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75 Jahre Deutsche Presse-Agentur: Am 1. September 1949 veröffentlichte die dpa ihre erste Meldung

1. September 2024

„Es steht ja überall das Gleiche in der Zeitung und im Radio und im Fernsehen!“ Diesen oder ähnlichen Ausruf höre ich in meinen Medienseminaren immer wieder. Seitdem jeder das Internet nutzt und die Seiten der Medienhäuser vergleicht, stellt der User verblüffende Ähnlichkeiten in der deutschen Medienwelt fest. Der Grund dafür ist nicht eine verschwörerische Absprache der Medienunternehmen, nein: Es ist die Deutsche Presseagentur dpa

„Die dpa meldet …“ heißt es immer wieder und die meisten deutschen Medienhäuser haben diesen Dienst für teures Geld abonniert. Als ich noch bei der Tageszeitung beschäftigt war, hatte ich und er Politikredaktion neben der dpa auch noch Reuters, afp und ap. Diese Zeiten sind längst vorbei.
Aber heute vor 75 Jahren am 1. September 1949 veröffentlichte die dpa ihre erste Meldung. Die Deutsche Presse-Agentur (dpa) wurde 1949 gegründet und gehört zu den weltweit führenden unabhängigen Nachrichtenagenturen. dpa beliefert Medien, Unternehmen und Organisationen mit redaktionellen Angeboten. Dazu zählen Texte, Fotos, Videos, Grafiken, Hörfunkbeiträge und andere Formate. Als international tätige Agentur berichtet dpa in sieben Sprachen. Rund 1000 Journalisten arbeiten von etwa 140 Standorten im In- und Ausland aus. Gesellschafter der dpa sind rund 170 deutsche Medienunternehmen.

Die dpa-Redaktion arbeitet nach den im dpa-Statut festgelegten Grundsätzen: unabhängig von Weltanschauungen, Wirtschaftsunternehmen oder Regierungen. Die Zentralredaktion unter der Leitung von Chefredakteur Sven Gösmann befindet sich in Berlin. Die Geschäftsführung um ihren Vorsitzenden Peter Kropsch ist am Unternehmenssitz in Hamburg tätig. Vorsitzender des Aufsichtsrats ist Daniel Schöningh (CEO Ippen-Mediengruppe, München).

Blick in die dpa-Zentralredaktion in der Berliner Rudi-Dutschke-Straße.

Kernsatz der ersten Meldung
„Die Pflege der objektiven Nachricht und die Unabhängigkeit von jeder staatlichen, parteipolitischen und wirtschaftlichen Interessengruppe werden das Merkmal der neuen Agentur sein.“ So lautete der Kernsatz der ersten Meldung, die die dpa am 1. September 1949 an ihre Kunden geschickt hat. In diesem Jahr feiert die Deutsche Presse-Agentur mit zahlreichen Aktionen und Initiativen ihren 75. Geburtstag. „Das Kennzeichen dpa muss vom ersten Tage an das Vertrauen der deutschen Zeitungen, der deutschen Öffentlichkeit und der Welt haben“, hieß es in der Premieren-Meldung weiter.

Atlantiküberquerung
Mit diesen richtungweisenden Sätzen, basierend auf den Grundwerten Unabhängigkeit und Überparteilichkeit, nahm Deutschlands größte Nachrichtenagentur ihren Dienst auf. Während die Meldungen des ersten Tages als verschollen gelten, so zeigt das Archiv der Agentur, dass am 2. September 1949 unter anderem über den Versuch berichtet wurde, den Atlantik mit einem Amphibien-Jeep zu überqueren, sowie über die Anwendung der Sitzungsordnung des Reichstags für die ersten Bundestagssitzungen. Auch über drei Todesopfer bei der Explosion einer Kornbrennerei in Lippstadt wurde per Fernschreiner informiert. Außerdem wurden neben vielen weiteren Meldungen aus dem In- und Ausland auch französische Pressestimmen zum zehnten Jahrestag des Kriegsausbruchs dokumentiert.

