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Buchkritik: Positive Körpersprache von Jan Sentürk

13. Mai 2010

Positive Körpersprache von Jan Sentürk

Dieses Buch Positive Körpersprache: Entdecke die Sprache des Lebens hat mich auf den neuesten Stand in Sachen Körpersprache gebracht. Es räumt mit manchen Klischees auf und bringt mir für meine tägliche Arbeit mit Menschen neue Einsichten. Durch zahlreiche eindeutige Fotos werden die Ausdrucke und Haltungen beschrieben. Das ist prima und gut so. Die Schlussfolgerungen, was diese oder jene Geste zu bedeuten hat, gibt Autor Jan Sentürk obendrein. Sentürk ist erfolgreicher Trainer und damit natürlich ein Freund der großen Worte und Gesten. Wer so ein Buch sucht, um sich einen Überblick über Körpersprache zu verschaffen, ist genau an der richtigen Adresse: Schnell und plakativ mit flotter Schreibe und das Ganze nur für rund 18 Euro.

Das ist schön für den einen, reicht mir persönlich aber nicht aus. Ich weiß zwar nach der Lektüre nun, wie meine Körpersprache auf meinen Gegenüber wirkt oder wie ich die Körpersprache meines Gesprächspartners deuten kann. Doch das war es dann auch schon. Gesprächstatiken gibt dieses schnell zu lesende Büchlein leider nicht. Es beschreibt in der Regel nur den Zustand, gibt aber keine Handlungsempfehlungen. Die nachgereichten „Profitipps zum Schluss“ reichen nicht aus. Damit eignet es sich nicht als kompetentes Handbuch für Verhandlungen, sondern als interessanter Zeitvertreib. Zudem gibt es kaum Ausführungen zur interkulturellen Kommunikation, die im Geschäftsleben immer wichtiger werden – schließlich erschien dieses Buch im Businessvillage-Verlag und nicht im Unterhaltungsverlauf. Die Körpersprache bleibt auf einen Standard-Deutschen beschränkt – schon bei Gesprächen mit einem Italiener ist das Buch überfordert. Bei einem Asiaten oder einem US-Amerikaner ist das Buch nutzlos, aber das ist wohl auch nicht die Intension des Buches mit dem netten Untertitel „Entdecke die Sprache des Lebens“.

Immer wieder werden Zitate von so genannten Persönlichkeiten gebracht, die das Buch als externe Autorität stärken und würdigen sollten. Nur blöd, dass ich diese Leute allesamt nicht kenne. Oder kennen Sie beispielsweise den so genannten Hardselling-Experten Martin Limbeck? Das kann an meiner Unwissenheit liegen oder einfach daran, dass keine wirkliche Prominenz Zitate zusteuern wollte. Ich hab gegooglet und finde die Webseite eines wiederum erfolgreichen Trainers. Die Branche kennt sich eben und das ist gut so. Ich bin eben nicht Teil dieser Branche.

Obwohl Jan Sentürk in der Trainer-Szene kein Unbekannter ist, schüttelte ich bei der Eigenvorstellung im Buch nur den Kopf. Hier hat der Lektor versagt. So wird erläutert, warum Jan Sentürk so ein toller Hecht ist: „Wenn du als 26-jähriger zum reichsten Mann der Welt reist, um eine viertel Million Dollar von ihm zu borgen, hält dich jeder für bekloppt – aber du lernst Dinge, die sich den meisten Menschen niemals im Leben eröffnen!“ Schön, aber war Sentürk dieser junge Mann? Wer war der reiche Onkel? Was wollte man mit dem Geld? Und hat er es bekommen? Fragen über Fragen – die Antworten gibt dieses Buch nicht.