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Herz-Kerbe und Hinrichtung – der steinerne Zeuge von Inverness

4. Juli 2025

Kriegsverbrechen gab es schon immer. Das rechtfertigt sie nicht, sondern sollte uns mahnen, dass sie nicht mehr vorkommen. Ich möchte in meiner Schottland-Berichterstattung an ein Kriegsverbrechen aus vom April 1746 berichten. Der Old High Church Friedhof (Kirkyard) in Inverness – direkt neben der alten St.-Stephans- oder “Old High Church” – wurde nach der vernichtenden Schlacht von Culloden im April 1746 zum Schauplatz grausamer Massenhinrichtungen von gefangenen Jakobiten.

144 Gefangene wurden hier – nach raschen Feldgerichtsverfahren im nahegelegenen Kirchturm – direkt zwischen den Grabsteinen erschossen. Viele waren verwundet oder entkräftet. Statt sie nach England zu bringen, entschieden die Truppen der Hanovarianer, sie vor Ort zu richten. Die Kugeln sind heute noch im Turm als stumme Zeugen zu sehen.

Die Rolle des Friedhofs nach Culloden
Nach der vernichtenden Niederlage der Jakobiten bei Culloden wurden zahlreiche gefangene Jakobiten nach Inverness gebracht. Viele von ihnen waren verwundet oder krank und wurden in der Kirche und ihrem Turm eingesperrt. Die Bedingungen waren katastrophal: Kälte, Hunger und Krankheiten forderten viele Todesopfer. Die britischen Regierungstruppen unter dem Herzog von Cumberland entschieden sich, die Gefangenen nicht nach England zu transportieren, sondern sie direkt in Inverness zu verurteilen und zu exekutieren. Die Gerichtsverfahren waren kurz, die Urteile meist tödlich – viele Gefangene wurden im Kirchhof der Old High Church hingerichtet. Einige Leichen wurden wohl unter dem späteren Gehweg neben dem Kirchgarten verscharrt.

Die Funktion der Grabsteine bei den Hinrichtungen
Besonders markant auf dem Friedhof sind zwei Grabsteine, die eine zentrale Rolle bei den Exekutionen spielten. Die Hinrichtungen wurden so arrangiert, dass sie von den Fenstern des Balnain House auf der anderen Seite des Flusses beobachtet werden konnten, wo verwundete Regierungssoldaten lagen.

Henkerstein
Die Gefangenen wurden einzeln herausgeführt, ihnen wurden die Augen verbunden, und sie mussten sich oder wurden – wenn zu schwach – an einen kleinen Grabstein am westlichen Ende des Friedhofs gelehnt. Dieser Grabstein existiert heute noch. Heute heißt der Grabstein Stützstein.

Er diente als Stütze für die zum Tode Verurteilten. Gefangene, die nicht stehen konnten, wurden an diesen Stein gelehnt oder gesetzt. Der Stützstein befindet sich hinter dem Familiengrab der Shaws, ein später hinzugefügtes Monument.

Zielstein
Ein Soldat positionierte seine Muskete in einer Kerbe eines anderen, etwa neun Schritte östlich stehenden Grabsteins, um einen möglichst präzisen Schuss abzugeben. Der Zielstein hat eine markante V-förmige Kerbe. Er wird als „heart-shaped cleft“ beschrieben. Scharfschützen der Regierungstruppen nutzten diese Kerbe, um ihre Musketen zu stabilisieren und präzise Schüsse abzugeben Der Grabstein davon weist eine markante V-förmige Kerbe auf, die als Auflage für die Muskete diente.

Diese beiden Grabsteine sind bis heute erhalten. Die Steine stehen als stumme Zeugen dieser grausamen Episode und erinnern an die hier exekutierten Highlander. Die meisten Gefangenen, die nicht hingerichtet wurden, starben an Hunger, Krankheit oder wurden in die Kolonien deportiert, wo sie oft ebenfalls ums Leben kamen. Die beiden Steine symbolisieren somit:

Militärische Systematik: Die präzise Nutzung der Grabsteine zeigt die kalkulierte Brutalität der Exekutionen.
Menschliches Leid: Der Stützstein steht für die Wehrlosigkeit der verwundeten Gefangenen.
Historische Unrechtserfahrung: Als originale Relikte verkörpern sie die Gewalt der Niederschlagung des Jakobitenaufstands.

