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Freude schöner Götterfunken zur Europawahl

9. Juni 2024

Heute am Tag der Europawahl möchte ich ein Bekenntnis für Europa ablegen. Ich bin froh in einem friedlichen Europa zu leben und gerade an diesem Tag summe ich die Europahymne. Dabei bereite ich eine Lesung für einen verstorbenen Freund vor: Alberto, den Besitzer unserer Eisdiele.

Die Lesung Alberto – ein italienisches Herz in Maisach findet am Dienstag, 16. Juli um 19 in der Eisdiele in Maisach statt. Als ich meine Unterlagen ordne, fällt mir ein Video in die Hände. Im September 2018 sangen drei Chöre ein gemeinsamen Kirchenkonzert in unserer Pfarrkirche St. Vitus in Maisach im bayerischen Landkreis Fürstenfeldbruck einluden. Und die Chöre konnten unterschiedlicher nicht sein – haben aber ein gemeinsames Anliegen: Miteinander musizieren, miteinander feiern, miteinander leben. Die Chöre waren der Männergesangverein MGV 1912 aus Neuenkirchen im Münsterland, der Bergchor Coro Peralba mit Alberto aus den Dolomiten und der Gemischte Chor des Gesangverein Maisach. Und den Abschluss sangen alle drei Chöre und die Besucher gemeinsam die Europahymne „Freude schöner Götterfunken“.

Sehr schön, dass der Chor aus Italien ihren Landsmann Alberto auf die Bühne gebeten haben, der in der Gemeinde Maisach seit Jahren erfolgreiche eine Eisdiele führte und seinen Chor nach Maisach geladen hatte. Auch ihm bedeutete die Europahymne sehr viel.


„An die Freude“ ist eines der berühmtesten Gedichte Friedrich Schillers. Es entstand im Sommer 1785 und wurde unter anderem von Ludwig van Beethoven im 4. Satz seiner 9. Sinfonie vertont. Schöner kann ein Tag der Europawahl nicht sein, oder?

Persönlicher Nachruf auf Alberto

26. Oktober 2022

Die Nachricht kam tief in der Nacht und wurde in der örtlichen Faceboook-Gruppe meiner Wohnortgemeinde gepostet: Alberto ist im Alter von 56 Jahren am 23. Oktober überraschend verstorben. Heute am Mittwoch, 26. Oktober 2022 wird er in seinem Heimatort San Pietro di Cadore beerdigt.

Für meinen oberbayerischen Wohnort Maisach im Landkreis Fürstenfeldbruck ist das ein schwerer Schlag, denn Alberto Pontil Ceste war ein wichtiger Mann. Er hatte keine politischen Ämter oder war Vorsitzender eines Vereins. Alberto betrieb mit seiner Frau Romina seit 1996 die Eisdiele bei uns in Maisach. Sohn Franco und Tochter Sidonia waren dabei, um den elterlichen Betrieb zu unterstützen. Und diese Eisdiele Alberto mit der großen Eiswaffel vor der Türe war und ist Kommunikationszentrum in unserem Dorf, ein freundlicher italienischer Ort der Begegnung. Man traf sich auf einen Espresso, aß ein Eis, probierte das selbstgemachte Tiramisu und kommentierte die aktuelle Nachrichtenlage. Kritisch sah er die Lage in seinem Heimatland.

2014 bei der WM war die Verzweiflung von Alberto groß. Italien ist raus.

Immer wieder öffnete er seine Eisdiele für Gruppen. Mal waren es Rentner, die sich regelmäßig trafen. Aber ich sah auch Gemeinderäte aller Parteien am Tisch diskutieren. 2014 veranstaltete er zu Fußball-WM ein kleines Public Viewing. Ich bin wirklich kein Fußballfan, aber war gerne dabei, wenn Deutschland spielte. Wir wurden Weltmeister. Italiens Fußball lag nach dem WM-Aus in Trümmern und so war auch die Laune von Alberto.

Jedes Kind in unserem Dorf kannte Alberto, denn er lud die Kindergartenkinder zur Besichtigung ein und am Ende gab es ein Eis für jeden. Das beste Kundenbindungsprogramm, was man sich vorstellen kann. Alberto baute Hürden ab. Aber der Unternehmer Alberto machte dies nicht nur aus Marketinggründen. Er machte es, weil es ihm ein Herzensanliegen war. Alberto war ein kleiner Mann mit großem, ganz großem Herzen.

