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YouTube doch meist nur ein Konsumkanal

12. Juli 2016
Wie wird YouTube bei euch genutzt?

Wie wird YouTube bei euch genutzt?

Bei meinen Vorträgen an Schulen frage ich auch die Nutzung von YouTube nach. Alle Schülerinnen und Schüler, egal welcher Jahrgangsstufe und Schulzweig und egal welches Bundesland, schauen YouTube. Für sie ist das Ende des linearen Fernsehens längst Realität und sie verstehen die aufgeblasenen Diskussionen der Programmmacher von Fernsehsender gar nicht. Die Kinder sind mit YouTube aufwachsen und nutzen es. Interessant ist, dass viele Schülerinnen und Schüler die Videoplattform als Suchmaschine nutzen – auch K1 und K2.

YouTube als Suchmaschine
Das Verhalten in unserer Familie ist interessant. Während ich als erstes zu Google und Co greife, um etwas zu suchen, greifen meine Kinder zu YouTube. Für sie ist YouTube eine Suchmaschine. Als ich nachfragte, warum es so sei, erklärten mir K1/2 übereinstimmend: „Es ist wie in der Schule. Der Lehrer erklärt etwas anhand eines Tafelbildes. Er baut den Sachverhalt auf und zeigt die Lösung. Erst dann lesen wir im Schulbuch nach, wie das Problem gelöst wird.“
Ein schöne Erklärung, wie ich finde. Im Grunde gebe ich meinen Kindern recht, denn unbewusst handle ich ebenso. Ein Beispiel: Meine Frau und ich haben uns eine Siebträgermaschine gegönnt. Wir lieben guten Kaffee und die Anschaffung war es uns wert. Nachdem wir das Ding aufgebaut und angeschlossen haben, ging es an die Installation. Dabei sollte ich ein fettes Handbuch als PDF lesen. Wirklich nicht. Also schauten wir die How to-Videos in YouTube an und konnten die Maschine einstellen. So weit sind meine Kinder und ich nicht voneinander entfernt.

Das erste YouTube-Video war eine Revolution. Nicht wegen des Inhalts, sondern wegen der Wirkung. Jeder kann ein Sender sein – YouTube – deine Bildschirmröhre.

YouTube in der Jugendforschung Celepedia
Interessant ist in diesem Zusammenhang, was die Jugendforschung dazu sagt. Celepedia, ein Start-up von Axel Springer mit der Zielgruppe der 12- bis 24-Jährigen, hat über 4.100 Jugendliche in der „Celepedia Jugendstudie #1“ in 41 Fragen zu Themen wie Zukunft, Werte, Mediennutzung, E-Commerce, Drogenkonsum und Sex befragt. Das Ergebnis der Online-Umfrage, die im August 2015 unter den Celepedia-Nutzern in ganz Deutschland durchgeführt wurde, ist die größte nationale Jugendstudie. Mode, Beauty und Videoblogger schlagen Politik und Wirtschaft beim Interesse der Jugendlichen (68 Prozent interessieren sich für Mode, 61 Prozent für Beauty und 51 Prozent für Videoblogger auf YouTube – nur 13 Prozent informieren sich über Politik und 9 Prozent über Wirtschaft)

YouTube als Konsumkanal, weniger eigene Filme
Es stellt sich heraus, dass YouTube primär ein Konsumkanal ist, nur vereinzelt treten Jugendliche als Protagonisten vor die Kamera (81 Prozent haben noch nie ein Video hochgeladen, 1 Prozent laden regelmäßig Videos hoch). Dabei bemüht sich Google, neue YouTuber zu aktivieren. Aber mit mäßgem Erfolg. Meine Kinder experimentieren mit Video herum und K2 versucht sich an einem eigenen Videokanal. Sie schauen mir mit meinem Kanal über die Schulter, aber meiner Erfahrung nach, gibt es sehr wenige YouTuber unter den Schülerinnen und Schülern. Eine Ausnahme. Ich habe bei einem Vortrag am Münchner Gymnasium Trudering eine erfolgreiche YouTuberin kennengelernt. Amelie Marina – die 16jährige Schülerin betreibt erfolgreich den Kanal lifestyle_inlove und berichtet über Lifestyle, Fashion, Beauty und mehr. Sie hat es verstanden und kam schon in kurzer Zeit auf 14.431 Abonennten. Dagegen bin ich eine lahme Ente mit meinem Kanal.

