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Smartphone ersetzt den Diaabend (leider)

1. September 2014

Jetzt beginnt die Zeit, in der alle wieder aus dem Urlaub zurückkehren. In den alten Zeiten konnte ich mich darauf verlassen, dass in ein, zwei Wochen Einladungen zu Diaabenden ins Haus flatterten. Damals konnte ich mich entscheiden, ob ich die stundenlange Qual von ambitionierten Hobbyfotografen auf mich nehmen wollte, oder ob ich einfach kniff. Ausreden gab es viele, wie an diesem Abend haben wir leider keine Zeit oder das Kind ist krank geworden oder meine Schwiegermutter feiert Geburtstag.
Doch mit dem guten, alten Zeiten ist es vorbei. Das Smartphone ist schuld daran. Die Leute machen heute ihre Urlaubsfotos mit dem Smartphone. Die Kompaktkamera ist nahezu abgelöst durch die Megapixel-Auflösung der Smartphone Kameras. Und damit beginnt das Problem: das Smartphone ist immer dabei. Und ich habe keine Chance, den Urlaubsbildern am Smartphone zu entgehen. Kaum treffen sich Freunde auf der Straße, schon zückt einer sein Smartphone und quält mich mit den Urlaubsbilder vom jüngsten Urlaub. Und da die meisten mit dem Smartphone nicht fotografieren können, erleide ich Qualen. Noch schlimmer ist es, wenn ich im Hochformat-Smartphone querformatige Bilder anschauen muss. Übrigens, es heißt in der Fotografie Hochformat nicht hochkant – hochkant ist beim Schreiner/Tischler.

Na, in welcher Stadt war ich im Urlaub?

Na, in welcher Stadt war ich im Urlaub?

Leute, ich will eure schrecklichen Bilder vom Gardasee, Kroatien oder aus der Toskana nicht sehen. Ich will auch nicht wissen, hinter welcher Ecke der Eiffelturm zu sehen wäre oder warum man mit einem kleinen Blitz vom Smartphone nicht den ganzen Hamburger Hafen ausleuchten kann. Solchen Leuten würde ich gerne das Smartphone einfach wegnehmen durch ein klassisches Telefon ersetzen. Und zudem den Leuten noch ein absolutes Fotografierverbot erteilen.
Ich will wieder zurück zu den alten Diaabenden bei Freunden, bei denen es wenigstens zu qualvollen Bildern einen Käseigel oder eine Schinkenplatte zu essen gab.

Nach New York zieht es viele.

Nach New York zieht es viele.

Zum Thema Urlaub passt folgende Meldung, die mich gerade erreichte. Der führende Reisegroßhändler Tourico Holidays hat das Buchungsverhalten seiner europäischen Kunden analysiert und herausgefunden, dass Reisen in die USA immer beliebter werden. So ist New York mit 8% der Buchungen vom dritten auf den zweiten Platz der meistbesuchten Städte gestiegen und liegt bei den Buchungen nun fast gleichauf mit Paris, in das ebenfalls 8% reisen wollten. Also werde ich wohl Smartphone-Fotos von NYC und Paris in den folgenden Wochen sehen. Auf den Plätzen drei und vier der beliebtesten Städte liegen London mit 7% (im Vorjahr noch auf Platz 2) und Amsterdam mit 4%, das sich somit vom sechsten Platz auf den vierten verbessert hat. Neu in der Top 5 ist auch Las Vegas, ebenfalls mit 4% der Buchungen, das von Platz 10 auf Platz 5 gestiegen ist. Las Vegas ist übrigens eine eigene Welt entweder liebt man es oder man hasst es. Auf keinen Fall darf man Vegas ernst nehmen.

