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Blog-Geburtstag: 5 Jahre redaktion42.com

20. Juli 2013

Mein Blog redaktion42.com feiert heute seinen 5. Geburtstag. Es freut mich wirklich, wie sehr dieses Experiment gewachsen ist und welche Erfolge es zu verzeichnen hat. Ich habe sehr viele Erfahrungen sammeln dürfen. Fünf Jahre harte Arbeit, die mir aber als Betreiber Spaß gemacht haben und es immer noch tut.

geburtstag

Wie kam es zu diesem Blog? Ich gebe ja seit mehreren Jahren recht erfolgreich Seminare, unter anderem auch zum Thema Web 2.0. Dort zeige ich, wie sich die Welt verändert. Mit meinem Freund und Kollegen Thomas Gerlach saß ich vor fünf Jahren zusammen und wir kamen auch auf das Thema Blogosphäre zu sprechen. Uns war klar, dass wir nicht über Blogs referieren können, ohne wirklich dabei zu sein. Es gibt schon genügend Schwätzer, die über Sachen abstrakt philosophieren, ohne es zu praktizieren.

Also – gesagt, getan. Wir beide gingen ans Bloggen. Als Basis wählte wir die kostenlose Online-Version von WordPress. Doch was sollte der Inhalt sein? Wir beide verfolgten unterschiedliche Konzepte. Während der Kollege Gerlach zweimal die Woche zu speziellen Themen aus der Medien- und Internetbranche schreibt, versuche ich jeden Tag einen bunten Blogpost zu schreiben. Während seine Zielgruppe spitz und elitär ist, sollte mein Blog breit aufgestellt sein, er sollte vor allem Spaß machen. Daher wählte ich als Untertitel auch: Der Blog des digitalen Nomaden Matthias J. Lange. Wie ursprünglich Blog als grass-roots movement schreibe ich eine Art Tagebuch: Ich schreibe über die Dinge, die mich bewegen, die mir auffallen, die ich erfahre. Nach fünf Jahren können wir feststellen: Mein Blog ist der erfolgreichere, hat eine deutlich höhere Reichweite. Es stellt sich heraus, dass sich die User gerne mit den alltäglichen Dingen im Netz beschäftigen und da sind sie bei mir an der richtigen Adresse.

Als gelernter Tageszeitungsjournalist, späterer Pressesprecher und anschließend Textchef und Chefredakteur mehrerer IT-Zeitschriften habe ich vor dem Schreiben keine Angst. Schreiben ist Passion und manches Mal auch ein reinigender Prozess. Aber ich musste auch feststellen, das Schreiben für einen Blog etwas anderes ist, als Schreiben für Papier. Ich liebe es für meine Leser zu schreiben. Aber: Ich will nicht über SEO-Maßnahmen philosophieren, aber natürlich ist Google einer meiner Hauptleser. Kurz und gut: ich musste meine Scheibe ändern und zwar komplett.

Das beginnt ganz einfach mit den Überschriften. Ich beherzige hier einfach mal die Tarzan Regel der Mainpost. Die Regel besagt: wenn der Text über Tarzan geht, muss Tarzan in die Überschrift. Als Printjournalist war ich es gewohnt, blumige Überschriften zu schreiben, die den Leser neugierig machen. Als Onliner, der auch für Google schreibt, muss ich klar schreiben, um was es in dem Post geht. Jeden Tag muss ich also die Gretchenfrage stellen. Schreibe ich schöne Texte für Menschen oder schreibe ich schöne Texte, die von Google gefunden werden? Am Ende ist das Leben wie immer ein Kompromiss.

Dann musste ich lernen, verstärkt auf visuelle Elemente zu setzen: also Bilder und vor allem Videos. Ging früher im Blogpost ohne Bild online, so sollte heute mindestens ein Bild und ab und zu ein Video dabei sein. Visuelle Elemente erhöhen die Aufmerksamkeit beim User und dann wird der Text auch gelesen. Zudem wurde der Blog über Facebook, Twitter, Xing, Linkedin und YouTube sowie Pinterest beworben, um die Reichweite zu steigern.

Und was sie auch lernen musste ist die Personalisierung. Waren die Texte zunächst klassisch journalistisch geschrieben, wandelte sich die Sprache im Laufe der Zeit. Während es im klassischen Journalismus eine absolute Trennung der journalistischen Darstellungsformen gibt (zumindest in der Theorie), vermischt sich in meinem Blog die berichtende und kommentierende Form. Viele meiner Artikel enthalten heute eine klare Meinung von mir.

Diese Personalisierung spiegelt sich auch im Layout des Blogs wider. Hatte ich als Hauptbild früher ein nettes Foto von der GC aus Leipzig, wechselte ich es durch einen Porträtbild von mir aus. Und siehe da, die Zugriffszahlen und die Interaktion, sprich die Kommentare, stiegen. Wenn ich heute auf Veranstaltungen gehe, erkennen mich so manche Besucher. Das beste Beispiel war die re:publica dieses Jahr in Berlin. Als Journalist früher konnte ich unerkannt Veranstaltungen besuchen – das ist durch meinen Blog heute vorbei.

Viele Menschen wurden auf mich durch meinen Blog aufmerksam. Ich habe viele Kommentare, viel Feedback und viel Anregungen bekommen. Und ich habe auch so manche Freundschaft geschlossen, Dafür ganz, ganz herzlichen Dank. Aber ich habe auch richtig viel Ärger bekommen. So mancher Leser, so mancher Firma waren überhaupt nicht einverstanden mit meiner Meinung. Damit muss ich wohl auch leben.

Danke für die Treue und auf geht‘s zu den nächsten fünf Jahren. Die Welt ändert sich und ich will dabei sein.