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Ausstellung: The Mystery of Banksy – a Genius Mind in München

7. August 2021

Bis 3. Oktober 2021 läuft noch die Ausstellung The Mystery of Banksy – a Genius Mind in München. Zusammen mit meiner Familie habe ich mir die Veranstaltung im Isarforum beim Deutschen Museum angeschaut und ich habe eine zwiespältige Meinung.

Was dem Besucher klar sein muss, es handelt sich nicht um Originalausstellungsstücke, sondern um gut gemachte Repliken und die Ausstellung wirbt damit, dass sie nicht autorisiert sei.

In New York hatte ich die Ehre einen echten Banksy Boy with Hammer an der Upper East Side zu bewundern, der mich nachhaltig beeindruckt hat.

Auf einmal standen wir von einem echten Banksy.
Auf einmal standen wir von einem echten Banksy.

In München war es schön, einen Streifzug des Schaffens dieses wohl berühmtesten Street-Art-Künstlers zu sehen, aber nicht in der Umgebung, die Banksy für seine Kunst eigentlich im Sinn hat. Kapitalismuskritik in Ausstellungsräumen mit 17 Euro Eintritt pro Nase (unter der Woche). Wie pervers ist das eigentlich?
Didaktisch ist die Show in München prima gemacht. Enorm vielseitig und ansprechend präsentiert: QR Codes erklären zusätzlich zu den Beschreibungen an den Bildern, was der Künstler mit seinem Werk aussagen wollte. Da lässt sich nichts meckern und aufgrund eines durchdachten Hygienekonzepts ist die Ausstellung auch nicht überlaufen. Der Besucher hat seinen Spaß und es gibt spezielle Fotopoints, um Schnappschüsse als Erinnerung zu schießen und für die Ausstellung Werbung zu machen.

Die Ausstellung zeigt eine stattliche Anzahl von Bildern und Motiven, zudem laufen Videoinstallationen, die das Vorgehen des Meisters der Straßenkunst zeigen. Richtig grinsen musste ich bei der Installation Death of a Phone Booth. Eine rote britische Telefonzelle liegt am Boden und krümmt sich vor Schmerz, weil sie mit einer Spitzhacke malträtiert wurde. Es soll eine Beschreibung über den Rückgang der Telefonzellen im öffentlichen Raum sein, weil Smartphones sich durchgesetzt haben. Und natürlich wurde dieses Kunstwerk von den Besuchern mit dem Smartphone fotografiert – auch von mir.

Das ausgestellte U-Bahn-Abteil mit Banksys künstlicherischer Aufforderung sich an die Corona-Maßnahmen zu halten finde ich super gelungen. Es war ein Spaß in diesem Wagon die kleinen Ratten zu suchen, die der Künstler versteckt hat. So wird das Kunstwerk zu interaktiven Kunstwerk durch den Besucher. Und auch die Toilette mit den Ratten im Spiegel sind super gelungen.

Etwas schade finde ich die Darstellung von Love is in the Bin – das Kunstwerk, das zur Aktionskunst im Hause Sotheby’s wurde, als der Rahmen das Bild Mädchen mit Ballon am 5. Oktober 2018 durch einen Reißwolf zerstörte. Ich beobachtete einige Besucher in München, die diese Aktion nicht kannten. Da wäre ein Videobildschirm mit der Aktion in Endlosschleife didaktisch sinnvoll gewesen als nur reine Texttafeln.

Der umfangreiche Katalog ist ein wirkliches Musst-have. Im Ausstellungsshop gibt es ihn reduziert und er ist wirklich hervorragend. Er zeigt die Originalwerke des Künstlers in den Straßen und Plätzen, also Street Art in ihrer natürlichen Umgebung. Ich habe einige Kunstbücher über Banksy, aber dies gehört für mich als kunstinteressierten Laien zu den besten Büchern.

Anschaubefehl: Keith Haring in der Hypo Kunsthalle München

24. August 2015

Keith Haring Ausstellung in der Hypo Kunsthalle.

Keith Haring Ausstellung in der Hypo Kunsthalle.

