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Persönlicher Nachruf auf Gerhard Landgraf, Altbürgermeister von Maisach

8. Juli 2024

Wenn ich ehrlich bin, dann könnte ich Hunderte von Geschichten über unseren unlängst verstorbenen Altbürgermeister Gerhard Landgraf berichten. Der Franke war 36 Jahre Bürgermeister meiner Wohnortgemeinde Maisach im Landkreis Fürstenfeldbruck. Ein königlich bayerischer Sozialdemokrat, wie er sich selbst nannte und der am Ende seiner politischen Karriere den Glauben an seine politische Heimat verloren hatte und austrat. Landgraf wurde 84 Jahre alt.

Er war als Bürgermeister nicht unumstritten und ich erlebte ihn als aktiven Kommunalpolitiker als ich jahrelang mehrmals die Woche als Journalist über „meine“ Gemeinde Maisach berichtete: Gemeinderat, Ausschüsse, Kreistag, Bürgerversammlungen und zahlreiche Veranstaltungen am Ort. Seine Sitzungsleitung war streng. Die Rededuelle mit dem damaligen BBV-Senator Ludwig Dinkel und Eierbaron (CSU) waren nicht von schlechten Eltern. Die Ära Landgraf werden aber sicher andere politisch aufarbeiten.

Ich möchte eine persönliche Geschichte zum Besten geben. Ich habe in meiner Frau die Liebe meines Lebens gefunden und wir entschlossen uns standesamtlich zu heiraten. Aber ich wollte nicht den zuständigen Beamten als Standesbeamten, sondern den Bürgermeister. Aber der reisefreundliche Gerhard Landgraf war zu der Zeit am anderen Ende der Welt mit der örtlichen Blaskapelle in Brasilien. Die Verwaltung informierte ihn über meinen Wunsch und eines Abends rief Landgraf aus Südamerika an mit den Worten: „Du heiratest und ich bin dein Standesbeamter. Basta.“ Ich war damals nicht mehr bei der Lokalzeitung, sondern Pressereferent der Handwerkskammer und daher war das Du schon okay.

Und so kam es dann auch. Blaskapelle samt Bürgermeister kehrten zurück und wir fanden einen Trauungstermin. Am 7. Oktober 2000 gaben meine Frau und ich uns das Ja-Wort im Rathaus der Gemeinde Maisach. Bürgermeister Gerhard Landgraf verzichtete auf die feierliche Ansprache und sagte: „Heiraten ist wie Schlittenfahren. Das muss schnell gehen.“ Innerhalb von wenigen Minuten war die Zeremonie vorbei, wir waren verheiratet. So schnell wie er manche Gemeinderatssitzung führte, zog er die Trauung ohne viel Pathos durch. Für die anschließenden Familienfeierlichkeiten im kleinen Kreis waren wir viel zu früh fertig. So war er, der Gerhard Landgraf.

Wenn es an die Beerdigung geht, werde ich vielleicht noch ein paar Erinnerungen auspacken. Ich hab ihn nach dem Ausscheiden aus dem politischen Leben bei der Aktion PiT Togohilfe immer wieder getroffen. Er gehörte als Beisitzer dem Vorstand an. Seit 1987 hat unser Togoprojekt jede nur mögliche Unterstützung vom damaligen Bürgermeister Gerhard Landgraf bekommen, so die Vorsitzende Margret Kopp. Dass sich unser Verein zum heute größten Togohilfsverein in Deutschland entwickeln konnte, hat er ganz maßgeblich gefördert und aktiv mitgestaltet.