Keinesfalls ernst nehmen: Las Vegas

Keinesfalls ernst nehmen: Las Vegas

Orlando hat sich vom 15. auf den 12. Platz verbessert. Herausgefallen aus der Top 5 der beliebtesten Reiseziele im Vergleich zum Vorjahr sind Rom, das vom vierten auf den neunten Platz gefallen ist und Madrid, das sich jetzt, nach dem fünften Platz in 2013, auf dem achten Platz befindet.
Die Experten von Tourico Holidays vermuten als Grund für die steigende Beliebtheit Nordamerikas, dass die USA als Reiseland immer günstiger werden. Allerdings haben sich die Herrschaften nicht zum Thema Einreise geäußert. Ich liebe die USA, aber die Einreise erinnert mich an beste DDR-Zeitem. Noch 2013 mussten Besucher für eine Übernachtung in New York City im Schnitt 227 US-Dollar bezahlen, aktuell sind es noch 219 US-Dollar. In Las Vegas fielen die Preise von 123 US-Dollar auf 117 US-Dollar und in Orlando von 98 US-Dollar auf 81 US-Dollar für eine Übernachtung.
Die führenden Quellmärkte sind für den Reisegroßhändler Spanien, UK, Italien, Deutschland und Rumänien in 2014. Das größte Wachstumsplus kam jedoch aus anderen Märkten. Die Buchungen aus Frankreich sind um 30% gestiegen, die aus der Schweiz sogar um 63%.
Für die Auswertung hat Tourico Holidays die Daten aus den ersten beiden Quartalen aus 2013 und 2014 miteinander verglichen. Das Unternehmen ist im Reisegroßhandel führend in der Verarbeitung großer Datenmengen. Aktuell erhält der Reisegroßhändler täglich 90 Millionen Suchanfragen von fast 5.000 Kunden und wiederum deren Klienten aus über 100 Ländern weltweit.

Nicht Venedig, sondern Las Vegas zeigt das Bild.

Nicht Venedig, sondern Las Vegas zeigt das Bild.

Custers Fahne bringt 2,2 Millionen Dollar für Indianer Kunst

11. Dezember 2010

Gerade lese ich erstaunt, dass die Kavallerie-Fahne von General Custer für 2,2 Millionen US-Dollar bei Sotheby’s versteigert wurde. General Custer war ein sehr eigenwilliger General, der mit seinen 300 Mannen bei der Schlacht von Little Big Horn (Montana) komplett aufgerieben wurde. 2000 Lakota Sioux und Northern Cheyenne massakrierten die US-Soldaten 1876 dahin, die nach einer Fehleinschätzung der Lage die Indianer angegriffen hatten. Die Häuptlinge Sitting Bull, Crazy Horse und Big Foot rächten sich grausam. Interessant ist, dass Obmaa vor kurzem ein Kinderbuch veröffentlichte, in dem steht, dass Sitting Bull seinen Rivalen Custer persönlich richtete – ob das stimmt?

Der Kampf gegen die 7. Kavallerie war schnell vorüber. Die Indianer ließen keinen von Custers Leuten am Leben und plünderten. Die Fahne übersahen sie. Ein toter Soldat lag auf ihr. 1895 wurde die Fahne für 54 US-Dollar vom Detroit Institute of Arts (DIA) gekauft und jetzt für eine horrende Summe an einen privaten Sammler in New York weiter verkauft. So richtig viel erhalten ist von der Fahne, die bei den Amerikaner guidon heißt, nicht übrig: Von wem die Blutflecken stammen, weiß man nicht.

Noch heute wird Custer von vielen Amerikanern als Held verehrt. Wir Europäer kennen ihn besser aus Filmen und Songs. Ich selbst erinnere mich an die Heldenverehrung „Sein letztes Kommando“ und die filmische Abrechnung „Litle Big Horn“. Auch Johnny Cash bezeichnete Custer in dem gleichnamigen Song als brutal und grausam.

Ironie des Schicksals: Die 2,2 Millionen US-Dollar, die das DIA durch die Versteigerung einnahm, soll zur Pflege der Kunst der amerikanischen Ureinwohner verwendet werden. Custer dreht sich wahrscheinlich im Grab um.