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Burger King – ich hab genug von euch

27. November 2014
Erstmal geschlossen: Burger King am Münchner Hauptbahnhof

Erstmal geschlossen: Burger King am Münchner Hauptbahnhof

Die Burger King-Pleite ist ja derzeit in aller Munde – hahaha netter Wortwitz. Kommunikationstechnisch hat der Burger Riese richtig reagiert und seinem Franchise-Unternehmer der Yi-Ko-Holding die Verträge gekündigt. Diese Kündigung samt Begründung wurde auch auf allen Social Media-Kanälen hinaus geblasen. Die Konsequenz: 89 Burger Filialen sind jetzt geschlossen, unter anderem die Burger King-Filiale im Hauptbahnhof München. Ihnen ging schlicht und einfach der Burger-Nachschub aus. Was bedeutet diese Pleite für mich als Kunden?

Diese Nachricht gibt es für uns Burger King-Kunden.

Diese Nachricht gibt es für uns Burger King-Kunden.

Ich stand dem Franchisesysteme skeptisch gegenüber, das hat sich durch diese Aktion nicht gebessert. Der US-Finanzinvestor 3G (dahinter stehen Brasilianer) hatte Burger King übernommen, das Burger-Unternehmen von der Börse geholt und das Franchisesystem ausgebaut. Keine der Filialen von Burger King gehörte mehr Burger King – das nennt sich Gewinnmaximierung in Reinkultur – und ist weit weit entfernt von der Tradition der ehrbaren Kaufleute der Buddenbrocks.
Burger King hat jetzt die Reißleine gezogen, um noch mehr Schaden von der Marke abzuwenden. Das ist bedingt gelungen und gerade noch rechtzeitig, bevor die Marke dauerhaft geschädigt wurde. Die beiden Wettbewerber McDonalds und Burger King sind unterschiedliche Wege gegangen. Der Königsweg entpuppte sich als Sackgasse.

Mit einer Plane ist das Burger Restaurant am Hauptbahnhof München verhängt.

Mit einer Plane ist das Burger Restaurant am Hauptbahnhof München verhängt.

Wieder und wieder stelle ich auch fest: Diese Art von Ernährung ist zudem nicht mein Fall. Klar, dass ein oder andere Mal gehe ich auch zu den Fast Food-Riesen, sei es McDonald, sei es Burger King. Beim Schotten fand ich übrigens die Pommes immer besser, beim König waren die Chicken Wings knuspriger. Aber mit Fast Food dieser Liga ist es erst einmal vorbei bei mir. Ich bin geheilt. Ich bin enttäuscht. Ich bin enttäuscht von dem Franchise-Nehmer, der Yi-Ko-Holding, der mich als Kunde komplett übers Ohr gehauen hat: Lebensmittel umetikettiert, abgelaufene Semmeln verwendet, mangelnde Arbeitssicherheit, sogar Toilettenwasser tropfte in die Küche, Mitarbeiter wurden vor Gericht gezerrt. Außerdem sprechen die Massenmedien von unterbezahlten Arbeitskräften. Das darf es in einer sozialen Marktwirtschaft nicht geben.

Dem Lizenznehmer sind die Burger ausgegangen.

Dem Lizenznehmer sind die Burger ausgegangen.