Wir sprachen immer wieder über Steuern und die deutsche Bürokratie, in der Corona-Zeit informierten meine Frau und ich die Familie über die aktuellen Abstands- und Hygieneregeln und es entwickelte sich eine kleine Freundschaft. Es war für mich immer eine große Ehre, wenn ich in seinen Keller hinabsteigen durfte. Da war sein zweiter Arbeitsplatz, sein Heiligtum, sein Eislabor. Hier produzierte er sein hervorragendes Eis, aber hier experimentierte er auch immer mit neuen Eissorten. Immer wieder überraschte er seine großen und kleinen Kunden mit neuen Kreationen. Ich erinnere mich noch an Chai, an Kardamon mit Ingwer oder salziges Karamell. Als eher konservativer Eissortenesser war ich immer skeptisch, doch Alberto verstand sein Handwerk und wusste mit seinen Produkten zu überzeugen.

Alberto war auch Sportler, ein ehrgeiziger Rennradfahrer. Einmal überholte er mich auf dem Radweg nach Malching. Ich war flott auf meinen Elektrorad unterwegs, er zog mit seinem Rennrad deutlich schneller an mir vorbei, der italienische Blitz auf zwei Rädern. Getroffen haben wir uns wieder bei seiner Eisdiele auf einen Ratsch. Er erzählte mir von Steinpilzen, die er entdeckt hatte, mir aber natürlich den sagenumwogenen Ort nicht verraten wollte. Ein paar Tage später überreichte er mir einen Korb frischer Steinpilze – selbstlos und freundlich, wie es seine Art war.

Er hat nie verraten, wo die Steinpilze wachsen.

Im Sommer saß ich gerne im Außenbereich. Meist trank ich zwei Cappuccini, las im Amazon Kindle und ließ den Herrgott einen guten Mann sein. Alberto erzählte von seiner Heimat den Dolomiten, von der Natur und den Bergen. Nach der Renovierung seiner Eisdiele 2016 kam der Bergchor Coro Peralba ihm zu Ehren von den Dolomiten nach Maisach und gab ein Konzert.

Der Erlös ging an den Maisacher Kindergarten. Das Konzert begann mit der Europahymne „Freude schöner Götterfunken“, denn der stolze Italiener Alberto war ein überzeugter Europäer. Am Ende des Konzerts sang Alberto bei La Montanara mit. Ich hatte damals das Konzert als Erinnerung mitgeschnitten.

Einmal, nur einmal konnte ich Alberto richtig überraschen. Es war der 13. Juli 2016. Unter der großen Eistüte vor Albertos Eisdiele versammelten sich Kinder und Jugendliche. Alle hielten ein Smartphone in der Hand – und keine Eiswaffel. Es war der Einführungstag von Pokémon Go. In dem Spiel können die Jugendlichen virtuelle Fantasiewesen (Pokémon) fangen, entwickeln und in virtuellen Kämpfen gegeneinander antreten lassen. Um seine Energie aufzuladen braucht es sogenannte Pokéstops. Dies sind Orte, an denen Spieler virtuelle Gegenstände wie Pokébälle, Eier und Tränke erhalten. Und genau so ein Pokéstop ist bei der Eiswaffel von Alberto. Damit hatte Alberto nicht gerechnet.

Die Eiswaffel ist ein Pokestop.

Als Kunde, als Freund und als Zugezogener in ein bayerisches Dorf sag ich von ganzem Herzen Danke an Alberto Pontil Ceste. Und ich schließe mich den Worten des Bürgermeisters von Maisach Hans Seidl an: „Wir haben ihn alle sehr gemocht.“ Meine Familie vermisst dich, lieber Alberto, und wir wünschen Romina, Franco und Sidonia sowie der ganzen Familie viel Kraft.

Alberto und Romina in der Corona-Phase.

Maisacher Kirchenkonzert – drei Chöre zeigen, was Europa bedeutet

3. September 2018

Die drei Dirigenten der drei Chöre in der Pfarrkirche Maisach.

Die drei Dirigenten der drei Chöre in der Pfarrkirche Maisach.

Es sind kleine Mosaiksteine, die ein friedliches und vereintes Europa formen. Und so ein kleiner Mosaikstein wurde vor kurzem in meiner Gemeinde Maisach gelegt, als drei Chöre zu einem gemeinsamen Kirchenkonzert in die Pfarrkirche St. Vitus in Maisach im bayerischen Landkreis Fürstenfeldbruck einluden. Und die Chöre konnten unterschiedlicher nicht sein – haben aber ein gemeinsames Anliegen: Miteinander musizieren, miteinander feiern, miteinander leben. Die Chöre waren der Männergesangverein MGV 1912 aus Neuenkirchen im Münsterland, der Bergchor Coro Peralba aus den Dolomiten und der Gemischte Chor des Gesangverein Maisach. 