Die YouTube-Zahlen
Inzwischen wird YouTube von mehr als einer Milliarde Menschen genutzt – das entspricht fast einem Drittel aller Internetnutzer. Täglich werden Videos mit einer Gesamtdauer von mehreren hundert Millionen Stunden auf YouTube abgespielt und Milliarden Aufrufe generiert. In den vergangenen drei Jahren ist die Wiedergabezeit auf YouTube jährlich um mindestens 50 % gestiegen.
Die Google-Tochter haben lokalisierte Versionen von YouTube für mehr als 88 Länder und in 76 Sprachen eingeführt, die 95 % aller Internetnutzer beherrschen.

Buchtipp: Inside WikiLeaks: Meine Zeit bei der gefährlichsten Website der Welt

24. August 2011
Inside WikiLeaks: Meine Zeit bei der gefährlichsten Website der Welt

Inside WikiLeaks: Meine Zeit bei der gefährlichsten Website der Welt

WikiLeaks hatte sich 2009/2010 mit spektakulären Enthüllungen einen Namen gemacht. Dies scheint erst einmal vorbei. Jetzt geht es scheinbar nur um das Aufarbeiten von Internas, wer wann welche Daten bekommen hat und wer böse ist und wer nicht. Und die Whistleblower-Szene ist um OpenLeaks reicher geworden.

Um das Phänomen WikiLeaks besser verstehen zu können, nahm ich das Buch von DDB zu Hand. DDB ist im Twitter-Jargon von WikiLeaks der ehemalige Assange-Mitstreiter Daniel Domscheit-Berg. In seinem Buch „Inside WikiLeaks: Meine Zeit bei der gefährlichsten Website der Welt“ beschreibt er Aufbau und Zusammenarbeit bei WikiLeaks. Es ist mit dem reißerischen Titel durchaus spannend zu lesen, wie eine Organisation tickt und noch interessanter, woran sie zerbricht. Julian Assange scheint nach diesem Buch nicht gerade ein Teamplayer zu sein, um es vorsichtig auszudrücken. DDB stellt in seinem Buch immer wieder das Ego von Assange heraus. Bei seiner eigenen Person ist DDB allerdings nicht so kritisch. Er widmet sich bei seiner Person mehr dem Orangensaft, den Bioläden und die coole Truppe des CCC, der ihn übrigens vor kurzem an die Luft gesetzt hat. Zeitweise ist das Buch ein ganz schönes Geeiere nach dem Motto: Ich bin ja so schön linksalternativ, ich will doch nur gutes. hab für vieles Verständnis und Anarchie ist gar nicht so schlecht. Schön wäre es, wenn der Gutmensch DDB sein Buch „Inside WikiLeaks: Meine Zeit bei der gefährlichsten Website der Welt“ als freies PDF oder ePub vertrieben hätte, wenn Geld gar nicht so wichtig ist. Aber nein, ein traditioneller Verlag unter dem Dach von Axel-Springer musste es sein – Moment, war Springer für diese Leute nicht immer böse?

Dennoch hat das Buch in einigen Teilen wirklich Spaß zum Lesen gemacht. Streicht man das seichte Gutmenschentum, bleiben interessante Fakten über WikiLeaks. DDB stellt an seinen ehemaligen Kumpel interessante und wichtige Fragen. Gerade in der aktuellen Debatte ist das Buch Inside WikiLeaks: Meine Zeit bei der gefährlichsten Website der Weltein schöner Mehrwert. DDB hat in den vergangenen Tagen unveröffentlichte WikiLeaks-Daten, die er bei seinem Ausscheiden mitgenommen hat, zerstört. Grund: Julian Assange konnte nach DDBs Meinung, für die Sicherheit der Daten nicht sorgen. Außerdem braucht er ja ein wenig PR für sein eigenes Projekt OpenLeaks, das alsbald an den Start gehen soll.

Bewundernswert, dass DDB nicht noch mehr mit Assange abgerechnet hat. Bei der Lektüre kommt immer wieder die tiefe Kränkung durch, die DDB verspürt. Ich denke, wenn das Buch heute neu erscheinen würde, dann würde DDB mehr austeilen. Im September ist Julian Assange in Berlin bei der Medienwoche. Er wird sich nicht zurückhalten. Es bleibt spannend.