Ein Ort der Erinnerung
Der Friedhof der Old High Church ist heute ein Ort der Stille und des Gedenkens. Die beiden Grabsteine, die einst als Werkzeuge der Hinrichtung dienten, sind Mahnmale für die Grausamkeit jener Zeit und die Opfer der Jakobitenaufstände. Sie machen die Geschichte an diesem Ort greifbar und erinnern daran, dass der Weg Schottlands zur Moderne von tragischen und oft vergessenen Schicksalen geprägt wurde.

Die Old High Church, auch Old High Kirk genannt, gilt als das älteste Kirchengebäude in Inverness und steht auf dem St. Michael’s Mount mit Blick auf den River Ness. Bereits im 6. Jahrhundert soll der irische Missionar Columban von Iona hier gewirkt und den Piktenkönig Brude zum Christentum bekehrt haben. Die heutige Kirche stammt im Wesentlichen aus dem späten 18. Jahrhundert, wobei der Turmunterbau bis ins 14. Jahrhundert zurückreicht.

Masken zu Halloween – Maskworld in Berlin

27. Oktober 2014

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Mich schauen die Fratzen an und sie sehen schaurig böse aus. Schrecklich verzerrt, von Blut verschmiert, Zähne gefletscht – gemarterte und gepeinigte Gesichter überall! Ich laufe umher und treffe auf immer mehr Ungeheuer, Geister, Untote. Doch ich bin in keinen Alptraum meines Lieblingsschriftstellers Edgar Allan Poe, sondern ich durchstreife die fünf Stockwerke von Maskworld an der Berliner Oranienburger Straße 86a. Wenn nachts auf der einen Seite die Nutten ihre verlockenden Dienste anbieten, steht auf der anderen Seite der Tod in verschiedensten Formen bereit. Grabsteine im Schaufenster laden zum Gruseln ein.


Der wunderbare Masken- und Kostümladen ist gerade im Vorfeld zu Halloween sehr gut besucht. Während sich die einen mit grausamen Horrormasken eindecken, greifen Netzaktivsten eher zum Guy Fawkes-Outfit, andere bevorzugen den Fantasy-Stil von Herr der Ringe. Ich wiederum habe ich für Gonzo aus der Muppet Show entschieden. Die lange Nase steht mir gut. Die ganze Situation ist einfach skurril. So kann es passieren, dass eine hübsche Märchenprinzessin neben dem Herrscher aus Mordor steht und sich beide für ihre Kostüme liebreizende Komplimente zuwerfen.

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Stundenlang konnte ich die fünf Stockwerke von Maskworld durchstreifen, mich immer wieder verwandeln und andere Identitäten annehmen. So etwas gefällt mir – und scheinbar auch vielen anderen, die den Berliner Flagship-Store besuchen. Sehr schön fand ich auch die Auswahl an venezianischen Masken oder Promi- und Politikermasken. Vielleicht sollte ich mal als Gorbi oder Reagan gehen. Einen Richard Nixon hab ich leider nicht gesehen. Rund 4000 Artikel gibt an der Oranienburger Straße zu finden. Ein Teil der Produkte werden in Berlin produziert, wie beispielsweise die Andracor Lederrüstung und spezielle Latex-Teile für Spezialeffekte. Wer auf fünf Stockwerken nicht fündig wird, der sollte unbedingt in den Online-Shop des Kostümhändler schauen. Weit über 12000 Kostüme und Accessoires sind online zu finden.


Neben Maseken und Kostümen gibt es für den Besucher auch Make-up, Latex-Spezialeffekte, falsche Zähne/Knochen/Schädel, erlesene Sammlerstücke, große und kleine Bewaffnung wie Schwerter, Keulen oder die Parabellum-Pistole Luger aus dem 2. Weltkrieg. Dazu findet der Kostümfan freilich den passenden Hut, Handschuh, Umhang, Schuhe und was er sonst noch für Halloween und Karneval/Fasching so braucht.

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Als ich die Make-up Area betrat, empfand ich mich als moderner Inspektor Clouseau. Welche Nase passt zu meinem Teint? Oder zerläuft mein Make-up beim Tanzen. Cool fand ich eine Latex-Wunde, die sich quer durch mein Gesicht zog. Die Berater von Maskworld haben wirklich eine Ahnung von ihrem Job und können gute Hilfe leisten, was passt und nicht passt.

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Interessant ist der Flagship-Store aber auch für Theater- und Filmleute. Wer spezielle Kostüme benötigt, sollte einen Termin für ein Gespräch ausmachen und sein Anliegen äußern. Ich bin mir sicher, das Team von Maskworld können helfen.
Klare Empfehlung von mir und auch wer sich nicht verkleiden will, sollte dem Laden unbedingt einen Besuch abstatten.