Männergesangverein MGV 1912 aus Neuenkirchen im Münsterland

Männergesangverein MGV 1912 aus Neuenkirchen im Münsterland

Gemischte Chor des Gesangverein Maisach

Gemischte Chor des Gesangverein Maisach

Bergchor Coro Peralba aus den Dolomiten

Bergchor Coro Peralba aus den Dolomiten

Jeder der Chöre hatte ein rund 20 minütiges Soloprogramm, anschließend sangen je zwei Chöre gemeinsam in der katholischen Pfarrkirche St. Vitus. Wenn Südtiroler da sind, da wird natürlich das Lied La Montanara (Das Lied der Berge) gesungen.

Und den Abschluss sangen alle drei Chöre und die Besucher gemeinsam die Europahymne „Freude schöner Götterfunken“. Sehr schön, dass der Chor aus Italien ihren Landsmann Alberto auf die Bühne gebeten haben, der in der Gemeinde Maisach seit Jahren erfolgreiche eine Eisdiele führt und seinen Chor nach Maisach geladen hatte. Auch ihm bedeutete die Europahymne sehr viel. 

Gerade das Lied von Beethoven mit dem Schlusschor seiner neunten Sinfonie ließ mich erschaudern und es lief mir vor Begeisterung kalt den Rücken herunter. Wie wichtig ist ein gemeinsames Europa ohne Hass und Zweitracht gerade in der heutigen Zeit. Heute wird er europäische Gedanke von Faschisten, Nazis, Nationalisten und AfD-Propagandisten bedroht. Ich will mir meine Heimat und mein Europa aber durch diese brauen Unmenschen nicht kaputtmachen lassen, daher fand ich diesen Appell der Chöre für ein gemeinsames, friedliches Europa in unserer Pfarrkirche so wunderbar.  

1972 wurde das Hauptthema des letzten Satzes vom Europarat zu seiner Hymne erklärt und 1985 von der Europäischen Gemeinschaft als offizielle Europahymne angenommen. In der Begründung heißt es, „sie versinnbildliche die Werte, die alle teilen, sowie die Einheit in der Vielfalt“. Richtig so. 

Die drei Chöre singen zusammen die Europahymne - ein wunderbares Zeichen.

Die drei Chöre singen zusammen die Europahymne – ein wunderbares Zeichen.

„An die Freude“ ist eines der berühmtesten Gedichte Friedrich Schillers. Es entstand im Sommer 1785 und wurde unter anderem von Ludwig van Beethoven im 4. Satz seiner 9. Sinfonie vertont. Vielen Dank für diesen schönen und wichtigen Abend bei uns in Maisach.

Bergchor Coro Peralba (Dolomiten) singt für 20 Jahre Eisdiele Alberto in Maisach

10. Juli 2016

Alberto und Romina nehmen den Dank der Maisacher entgegen.

Alberto und Romina nehmen den Dank der Maisacher entgegen.

Wenn das keine gelebte Integration ist! Seit 20 Jahren besteht die Eisdiele Alberto bei uns am Dorf in Maisach. Seit 20 Jahren kommen Groß und Klein zu Alberto und Romina aus den Dolomiten und genießen das köstliche Eis. Immer zu einem Schwätzchen aufgelegt, erfährt man hier den Klatsch und Tratsch aus unserem Dorf im Landkreis Fürstenfeldbruck. K1 und K2 lieben das Eis, wie schon Generationen von Kindern zuvor. Albert und Romina haben die Kinder unseres Dorfes aufwachsen sehen. Jetzt feierte die Eisdiele Alberto ihr 20jähriges Betriebsjubiläum und hatte sich für das Dorf eine besondere Überraschung ausgedacht. Der Bergchor Coro Peralba aus seiner Heimat den Dolomiten gab in der Pfarrkirche Maisach ein Chorkonzert.


Viele waren erschienen, auch meine Familie besuchte das Konzert und staunte, welch gute Stimmen aus den Dolomiten kommen. Der Bürgermeister dankte Alberto, es gab Blumen und Gedenkteller und alle freuten sich. Schön wars.
Den Erlös des Konzerts spendete Albert zu 100 Prozent den Maisacher Kindergärten – eine gute Investition in die Zukunft. Wenn es um Eis bei uns im Dorf geht, dann geht es um Alberto. Und wenn bei den warmen Temperaturen schaut die Familie gleich wieder auf ein Eis vorbei – und ich nehme noch einen Espresso dazu.

Ich habe mal das Konzert für YouTube mitgeschnitten und werde es Alberto als kleines Dankeschön auf DVD brennen.