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Peter Scholl-Latour war Wegbereiter der „Sendung mit der Maus“

11. März 2009

Ein Sympathieträger ist er nicht gerade, aber kantig, schön kantig. Dieser Tage wurde ein journalistisches Urgestein 85. Jahre: Peter Scholl-Latour. Er feierte am 9. März Geburtstag. Ich gratuliere ganz herzlich dem Publizisten.

Scholl-Latours Bücher und auch die Filme haben mit gefesselt und sicherlich dazu beigetragen, dass ich den Journalistenberuf ergriff. Mein erstes Buch von ihm war „Der Tod im Reisfeld“ über den Krieg in Indochina, wie Vietnam früher hieß. Dann gab es Bücher und Filme wie „Schwert des Islam“, in dem er der westlichen Welt die östliche Denkweise beschrieb. Er hat bislang 29 Bücher geschrieben, die meisten davon habe ich zu Hause. Viele Ereignisse sieht er aus der französischen Brille.

Sein Werk war nie sonderlich optimistisch. Vielleicht liegt es daran, dass Scholl-Latour schon vieles, vielleicht zu viel gesehen hat. Er war kämpfender Soldat und kämpfte als Fallschirmjäger in der französischen Armee in Asien. Das war kein Zuckerlecken. Dann entschied er sich für den Journalistenberuf. Unbekannt ist den meisten, dass er auch auf der anderen Seite des Scheibtisches zu finden war. 1954 und 1955 war er Sprecher der Regierung des Saarlandes und gut, dass er nur zwei Jahre im öffentlichen Dienst blieb. Später als WDR-Fernsehdirektor führte Scholl-Latour dann die „Lach- und Sachgeschichten“ ein, die zur „Sendung mit der Maus“ wurden. Cool, der harte Knochen war Wegbereiter des Kinderfernsehens.

 Heute ist er ein scharfer Kritiker und immer gut für eine Talkshow, wenn es hart zur Sache geht. Er ist ein Mann des offenen Wortes. Und er ist nicht der klassische Schicki-Micki-Journalist, der auf Partys herumhängt und einem das Ohr abkaut. Dafür ist Scholl-Latour sich und uns zu schade. Allerdings zieht er manchmal kräftig vom Leder, wenn ein junger forscher Kollege eine These aufstellt und sie nicht ins Weltbild von Scholl-Latour passt. Dann gibt es die Hucke voll. Er gilt als klarer Konservativer, gab der rechtsaußen „Jungen Freiheit“ zahlreiche Interviews und bekam auch 2008 den Gerhard-Löwenthal-Ehrenpreis für Publizisten.