Noch bis 30. August läuft in München in der Hypo Kunsthalle die Keith Haring-Ausstellung, die ich jedem ans Herz legen kann. Und auch der Katalog der Ausstellung Gegen den Strichist eine Augenweide und reich an Information über das Gesamtwerk des Pop Art-Künstlers Keith Haring. Der Katalog geht weit über die Ausstellung hinaus und ich kann ihn bedenkenlos empfehlen.
Als Familie machten wir einen Ausflug in die Hypo Kunsthalle und jedes Familienmitglied konnte etwas für sich mitnehmen. Meine Kinder erfreuten sich an der bunten Kraft der Bilder, meine Frau war von der Aktionskunst in der New Yorker-U-Bahn restlos begeistert und mich faszinierte der Stil des Künstlers, der leider viel zu früh an Aids gestorben ist.

 

 

Gegen_den_Strich

Gegen den Strich heißt die Ausstellung und sie ist nicht nur als Kunst, sondern auch als ein politisches Statement zu verstehen. Keith Haring bezieht in seinen Kunstwerken klar Stellung. Und das ist das Neue an dieser Ausstellung, die nicht gefällig sein will. Keith Haring lehnte sich auf gegen einen kapitalistischen Exzess und engagierte sich für nukleare Abrüstung, Umweltschutz und die Gleichberechtigung des Menschen unabhängig von Herkunft, Hautfarbe, Religion oder Sexualität. All dies wirkt auf den Betrachter in München ein. Auf diesem in Ausstellungen bisher wenig thematisierten politischen und sozialkritischen Aspekt von Harings Lebenswerk liegt der Fokus dieser Retrospektive in der Hypo Kunsthalle in München und das ist absolut sehenswert.

Lobenswert war, dass der Besucher in der Ausstellung fotografieren durfte – freilich ohne Blitz, Stativ und Selfie-Stange. Das finde ich sehr lobenswert und viele Besucher machten ihre Erinnerungsbilder. So verbreitet sich die Kunst von Keith Haring online – denn viele Besucher machten ihre Selfie vor den Werken des Künstlers und posteten sie soziale Netzwerke. So bekommt die Ausstellung eine Verbreitung im virtuellen Raum. Kunst für die Masse auch außerhalb von Museen und Ausstellungsräumen – ein sehr interessanter Aspekt der Museumsdidaktik. Hier können viele Museum von der Hypo Kunsthalle in München lernen.

 

Ich habe schon einzelne Bilder von Haring gesehen, wie beispielsweise im Museum of Modern Art (MoMA), aber noch nie so viele Bilder Harings in einer einzelnen Ausstellung. In München sind es rund 160 Kunstwerke ausgestellt. Unterstützt werden die Bilder und Installationen und Gegenstände von Filmen und Fotos. Didaktisch hervorragend aufbereitet macht die Ausstellung einfach Spaß und regt zum Nachdenken an.

Eingang

Wunderbar die Provokation am Eingang der Ausstellung Gegen den Strich: Auf einer gelben Motorhaube eines Taxis fertigte Haring seine markanten Zeichnungen an. Dann gleich nochmal eine Provokation im ersten Raum: Jeder weiß, woher das Fleisch kommt. Es kommt aus dem Laden. Die damals aufkommende vegetarische Bewegung war entsetzt.

Laut lachen und fasziniert war ich von der ausgestellten Straßenkunst der New Yorker U-Bahn. Für die einen Schmierereien in der U-Bahn wurde aus der Aktionskunst interessante Werke neben klassischer Plakatwerbung. Kunst im öffentlichen Raum provoziert. Wie würde der Münchner Tarifverbund MVV reagieren, wenn auf den Plakatflächen der Münchner S- und U-Bahn so etwas stattfinden würde? Vandalismus, Geschmier oder würde man mehr darin sehen? Richtig gelacht habe ich bei einem verzierten U-Bahn-Plan von New York. Tolle Idee.

Als Medienmensch war ich natürlich interessiert, wie Keith Haring die Medien und das aufkommende Computerzeitalter sah. Ein Raum der Hypo Kunsthalle widmet sich diesem Thema. Allerdings sieht der Künstler dies mehr als Bedrohung. Ein Roboter schwebt über den Menschen. Diese Sicht ist mir persönlich zu negativ.