Posts Tagged ‘Zunftzeichen’

Mit Muskelkraft und Musik: Maisach feiert seinen Maibaum

1. Mai 2025

Bayern pflegt seine Traditionen und daher wurde auch in meiner Wohngemeinde Maisach im Landkreis Fürstenfeldbruck dieses Jahr wieder ein Maibaum aufgestellt.


Rund eine Stunde dauerte das gemeinschaftliche Aufstellen des Maibaums mit Muskelkraft auf dem Rathausplatz. Die Regie hatte Bürgermeister Hans Seidl inne. Hier das Video vom schweißtreibenden Prozess.

Anschließend traf sich das Dorf zum geselliges Beisammensein bei Tanz und Musik mit der Blaskapelle Maisach. Für das leibliche Wohl sorgen die Trachtler, die freiwillige Feuerwehr und der Sportverein Maisach. Organisiert wurde die Aktion vom Heimat- und Trachtenverein „D´Maisachtaler“. Vorsitzende Christa Turini-Huber aus Stefansberg feuerte immer wieder die Männer übers Mikro bei der schweißtreibenden Arbeit an. Hier die letzten Sekunden als VR 360 Video

und als klassisches Short.

Das Aufstellen eines Maibaums ist in Bayern eine tief verwurzelte Tradition mit kultureller, sozialer und historischer Bedeutung. Es findet in der Regel am 1. Mai statt, dem sogenannten Maifeiertag, und wird in vielen Gemeinden mit einem großen Dorffest verbunden. Der Maibaum – ein meist geschälter und kunstvoll bemalter Baumstamm, häufig geschmückt mit bunten Bändern, Zunftzeichen und einer Krone aus Tannengrün – symbolisiert das Wachstum, die Fruchtbarkeit und die Erneuerung der Natur im Frühling.

Der Brauch hat seine Ursprünge im mittelalterlichen Europa und entwickelte sich in Bayern zu einem Ausdruck dörflicher Identität und Gemeinschaft. Jede Ortschaft gestaltet ihren Maibaum individuell und stellt mit den daran angebrachten Symbolen das lokale Handwerk, das Vereinsleben oder besondere Merkmale des Ortes dar.

Traditionell wird der Baum – oft unter musikalischer Begleitung durch Blaskapellen – in Handarbeit mit sogenannten „Schwaiberln“ (langen Holzstangen) aufgestellt, was körperliches Geschick und Zusammenarbeit erfordert. Abschließend gab es Böllerschüsse.

In Maisach ist das Maibaumaufstellen mehr als ein folkloristisches Ritual. Es ist ein identitätsstiftendes Ereignis, das den Zusammenhalt in der Gemeinde fördert, Handwerk und Brauchtum sichtbar macht und die Verbundenheit mit der Region auf lebendige Weise zum Ausdruck bringt.

Gut behütet in der Münchner Fußgängerzone – Zunftzeichen bei Hut Breiter

19. April 2017

Irgendwas ist neu beim Breiter in München.

Irgendwas ist neu beim Breiter in München.

Auch wenn es heute nicht mehr so angesagt ist außer in Hipster Kreisen, trage ich gerne Hüte. Ich finde der Hut ist ein wunderbares Kleidungsstück. Er hält den Kopf warm und kleidet mich. Ich kaufe meine Hüte u.a. beim Hutkönig am Dom in Regensburg, in Hamburg bei Falkenhagen und in meiner Geburtsstadt München bei Breiter am Dom.
Bei meinem jüngsten Einkauf bei Breiter in der Münchner Fußgängerzone bemerkte ich einen Unterschied. Etwas an der Ladenfassade an der Kaufinger Straße ist anders. Neues Logo? Nein! Neue Farbe? Nein! Es ist das Zunftzeichen des Zylinderhuts. Der ist neu. Da musste ich bei Geschäftsinhaber Alexander Breiter nachfragen.

Das historische Zunftzeichen ist wieder da.

Das historische Zunftzeichen ist wieder da.

„Schön ist ein Zylinderhut, wenn man ihn besitzen tut, doch von ganz besonderer Güte sind die Breiter Hüte …“ so dichtete Adalbert Breiter kurz nach dem ersten Weltkrieg einen seiner Werbereime. Reim dich oder ich fress dich. Einen klassischen Zylinder besitze ich zwar nicht, dafür einen Klappzylinder oder Chapeau Claque, den ich bei Breiter erworben habe.
Frisch aus dem Ersten Weltkrieg heimgekehrt übernahm Adalbert Breiter den 1863 gegründeten Familienbetrieb und eröffnete 1918 das Huthaus in der Kaufinger Straße in München. Statt der heute üblichen Neonwerbung wurden damals kunstvolle Zunftzeichen an den Läden und Werkstätten angebracht. Als ehemaliger Pressereferent der Handwerkskammer für München und Oberbayern mag ich das sehr. Je prunkvoller um so besser, im Falle von Hut-Breiter ein riesiger Metergroßer vergoldeter Zylinderhut.

Schön ist der Zylinder geworden.

Schön ist der Zylinder geworden.

Der Zylinder wurde zusammen mit dem Laden bei einem Luftangriff im Zweiten Weltkrieg im Jahr 1944 zerstört. Hitler du bist ein Arschloch. Nach dem Krieg fehlte das Geld zum Wiederaufbau. Als Ende der 80er Jahre ein erneuter Anlauf gemacht wurde, das Zunftzeichen wieder anzubringen, machten die städtischen Behörden von München einen Strich durch die Rechnung. München sei eine Weltstadt und kein Museum, hieß es damals als Begründung.
Jetzt nach über 70 Jahren wurde das Zunftzeichen wieder genehmigt. Eine absolut richtige Entscheidung, wie ich finde. Nach alten schwarzweiß Bildern wurde der Zylinderhut vom Münchner Kunstschmied Nüssel in Handarbeit originalgetreu nachgebildet und anschließend mit Blattgold überzogen. Das Bayerische Fernsehen begleitete die Schmiedearbeit im Rahmen der Sendung „Zwischen Spessart und Karwendel“. Lineares Fernsehen schaue ich schon lange nicht mehr, doch war der Film in YouTube vorhanden.

https://youtu.be/x5WJph2C8os
Ich finde das Zunftzeichen prima. Eines der letzten Familienbetriebe in der Münchner Fußgängerzone zeigt mit diesem vergoldeten Zylinder Flagge. Das ist gut so und meine Gratulation an die Familie Breiter.