Zusammenschluss
Das Unternehmen dpa war bereits am 18. August durch den Zusammenschluss des Deutschen Pressedienstes (dpd) und der Deutschen Nachrichtenagentur (DENA) in Goslar gegründet worden. Heute ist die dpa eine erfolgreiche Unternehmensgruppe mit gut 1.000 Mitarbeitern und einem Jahresumsatz von etwa 165 Millionen Euro. Die dpa berichtet in sieben Sprachen und betreibt weltweit rund 140 Büros.

Am 3. September 1949 hielt in Frankfurt am Main der Aufsichtsrat der Deutschen Presse-Agentur seine erste Sitzung ab: (l-r) Dr. Reinhold Heinen, Verleger der „Kölnischen Rundschau“, Dr. Anton Betz, Verleger der „Rhein-Post“ in Düsseldorf, Edmund Goldschagg, Chefredakteur und Herausgeber der „Süddeutschen Zeitung“ in München, Hans Heinrich, Herausgeber des „Münchner Merkur“, Walter Karsch, Chefredakteur und Herausgeber des „Tagesspiegel“ in Berlin, Dr. Karl Ackermann, Verleger des „Mannheimer Morgen“, Dr. Kurt Neuss, Geschäftsführer der dpa in Frankfurt am Main, Arno Rudert, Herausgeber der „Frankfurter Rundschau“, Wilhelm Grabbert, Verleger des „Hamburger Echo“ und Fritz Sänger, Chefredakteur der dpa.

Die dpa-Gruppe mit ihren mehr als zehn Tochtergesellschaften und Beteiligungen bietet heute Inhalte und Lösungen an für Medien, Institutionen und Unternehmen. Kernprodukte sind Basis- und Landesdienste sowie Bildfunk und die ready-to-publish Weblines, die direkt auf den Portalen der Kunden ausgespielt werden. Dazu kommen Infografik-Angebote, Radionachrichten, Faktencheck-Services und zunehmend Video-Inhalte. Die größten dpa-Töchter sind news aktuell mit den erfolgreichen PR-Services ots und zimpel, dpa-infocom, die unter anderem Live-Ticker und Datenpakete produziert, sowie der Foto-Marktplatz picture alliance. Die jüngste Tochter UseTheNews ist gemeinnützig und engagiert sich für Nachrichtenkompetenz und neue journalistische Angebote für junge Menschen.

Technischen Wandel offensiv anzunehmen
„Die dpa-Redaktion arbeitet seit 75 Jahren nach etablierten und bewährten Grundsätzen: unabhängig, überparteilich und verlässlich. Heute berichten wir selbstverständlich komplett multimedial und sind für die digitalen Märkte bestens aufgestellt“, sagt dpa-Chefredakteur Sven Gösmann. „Es war immer die Stärke der dpa, den technischen Wandel offensiv anzunehmen und das Nutzungsverhalten der Menschen zu verstehen.“

Im Dienst der Nachricht
Darüber hinaus ist im Frankfurter Societäts-Verlag das Buch „Im Dienst der Nachricht. Die Geschichte der dpa“ erschienen. Historiker Hans-Ulrich Wagner zeichnet darin den Weg der dpa von ihrer Gründung im Nachkriegsdeutschland bis hin zum modernen, breit aufgestellten Medienkonzern nach. Zudem startet am 10. Oktober im Berliner Museum für Kommunikation die Ausstellung „NACHRICHTEN – NEWS“, die zahlreiche Aspekte der Arbeit von Deutschlands größter Nachrichtenagentur aufzeigt.

Ich habe zur Feier des Tages noch die Jubiläumsschrift zum 50. Bestehen aus dem Archiv geholt. Es war ein langweiliges Sammelwerk von Fakten ohne großes Storytelling. Mal sehen, ob ich mir das neue Werk anschaffe. Die Ausstellung im Berlin werde ich mir auf jeden Fall ansehen.