Posts Tagged ‘140 Zeichen’

Geburtstag – Ich bin heute seit zehn Jahren bei Twitter

24. Oktober 2018

Ich komm mir vor wie Captain Ahab, denn ich habe den Fail Whale früher immer wieder gesehen. Immer wieder tauchte er auf, wenn es eng wurde. Heute ist der Fail Whale verschwunden, er ist ausgestorben, egal wann man ihn sucht. Ich bin schon so lange bei Twitter, dass ich den Wal noch kenne, der erschien, wenn das soziale Netzwerk überlastet war. Heute feiere ich meinen zehnten Twitter Geburtstag. Zehn Jahre zwitschere ich nun unter meinen Account @redaktion42 .


Warum so lange? Nun, Twitter hat mein Medienverhalten geändert. Für mich ist Twitter News, Spaß, Empathie, blöde Sprüche, schlüpfrige Andeutungen, Nachrichtenquelle Nummer 1, in letzter Letzt ist es aber auch Verschwörung, Hetze, Aggression, Verleumdung. Twitter hat sich verändert, es ist kälter dort geworden und das mag ich überhaupt nicht. Ich werde Twitter nicht den Hetzern, den Bots und den Hatern überlassen und weiterhin das Gute in den Menschen zu sehen.


Es ist in den vergangenen zehn Jahren so viel passiert: Wir Twitterer konnten zusammen lachen, konnten zusammen Tatort schauen, die digitale Sau durchs Dorf jagen. Wir konnten Menschen vor dem Selbstmord retten oder Hilfsaktionen für anderer Twitterer organisieren. Twitter war und ist etwas Gutes, wenn wir es nur richtig einsetzen.
Ich habe noch die 140 Zeichen erlebt und gelernt, mich kurz und bündig auszudrücken. Ich kenne noch Faven und ich wünsche mir seit zehn Jahren, Tweets nachträglich bearbeiten zu können (wegen der Rechtschreibung). Aktien von Twitter habe ich mir keine gekauft, obwohl ich mir es immer wieder überlegt habe. Aber der richtige Zeitpunkt war irgendwie nicht gekommen. Ich habe an Twitterwalls während Veranstaltungen geschrieben, ich habe erlebt, wie aus dem Bundestag Wahlergebnisse getwittert wurde, bevor der Bundestagspräsident das Ergebnis verkündet hat. Ich habe den Niedergang der klassischen Massenmedien erlebt, wenn The Donald und andere sich direkt an die Wählerinnen und Wähler wenden und das Medium dazwischen überspringen.


Ich habe in den vergangenen zehn Jahren tolle Dialoge geführt. Promis, die mir im Real Life nie eine Antwort gegeben hätten, sprachen mit mit. Politikerinnen und Politiker kamen zu mir aufs Handy und wir führten Diskurse und tauschten Meinungen aus. Und auch mir wurde geholfen. Ich bekam Meinungen, Bestätigung und Freunde. Aus virtuellen Freunden wurden echte Freunde und Bekannte – das ist toll. Ich habe andere Ansichten kennengelernt und ich habe viel, viel gelernt durch Chats. Twitter war anders als Facebook und das ist gut so. Der SMS an alle bleibe ich weiterhin treu und wenn ich in meinen Seminaren ab und zu meinen Teilnehmerinnen und Teilnehmern die Macht von Twitter zeigen kann und um #Followerpower bitte, dann machen viele, viele von euch da draußen mit. Danke dafür, dass ich seit zehn Jahren Teil einer solch tollen Gemeinschaft sein darf. Danke für die Infos, den Spaß, die Freude, die Wärme, den Humor, die Menschlichkeit und wenden wir uns gegen die Neider, Hetzer, Hater, Verschwörer, Verleumder, Rassisten, Faschisten, Kommunisten und Zerstörer der Menschlichkeit.

Meine Meinung: Twitter geht auf 280 Zeichen und warum ich mich unwohl fühle

28. September 2017

Twitter soll nun statt 140 Zeichen 280 Zeichen bekommen. Ganz Twitter heult auf, denn damit wird sich der Mikroblogging-Dienst in Deutschland verändern.

Ich bin seit 2008 bei Twitter dabei unter @redaktion42.

Ich bin seit 2008 bei Twitter dabei unter @redaktion42.

Bisher konnten Twitterer nur 140 Zeichen für ihre Tweets verwenden, eine alte SMS hatte 160 Zeichen. Die Folge war, dass überall auf der Welt von allen Menschen getwittert wurde. US-Präsident Donald Trump erkannte recht schnell, die Macht des Kurznachrichthendienstes und macht offizielle US-Politik über Twitter. Man kann Trump viel vorwerfen, aber die Macht von sozialen Netzwerken hat er absolut verstanden und er nutzt sie.
Twitter wird von den Menschen akzeptiert auf der Welt, in Deutschland hatte Twitter dagegen ein Problem. Das lag nicht daran, dass die Deutschen das Volk der Dichter und Denker sind, sondern es liegt einfach banal daran, dass unsere deutsche Sprache zu lange Worte umfasst. Donau­dampfschifffahrts­elektrizitäten­hauptbetriebswerk­bauunterbeamten­gesellschaft – und meine 140 Zeichen sind voll. Englisch, Spanisch oder Türkisch hat viel, viel kürzere Wörter.

