Teens, die noch nie mit ihm gespielt hatte, unterstützte dem wilden Mann am Klavier. Wer die Aufnahme von Bear Records hört und die Power des Rock’n Roll nicht spürt, er muss tot sein. Ich kenne kaum ein Album, was so ein musikalisches Erdbeben auslöst, wenn man es hört, genießt, in der energiegeladenen Musik aufgeht. Lee sagte immer: „Elvis ist der Größte, aber ich bin der Beste!“ Wenn das kein gesundes Selbstbewusstsein ist. Danke Jerry Lee Lewis für deine Musik.

Persönlicher Nachruf auf Chuck Berry

19. März 2017

Nun, 90. Jahre ist er alt geworden, der alte Mann des Rock’n Roll. Leider habe ich nie Chuck Berry live gesehen. Bei einem Konzert, das er in München mit dem großartigen Jerry Lee Lewis und Little Richards gegeben hatte, waren mir die Karten zu teuer und die Spielzeit der alten Herren zu kurz. So kannte ich Chuck Berry nur von Vinyl.
Mein Rock’n Roll begeisterter Onkel führte mich in die Szene ein. Elvis, Cash, Lewis und auch ein wenig Chuck Berry. Sein Johnny B. Goode ist der Klassiker für E-Gitarre und geht sofort ins Blut. Ich hatte ein paar Sampler, bei denen Berry mit den üblichen Stücken vertreten war: Maybellene, Roll Over Beethoven, Johnny B. Goode und das ganze Zeug. Jahre später kaufte ich mir das wichtige Chess-Sachen wie The London Chuck Berry Sessions oder St.Louis To Liverpool. Ich bin Bear Records dankbar, dass sie den kompletten Chuck Berry wunderbar editiert auf den Markt gebracht haben. Wer nicht alles braucht, aber den frühen Berry hören will, dem empfehle ich die preiswerte 5 Classic Albums-Alternative als Box. Chuck Berry hat die Musik geprägt: Ohne ihn hatte es die Beatles, Stones, Motörhead oder Clapton nie gegeben.
Für mich wurde Chuck Berry aber durch einen Kinoauftritt unsterblich, bei dem er gar nicht zu sehen war. Es war 1985 und ich schaute mir Zurück in die Zukunft / Back to the future an. Zeitreisender Michael J. Fox stieg in den 50ern bei einer Highschool-Party auf die Bühne, spielte Johnny B. Goode und flippte aus. „Eure Kinder werden es lieben“, lautete der coole Satz und im Film hielt Bruder von Chuck Berry das Telefon in den Sound und sagte: „Chuck, du suchst doch einen Song!“ Ich habe damals (und heute) wirklich gelacht und kann die Szene immer wieder gerne sehen. Humor, wie ich gerne habe.

Nun, heute höre ich den alten Mann wieder, der 1979 sein letztes Studioalbum aufgenommen hat, und seitdem mächtig unterwegs war. 2017 soll nun noch ein letztes Album mit Namen Chuck auf den Markt kommen. Ich bin gespannt. Berry war manches Mal ein schlimmer Finger, aber am Ende bleibt seine Leistung für den Rock’n Roll. Ohne ihn hätte es den Rock’n Roll, wie wir ihn kennen, nie gegeben. Und ich probiere heute seinen Duckwalk aus. Was der alte Mann konnte, muss ich doch auch können und duckwalke durch das Haus.

Verspäteter Happy Birthday-Gruß an Roy Orbison

26. April 2011

Roy Orbison wäre vor kurzem 75. Jahre alt geworden. Und als Reminiszenz für den alten Rock´n Roller höre ich ein paar Alben des Meisters durch. Er war einer der ganz großen im Rock´n Roll-Zirkus. Über ihn kam nur noch Elvis und Buddy Holly. Orbison spielte für mich in der Liga von Carl Perkins, Jerry Lee Lewis – allerdings ohne dessen Skandale. Orbison wirkte immer bescheiden. Vielleicht ließ er im Privaten die Sau raus, aber in meiner Erinnerung war er ein zurückhaltender Star ohne Starallüren. Und mit seiner schwarzen Sonnenbrille, die er seit 1963 trug, weil er seine Brille vergessen hat, sah er einfach saucool aus.

Ich lernte ihn musikalisch durch meinen Onkel kennen, der Rock´n Roller erster Güte war und mir Cash, Presley, das Sun-Label und die gute alte Zeit auf Vinyl näher gebracht hatte. Aus dem Radio kannte ich natürlich Pretty Woman, lange bevor es den Hurenfilm Pretty Woman gab. Ich startete mit ein paar Singles und Best-of-Alben. Roy Orbison blieb immer irgendwie im Ohr, kein Problem mit dieser Stimme. Mein Onkel schickte mir eine LP mit dem Titel Class of ’55, die in 1985 in den alten Sun Studios mit den alten Recken Cash, Perkins, Lewis und Orbison – ein schönes Album. 1988 kam dann die Hammerscheibe schlechthin: The Traveling Wilburys. Die Musiksuperstars Dylan, Petty, Harrison, Lynne und eben Orbison. Hier zeigte sich, welchen Status Orbison einnahm. Er und Dylan waren die musikalischen Größen der Scheibe, die heute als absoluter Klassiker gilt. Der Unterschied zwischen Dylans Bluesstimme und Orbisons Tenorstimme könnte nicht größer sein, wurde aber genial eingefangen. Dann starb Orbison mit 52. Jahren an Herzversagen. Er konnte den Erfolg seines veröffentlichten Solo-Albums Mystery Girl nicht mehr genießen. Das Album war von Jeff Lynne produziert und das Who-is-Who der Rockmusik wirkte mit. Es wurde ein Denkmal für einen großen Mann und dieses Album zeigt, weshalb Orbison in den Rock´n Roll Olymp aufgenommen wurde.