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Im Schatten der Geschichte – Begegnungen im War Museum Edinburgh

16. Juli 2025

Großbritannien und seine Kriege – voller Erstaunen bin ich auf Edinburgh Castle durch das Kriegsmuseum gelaufen und habe mir Siege und Niederlagen der schottischen und britischen Truppen angeschaut. So ein War Museum wäre wohl in Deutschland eher selten, daher habe ich dort viel Zeit verbracht und vieles näher betrachtet – natürlich auch die Zeit des Zweiten Weltkriegs als Britannien den Angriffen von Nazi-Deutschland widerstand.

Ein Rundgang durch das National War Museum im Edinburgh Castle beginnt meist nach dem Durchqueren der imposanten Burgmauern, mitten im Herzen der historischen Festung auf dem Castle Rock. Das National War Museum befindet sich im Hospital Square innerhalb der historischen Mauern des Edinburgh Castle und wurde 1933 in einem ehemaligen Arsenal- und Lazarettgebäude aus dem 18. Jahrhundert eröffnet Es ist in einem ehemaligen Ordnance-Storehouse aus dem 18. Jahrhundert untergebracht. Ich habe einen Rundgang durch das Museum mit meiner VR 360 Grad Kamera gemacht.

Die Ausstellung erstreckt sich über zwei Stockwerke in einem rechteckigen Bau und bietet einen detaillierten Überblick über rund 400 Jahre schottischer Militärgeschichte ─ von der Bewaffnung der Highlands über chemischen Kriegsschutz bis hin zu persönlichen Briefen aus den Kriegsgebieten.

Bereits im Eingangsbereich fällt die eindrucksvolle Architektur der Burg ins Auge, und man verspürt sofort die lange Tradition dieses Ortes. Zu Beginn des Rundgangs erhält man einen einführenden Überblick über die Bedeutung des Krieges für Schottlands Politik, Identität und internationale Beziehungen. In mehreren dauerhaften Ausstellungen werden die wichtigsten geschichtlichen Epochen aufgegriffen: Von den kriegerischen Auseinandersetzungen im 17. und 18. Jahrhundert, als das schottische Territorium noch stark zwischen Highlands und Lowlands unterteilt war, bis hin zu den Einsatzorten schottischer Truppen in weltweiten Konflikten der Neuzeit.

Die Ausstellungsräume verteilen sich auf zwei Stockwerke und sind thematisch gegliedert. Im ersten Saal A Nation in Arms wird die strategische Bedeutung Schottlands, geprägt von Küstenlinien und Seewegen, hervorgehoben. Hier sind Uniformen, Ausrüstungsgegenstände und Karten zu sehen, die anschaulich machen, wie sehr Gelände und geographische Lage das Militärwesen beeinflusst haben.

In der Galerie A Grand Life for a Scotsman begegnet der Besucher dem Alltag der Soldaten: Rekrutierung, Ausbildung, Fronteinsatz und das Leben nach dem Militärdienst werden anhand persönlicher Briefe, Souvenirs, Uniformen und Fotos dargestellt. Besonders bewegend ist die Sammlung privater Gegenstände.

Der nächste Abschnitt Tools of the Trade ist den Waffen, Rüstungen und dem militärischen Gerät gewidmet. Beginnend mit Broadswords der Highlands, über Musketen und frühe Gewehre bis hin zu modernen Ausstattungsstücken und sogar ABC-Schutzanzügen, offenbart sich die technische Entwicklung des Kampfes. Ergänzend dazu illustrieren medizinische Sets und Transportausrüstung die logistischen Herausforderungen während der Feldzüge.

In der Galerie Highland Soldier wird die Geschichte der Highlander behandelt – vom einstigen Rebellen zum stolzen Vorbild im britischen Heer. Historische Uniformen, Malerei und traditionelle Bagpipe-Musikinstrumente zeigen anschaulich den Wandel und die kulturellen Eigenheiten dieser Soldaten.

Mich haben die ersten Fotoapparate natürlich interessiert, die eingesetzt wurden. Besonders hervorzuheben ist eine F24-Luftkamer—ein robustes Hochleistungsgerät mit fünf Zoll Objektiv und Handgriff, das von der Royal Air Force im Zweiten Weltkrieg bei Luftaufklärungseinsätzen verwendet wurde. Dieses Gerät illustriert eindrucksvoll, wie Präzisionsfotografie zur Aufnahme von Luftbildern diente – essenziell für strategische Planungen, z. B. zur Kartenerstellung und Zielerfassung.

Eindrucksvoll für mich waren Kriegsbilder aus der Niederlage bei Gallipoli. Die Schlacht bei Gallipoli (auch Dardanellen-Kampagne genannt) war eine militärische Offensive während des Ersten Weltkriegs, die von April 1915 bis Januar 1916 dauerte. Sie fand auf der Halbinsel Gallipoli im heutigen Türkei statt und war ein Versuch der Alliierten, das Osmanische Reich, einen Verbündeten der Mittelmächte, zu besiegen und eine Seeverbindung zu Russland über die Dardanellen zu öffnen. Die Alliierten verloren rund 250.000 Soldaten, darunter viele Tote, Verwundete und Vermisste. Die Kampagne gilt als eine der größten militärischen Fehlschläge der Alliierten im Ersten Weltkrieg.

Ein besonderer Fokus liegt auch auf den persönlichen Geschichten von Menschen im Krieg: Aktive Dienstzeiten, Medaillen und Auszeichnungen, aber auch Zeugnisse von Frauen im Krieg sind zu entdecken. Die Ausstellung In Defence beschäftigt sich schließlich mit der Frage, wer in kriegerischen Zeiten Schottland selbst verteidigte – anhand von Erinnerungsstücken und Fotografien von Heimatschutzkräften und Zivilisten.

Im Gallery-Bereich Active Service stehen die Erlebnisse außergewöhnlicher Einzelpersonen aus dreihundert Jahren Krieg im Mittelpunkt. Allgegenwärtig ist das Motiv des Verlusts und der persönlichen Opferbereitschaft, sichtbar in Briefen, Tagebucheinträgen, Fotos und Orden. Kunst spielt ebenfalls eine zentrale Rolle. Herausragend ist Robert Gibbs berühmtes Gemälde „The Thin Red Line“, das den Moment einer entscheidenden Schlacht während des Krimkriegs einfängt. Ich habe das Bild als Kopie in einem Hotel in Stirling gesehen.

Weitere plakative Kriegsdarstellungen und Rekrutierungsplakate zeugen von der Rolle des Militärs in der schottischen Gesellschaft. Für mich auch interessant, ein Bild von der Schlacht von Waterloo um den berühmten Bauernhof.

Die Ausstellung wird ergänzt durch eine Forschungsbibliothek, die Interessierten die Möglichkeit bietet, weitergehende Informationen einzusehen. Am Ende des Rundgangs verlässt man das Museum mit einem umfassenden Einblick in die wechselvolle schottische Militärgeschichte, geprägt von großen politischen Umwälzungen, individuellen Schicksalen und dem steten Wandel militärischer Technik und Taktik.

Die Atmosphäre im National War Museum bleibt zurückhaltend sachlich und respektvoll – getragen von dem Wunsch, das historische Erbe Schottlands nicht nur als Ereignisfolge, sondern auch als Sammlung persönlicher Geschichten und Entwicklungen erfahrbar zu machen.