Wenn jetzt die Besserwisser sagen: das haben wir doch schon immer gewusst! Jetzt kommen sie aus den Löchern nach der Methode: Herr Lehrer, ich weiß was. Wenn es denn so ist, wenn denn alles bekannt war, warum hat denn die Lebensmittelüberwachung nicht reagiert? Was haben wir hier für eine Überwachung? Müller Brot haben sie damals mit großem Tamtam zu Recht geschlossen. Warum nicht auch hier bei den Franchise-Yi-Ko-Holding-Filialen von Burger King? Jeder Landwirt wird bei seinem Hofverkauf von Lebensmitteln von der Verwaltung gegängelt, der Bauernmarkt bei uns im Dorf scharf überwacht, warum nicht hier? Als Konsument bin ich restlos verunsichert und restlos enttäuscht. Enttäuscht von dem Franchise-Nehmer, enttäuscht von der Lebensmittelüberwachung und im Grunde auch enttäuscht von Burger King, das man so eine Markenbeschädigung zugelassen hat und die Yi-Ko-Holding nicht früher an die Luft gesetzt hat.
Und wenn ich vor der geschlossenen Burger King-Filliale am Münchner Hauptbahnhof stehe und sich Reisende fragen, wann der Laden wieder öffnet, dann stelle ich für mich fest: Es ist mir egal. Für den Raum in dieser Lage wird sich schon ein neuer Mieter finden. Für mich steht fest: Burger King – ich hab genug von euch.

 

Meine Meinung zu #Neuland

19. Juni 2013

merkel

Bundeskanzlerin Angela Merkel hat mit #Neuland den Trending Topic des Tages erhalten. Grund war nicht die begeisterte Zustimmung der Internetgemeinde, vielmehr machte sie sich lautstark über die Aussage der Kanzlerin lustig. Ich denke aber, die Kanzlerin hat Recht. Das nachfolgende Video zeigt die Aussage der Kanzlerin bei der Berliner Pressekonferenz mit US-Präsident Obama.

Seit vielen Jahren bin ich im Bereich der Erwachsenenbildung tätig. In meinen Schulungen spreche ich viel vom Wandel der Zeit und vom Wandel der Technik. Auch wenn wir in der Internetgemeinde glauben, dass wir die Weisheit mit Löffeln gefressen haben, täuschen wir uns. Viele bei uns in Deutschland sind noch nicht so weit, gehören nicht dazu. Hier in Bayern wird viel von Laptop und Lederhose gesprochen, aber meist ist nur die Lederhose gemeint. Hochleistungsnetze sind noch immer nicht Standard.

Vielen, ja sehr viele meiner Kursteilnehmer wissen nichts von Twitter, wissen nichts vom Neuland Internet. Sie haben Angst und sie sind unsicher. Vielen Teilnehmern muss ich (! Mac-User) noch das Datei-Ablagesystem von Windows erklären, muss ich erklären, wie sie einen Browser-Tab öffnen oder wie man ganz banal seine E-Mails von unterwegs abruft.

Ich bin mit meinen Beobachtungen nicht alleine. Die D21-Studie bestätigte vor kurzem meine Einschätzungen. Knapp ein Drittel der Deutschen sind nicht im Internet zuhause. Ein weiteres Drittel ist nur ganz, ganz vorsichtig im Netz unterwegs. Für sie ist das Netz auch Neuland. Im Grunde spielen zwei Drittel der Deutschen gar nicht mit in unserem Internet. Die digitale Spaltung in unserem Land ist ein sehr ernsthaftes Problem. Darüber sollten wir uns als Internetgemeinde nicht lächerlich machen, sondern lieber aktiv mithelfen diese Spaltung zu überwinden.

Ich zitiere aus der D21-Studie: „Der „Außenstehende Skeptiker“ (28,9 Prozent) ist durchschnittlich 63 Jahre alt und stellt somit den ältesten der sechs Nutzertypen dar. Diese eher weibliche Nutzergruppe verfügt über eine niedrige formale Bildung. Gleichzeitig sind rund 70 Prozent nicht (mehr) berufstätig. Entsprechend gering ist das monatliche Einkommen. Nur jede fünfte Person nutzt aktuell das Internet. Es werden kaum Vorteile in der Internetnutzung gesehen. Hinsichtlich der Endgeräte ist diese Gruppe eher schlecht ausgestattet. Ausnahme: Rund 80 Prozent besitzen einfache Handys.

