Posts Tagged ‘Filofax’

Meine Kalender: Einst Papier, jetzt digital und Wolke

24. Januar 2014

Ich gestehe: Ohne Kalender bin ich aufgeschmissen. Ich plane mein Leben mit dem Kalender. Es gilt private und berufliche Termine unter einen Hut zu bringen und sie mit der Familie und den Kollegen abzustimmen. So wie mir geht es sicher vielen. Ich habe gemerkt, dass Zeitmanagement mir vor allem eines bringt: Zeit

Ich lasse einmal Revue passieren, welche Art und Form von Kalendern ich genutzt habe. Es war alles dabei. In den alten Zeiten schenkte mir eine Freundin einen Filofax. Das war ein klares Statement. Es war nicht irgendein Terminplaner, nein es musste natürlich ein Filofax sein. Der Organizer war in Leder gebunden und immer dabei. Der Pfarrer hat de Bibel am Mann, ich hatte den Filofax. Fein säuberlich trug ich meine Termine in den Zeitplaner. Als Volontär und späterer Redakteur plante ich so mein berufliches Leben. Abends wurden dann die Termine in den heimischen Wandkalender übertragen, damit die Partnerin wusste, wo ich wann mit wem unterwegs war. Allerdings war die Terninkoordination immer eine riskante Sache. Termine überschnitten sich oder ich vergaß das Übertragen von Daten. Der Filofax (und die Partnerin) wurden abgelöst. Ich bekam einen Taschenkalender von Nikon, da ich zu jener Zeit viel in Kameratechnik investierte. Das System der Terninkoordination war allerdings das gleiche wie beim Filofax.

Meine Newtons und iPhone von Apple.

Meine Newtons und iPhone von Apple.

Dann kam für mich der Apple Newton und ich setzte als Apple Fan Boy auf die neue Technik aus Cupertino. Die Handschriftenerkennung des Newtons war nicht optimal, aber der Terminkalender funktionierte tadellos. Das digitale Zeitalter war angebrochen. Es brachte allerdings einen Nachteil mit sich: Der Newton war ein schwerer Klotz und passte in keine Jacke. Ich musste immer ein Umhängetäschchen tragen – heute Messanger Bag genannt.

Mein eMate von Apple war besonderer Newton.

Mein eMate von Apple war besonderer Newton.

Der Newton wandere ins Archiv und ich entdeckte durch meine Tätigkeit bei der PC Professionell den Palm. Wir hatten in der Redaktion einen regelrechten Palm-Fanclub und die PDAs waren genial. Das Palm OS war einfach zu verstehen. Der Palm mit Stift war klein, leicht und energieschonend. Ich liebte meine Palms in den unterschiedlichen Versionen. Seine unterschiedlichen Programme ließen uns erahnen, was Jahre später mit dem iPhone und den Apps auf uns zukommen würde.

Die Synchronisation der Termine und Daten wurde noch über eine Synch-Station manuell erledigt. Palm einstecken, Synch-Knopf drücken und hoffen, dass alle Daten zwischen Rechner und PDA übertragen werden. Leider klappte es nicht immer, so dass einige Daten doppelt auf dem Device waren.

Einst war ich ein PDA-Fan von Palm. Super Sache.

Einst war ich ein PDA-Fan von Palm. Super Sache.

Meine Freundin und spätere Frau setzte auf einen digitalen Kalender von Texas Instruments. Sehr fortschrittlich und es beeindruckte mich sehr. Die Frau hat ein digitales Gen und das imponierte mir. Der TI-Kalender konnte zwar nicht mit dem Rechner sprechen, aber die Frau hatte ihre Termine voll im Griff und immer in der Handtasche.

Hier der Kalender von einst von meiner Frau.

Hier der Kalender von einst von meiner Frau.

Und heute? Ich arbeite mit iCal von Apple und dem Google Kalender. Beide werden über die böse Wolke abgeglichen und die NSA weiß über meine Termine wohl Bescheid. Und meine Frau und die Familie. Die Wolke koordiniert die Termine und jetzt müssen Apple und Google nur noch besser miteinander sprechen würden, dann wäre meine Kalenderwelt in Ordnung. Jede Welt für sich arbeitet reibungslos – nur die Schnittstellen sind bei mir noch ein Problem. Und welchen Kalender nutzt du für deine Termine?

Paperworld 2011: Kluft zwischen analog und digital

4. Februar 2011
Papierwelten auf der Paperworld in Frankfurt.

Papierwelten auf der Paperworld in Frankfurt.

Mein Besuch über die Paperworld 2011 in Frankfurt verlief für mich enttäuschend. Natürlich ist es eine Fachmesse für die Papierindustrie mit hochkarätigen Ausstellern, aber ich kam mir vor, wie in einer anderen Zeitzone. Kalender, Grußkarten, Mappen, Schreibunterlagen, Notizbücher – alles war vorhanden und in ganz hoher Qualität. Ich liebe Papier, doch ich weiß auch um die Vorteile der digitalen Welt. Aber auf der Paperworld traf ich vorrangig Vertreter der alten Welt – und viele wollten sich nicht bewegen. Das hat mich erschreckt.

Bei einigen Ausstellern von feinsten Lederetuis fragte ich nach Mappen, die neben dem Block und Füller auch das iPad berücksichtigen. Edel sollten sie sein. Als Antwort bekam ich Kopfschütteln: „Wir wollen mit diesen Computerleuten nichts zu tun haben“, war sogar die Antwort bei einem Stand. Wenn das mal kein Fehler ist. Hersteller, wacht auf! Exklusiv, edel, teuer geht auch in der IT-Branche. Analog und digital müssen und dürfen kein Widerspruch sein, sondern eine Ergänzung. Habt ihr aus dem Niedergang der Foto- und Schallplattenindustrie nichts gelernt? Mir liegt das Schicksal meines Lieblingsherstellers Leica noch im Magen, das den Aufsprung auf den digitalen Zug kaum noch geschafft hat.

Bei einem Aussteller platzte mir dann der Kragen, als er „diese Computerleute“ mit Billigheinzen abtat. „Was glauben Sie eigentlich? Das iPad kostet rund 800 Euro und da kann ich mir eine edle Mappe für ein paar Hundert Euro auch leisten.“ Die Antwort lautete lapidar: „Unsere Kunden wollen das nicht.“

Na gut, dann werde ich halt kein Kunde. Ich habe mein Filofax in den achtziger Jahren gerne genutzt, weil es praktisch war. Heute nutze ich die Cloud, weil sie praktisch ist. Wo sind eure Apps? Wo ist die Vision, alte und neue Welten zu verbinden? Und merkt euch: Alte Kunden sterben irgendwann weg und für eure Firmen gibt es auch eine biologische Lösung, wenn ihr euch nicht verändert.

Übrigens: Auf der Paperworld war auch ein Hersteller von Globen: Ich habe auch noch einen im Keller, der meine Eltern viel Geld gekostet hat. Bei mir liegt das Teil nur im Keller. Es gibt dort noch Orte wie Rhodesien oder die Sowjetunion. Als ich mir die Globen ansah, kam ein Teenie am Stand vorbei und meine: „Ich hab Google Earth zu hause.“ Ja, ja, so sind sie, die jungen Leute.

Globen: Google Earth in der analogen Zeit.

Globen: Google Earth in der analogen Zeit.