Die Zahlen sind zwar von 2012 aber an der grundsätzlichen Aussage hat sich nichts geändert.

Die Zahlen sind zwar von 2012 aber an der grundsätzlichen Aussage hat sich nichts geändert.

Die Konsequenz war, dass Twitter in Deutschland ein Nischenthema blieb. Gewittert hat nur eine gewisse Sprachelite (schreckliches Wort). Also Menschen, die mit Sprache umgehen können. Darunter viele Journalisten, Medienfuzzis, Blogger und Politiker. Ich habe mich in diesem Twitter und diesem Umfeld wohlgefühlt. Für mich ist Twitter eine Art Stammtisch, der 24 Stunden 365 Tage geöffnet hat. Für mich ist Twitter mein erstes Nachrichtenmedium, meine Unterhaltung, meine Information, meine Sicht auf die Welt, mein Dialogmedieum. Ohne Twitter hätte ich viele Meinungen nicht kennengelernt, über viele Witze nicht gelacht, viele Lebenseinstellungen nicht reflektieren und auch auf viele Provokationen nicht reagieren können. Aber: Lieschen Müller und Kinder/Jugendliche waren bei Twitter in Deutschland eher nicht so dabei – die konnte ja auf Facebook ausweichen oder gleich die Datenkrake WA nutzen. Mir ist natürlich bewusst, wie pauschal so eine Einteilung ist.
Das könnte sich jetzt ändern. Wenn die 280 Zeichen jetzt für alle bei Twitter kommen, dann wird sich Twitter verändern. Nachdem es bereits für Nachrichten die Begrenzung der Zeichenzahl aufgehoben wurde, geht Twitter jetzt einen Schritt weiter. Das wird Twitter populärer machen. Es hat die Chance von einem Nischenmedium zu einem Marktplatz der Massen in Deutschland aufzusteigen (und vielleicht endlich mal Geld verdienen). Twitter wird sich verändern – und ich weiß nicht, ob es mir gefällt. Ich habe mich doch in meiner Nische ohne Lieschen Müller so wohl gefühlt. Es war doch so schön in meinem Spielplatz und jetzt kommen andere in meine Spielkiste dazu. Will ich das wirklich?

So bekommst du die alte Timeline bei Twitter zurück – ohne Filterblase

25. März 2016

Nachdem wir alle brav 10 Jahre Twitter gefeiert haben und besonders glücklich waren, dass uns das Aufweichen der 140 Zeichen erspart blieb, schlich sich die Filterblase für mich heimlich in Twitter ein.
In der Standardeinstellung zeigt uns Twitter die Tweets von den Leuten, von denen Twitter meint, sie seien wichtig für uns und müssten daher prominenter angezeigt werden. Nein, nein liebes Twitter – ich mag nicht in deiner oder meiner Filterblase leben. Ich will in meinem Twitter-Account @redaktion42 überrascht werden von tiefsinnigen, blödsinnigen, geistreichen, liebevollen, intelligenten und schlüpfrigen Tweets aus dem Twitter-Universum und daher will ich meine gewohnte, bisherige Timeline zurück. Zum Glück ist das möglich.
Der Weg geht so: Also habe ich heute morgen meine Standardeinstellungen bei Twitter bearbeitet, um meine alte Timelinie wieder zu bekommen. Twitter gibt uns dazu die Möglichkeiten.
Bei der mobilen App auf den Account gehen und dann das Rädchen tippen, so dass Einstellungen erscheint. Dann seinen Twitter-Account auswählen (bei mehreren Account) und sich den Punkt Timeline – Timeline-Personalisierung aussuchen und drücken.

Unter Timeline-Personalisierung versteckt sich die Filterblase.

Unter Timeline-Personalisierung versteckt sich die Filterblase.

Dann den Punkt „Zeige mir die besten Tweets zuerst an“ auswählen und deaktivieren. Dahinter verirgt sich die Filterblase von Twitter, die ich nicht haben will.

Filterblase ausschalten: "Zeige mir die besten Tweets zuerst an" deaktivieren.

Filterblase ausschalten: „Zeige mir die besten Tweets zuerst an“ deaktivieren.

Und siehe da, ich habe meine alte Timeline zurück, bei der die Tweets historisch aufgelistet sind und nicht durch eine Filterblase auf- oder abgewertet werden. Mir sind alle meine Twitterfreunde gleich wichtig.