Der „Häusliche Gelegenheitsnutzer“ (27,9 Prozent) ist eher weiblich, im Schnitt 44 Jahre alt und verfügt über eine niedrige bis mittlere formale Bildung. Jeder Zweite dieser Gruppe geht aktuell keiner bezahlten Tätigkeit nach, über 50 Prozent leben in einem Haushalt mit drei und mehr Personen. Obwohl über 98 Prozent das Internet nutzen, ist diese Gruppe nur oberflächlich mit neuen Technologien vertraut – die mit Abstand häufigste Online-Anwendung ist die Internetrecherche. Beliebter ist vor allem das Fernsehen, über das öffentlich-rechtliche Nachrichten oder Dokumentationen angesehen werden.“

Also wenn die Bundeskanzlerin nun vom Internet als Neuland spricht, dann hat sie im Grunde Recht. Viele Organisationen, viele Vereine, viele Verwaltungen – viele Menschen in unseren Lande sind im Internet nicht zuhause.

Und was machen wir? Wir machen uns über diese Leute lächerlich. Wir jagen die neue digitale Sau #Neuland durchs digitale Dorf. Ach wie gut das tut, endlich einmal wichtig zu sein, über den Leuten zu stehen. Endlich einmal den Mächtigen zu zeigen dass man auch was beizutragen hat. Ganz nach dem Motto: Herr Lehrer, ich weiß was. Schon immer gab es diese Besserwisser, auch damals in der Schule: die Typen, die sich gemeldet haben mit den Worten: „Herr Lehrer, im Gang brannte das Licht, aber ich habe es schon ausgemacht.“ Diesen Typen hat man doch gerne eine aufs Maul gegeben.

Wir brauchen endlich mehr Medienkompetenz in unserem Lande und weniger Lächerlichkeit und arrogantes Herabsehen auf andere Leute.

 

Filmtipp: Indien (1993)

6. Juni 2012

Indien und Österreich bleiben für viele fremde Welten – vielleicht liegt es an der Sprache, vielleicht an der unterschiedlichen Mentalität. Aber beide Länder wurden mir ein großes Stück näher gebracht, als ich mir mal wieder den österreichischen Film Indien von 1993 ansah.

Der Film Indien mit den beiden Kabarettisten Josef Hader und Alfred Dorfer ist eine Liebeserklärung an das Leben. Er basiert auf einem Theaterstück der beiden, das an das Medium Film angepasst wurde. Im ersten Teil sehen wir wunderbare Komik, böse Satire und genaue Beobachtungen vom Leben, im zweiten Teil kommen die Tränen.

Also eine hervorragende Tragikkomödie rund um zwei unterschiedliche Mitarbeiter des Fremdenverkehrsamtes, die in Niederösterreich Gasthäuser auf ihre Hygiene überprüfen sollen. Besserwisser trifft Kleinbürgertum und ihre Konflikte sind nur allzu menschlich. Immer wieder musste ich mich beim Betrachten der Szenen fremdschämen, wenn ich die treffenden Dialoge verfolge. Ja, solche Leute und solche Situationen gibt es wirklich und ich kenne welche davon aus meiner Umgebung. Großes Kino ist übrigens die Szene im Hotelzimmer als es zur Beichte der gescheiterten Ehe kam.

Der zweite Teil des Films beginnt nach einer ausgelassenen Szene des indischen Tanzes und handelt vom Sterben und der Reinkarnation, symbolisiert durch das Essen einer Banane. Die Komik wird hier zurückgefahren, der Zuschauer erlebt das Drama und fünf verschiedene Stufen der Trauer. Hader/Dorfer durchspielen diese Phasen kongenial: Verneinung, Zorn, Verhandeln, Depression und Akzeptanz. Auch hier erweist sich das Autoren- und Darstellerduo als scharfsinnige Beobachter der Menschen.

Der Film Indien hat mir Österreich und Indien – in dieser Reihenfolge – näher gebracht und ich kann ihn nur empfehlen. Für die Zuschauer, die der österreichischen Landessprache nicht mächtig sind, gibt es Untertitel auf Hochdeutsch. Ja, der Film ist wirklich leiwand.