Acht lange Monate habe ich gewartet und jeden Tag Fujifilm verflucht für die unfähige Produktionsplanung der Fujifilm X100VI. Endlich ist meine Bestellung von Foto Erhardt bei mir eingetroffen, und ich bin dankbar und genervt zugleich.

In einem Gespräch erklärte der oberste Fujifilm-Manager Teiichi Goto, dass die Versorgungsprobleme weitgehend behoben seien und die Produktion erhöht wurde. Hat ja lang genug gedauert, und die Marke Fujifilm hat bei mir großen Schaden genommen. Ich mag die X100-Serie und habe einige Versionen dieser hervorragenden Reportagekamera erstanden und meine Nikon in Rente geschickt.
Aber über die unfähige Lieferpolitik von Fujifilm kann ich nur den Kopf schütteln. Trotz großer Worte aus Japan warten viele meiner Kollegen noch heute auf ihre neue Kamera, haben jedoch bereits bei der Ankündigung bei ihren Händlern bezahlt. Es ist schön, wenn die Produktion von Sofortbildkameras gesteigert wurde – der professionelle Sektor der Reportagekameras hat das Nachsehen.
Mein Leidensweg
Als Fan habe ich am 23. Februar 2024 sofort meine Kamera bestellt. In der Vergangenheit hatte ich immer Glück, meine X100-Version sehr schnell zu bekommen. Dieses Mal hatte mich das Glück verlassen. Ich erhielt von Foto Erhardt diese Informationsmail, nachdem ich gezahlt hatte:
„Der von Ihnen bestellte Artikel ist zurzeit nicht sofort lieferbar. Leider kann uns der Hersteller noch keinen genauen Liefertermin nennen. Aus diesem Grund bitten wir Sie noch um ein wenig Geduld.“ Sehr nett ist der Ausdruck „ein wenig Geduld.“
Im Mai war ich dann mal so richtig sauer und bloggte über die Situation unter dem Titel: Unendliches Warten auf Fujifilm X100VI. Die Resonanz der Fotocommunity war enorm, die Klickzahlen stiegen. Für mich stand fest: Ich bin mit meiner Enttäuschung nicht allein.
So vergingen Tage um Tage, Woche um Woche. Im Juni fragte ich nach und bekam folgende Antwort: „Bedauerlicherweise hat sich an der Liefersituation nichts verändert. Sie haben weiterhin noch eine beträchtliche Anzahl an Kunden vor sich und wir können nicht abschätzen, wie lange sich diese Situation noch hält. Daher bitten wir Sie weiterhin um Geduld.“ Sehr unangenehm ist der Ausdruck „beträchtliche Anzahl an Kunden vor sich.“
Im Juli klopfte ich bei Foto Erhardt nochmals an und bekam eine Antwort mit einer Platzangabe: „Ihre Bestellung steht aktuell auf Platz 92 der Bestellliste.“ Eigentlich keine schlimme Platzierung, wenn der Hersteller nicht Fujifilm wäre.
Jetzt fragte ich Monat für Monat nach. Im August erhielt ich die Antwort: „Sie sind jetzt auf Platz 81 der Bestellliste angekommen.“ Entweder liefert Fujifilm elf Kameras an Foto Erhardt in einem Monat, oder andere Besteller haben entnervt aufgegeben. Es folgte eine Erklärungsmail vom Fotoversender:
„Leider ist die Liefersituation durch Fuji immer noch sehr angespannt, und wir erhalten nur eine geringe Anzahl an Kameras pro Monat.“
Im September sah es dann besser aus. Foto Erhardt schrieb auf Nachfrage: „Es geht voran, und die Liefersituation hat sich leicht entspannt. Ihre Bestellung steht mittlerweile auf Platz 38. Geben Sie die Hoffnung nicht auf.“ Nein, gebe ich nicht, aber meine Nerven sind schon mehr als angespannt.
Ende September wollte ich mit der neuen Kamera das Oktoberfest ablichten. Tja, ein Satz mit X. Ich griff also auf meine bewährte X100V zurück, mit der Überlegung, meinen Auftrag zu stornieren. Hier meine Fotos. Aber die Hoffnung stirbt zuletzt. Leider wollte ich die Kamera Anfang Oktober bei einer Reportagereise nach Prag einsetzen – war auch nichts mit der neuen Kamera.

Im Oktober dann wieder ein Zwischenstand. Es hieß: „Uns wäre es auch recht, wenn die Kameras mit dem Ruderboot kommen, vorausgesetzt, wir würden mal eine größere Stückzahl von Fujifilm erhalten… Leider bekommen wir pro Lieferung immer nur kleine Mengen. Jetzt kann ich Sie jedoch vielleicht trotzdem ein wenig aufheitern: Sie stehen zurzeit auf Platz 9 der Warteliste. Wir hoffen also, dass wir Sie mit der nächsten Lieferung durch Fujifilm berücksichtigen können.“
Und siehe da: Ende Oktober wurde die Kamera verschickt, allerdings hatte DHL Zustellprobleme, und die Lieferung verzögerte sich. Am 31. Oktober kam das gelbe DHL-Auto dann doch, und ich nahm meine neue Fujifilm X100VI in Empfang. Ich machte gleich ein Unboxing.
Mein Dank ging an Foto Erhardt, die stets freundlich und serviceorientiert waren. Sie können nichts dafür, dass Fujifilm solche Schnarchnasen sind. Schönen Gruß nach Japan.
Nach einem Monat Testen kann ich sagen: Der Umstieg von der X100V zur X100VI ist eine leichte Verbesserung. Die Auflösung ist höher geworden und damit die Dateigrößen. Ich kann noch besser Details aus den Fotos vergrößern. In meiner journalistischen Fotoausbildung habe ich gelernt, Motive im Vollformat zu fotografieren, ohne nachträglich zu schneiden oder herauszuvergrößern. Dieses Mal habe ich darauf bewusst verzichtet. Die höhere Auflösung der Kamera erlaubt es, aus den Dateien einzelne Bildschwerpunkte herauszuvergrößern und den Bildausschnitt zu ändern. Ungewohnt, aber bei der Nachbearbeitung aufwendiger.
Gestern rief mich ein Freund an. Foto Sauter hatte ihn angerufen – er könne seine zweite Kamera abholen. Er dachte an mich und bot mir an, seine neue Zweitkamera abzutreten. Ich lehnte dankend ab. Ich habe ja meine Kamera jetzt, bin zufrieden und trotzdem noch sauer auf Fujifilm.

