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Die zwölf wichtigsten Wörter des Jahres 2022

7. Dezember 2022

Es geht Richtung Jahresende und es folgen die üblichen Jahresüberblicke en masse. Ich habe eine Meldung von Babbel, der Online-Sprachlernplattform, aufgegriffen, die mir gefällt. Hier wurden die wichtigsten Wörter der vergangenen zwölf Monate aufgelistet und analysiert. Natürlich sind die klassischen Aufreger dabei, damit wir alle etwas davon haben.

Januar: Pushback. Das Unwort des Jahres 2021 steht für die Zurückweisung von Geflüchteten an den europäischen Grenzen. Mit diesem Euphemismus soll diese menschenverachtende Praxis verharmlost werden.

Februar: Thronjubiläum. Queen Elizabeth feierte im Februar ihr 70. Thronjubiläum und auch hierzulande wurde dieses historische Ereignis mit gesteigertem Interesse medial verfolgt. Dieses ganz normale Kompositum beschreibt einen bis dato nie da gewesenen Jahrestag – und einen solchen wird es auch so nicht mehr geben, denn die Queen verstirbt im September 2022.

März: Oscar-Ohrfeige. Will Smith ohrfeigt Komiker Chris Rock auf der Bühne während der Oscar-Verleihung, nachdem dieser einen Witz über Smiths Frau gemacht hatte. Alliterationen werden gern in Überschriften verwendet, da sie den Lesenden schneller ins Auge fallen.

April: Angriffskrieg. Insbesondere in der ersten Zeit nach Ausbruch des Krieges rangen Politiker und Reporter um Formulierungen in der Öffentlichkeit, wie man die Kampfhandlungen in der Ukraine nennen soll, bis schließlich klar definiert wurde, dass Russland die Ukraine angegriffen und einen Krieg begonnen hat. Diese Wortwahl ist ganz klar negativ konnotiert und auch beschuldigend, denn „Krieg“ alleine bezeichnet schon, was passiert. Mit „Angriffskrieg“ wird jedoch ein deutlicher politischer Standpunkt eingenommen.

Mai: Teuerungswelle. Hohe Heizkosten, teurere Lebensmittel – die Deutschen mussten dieses Jahr tiefer in die Tasche greifen. Das deutschsprachige Synonym für Inflation verdeutlicht die steigenden Preise und stellt eine analoge Wortbildung zum Begriff Coronawelle dar und hat damit eine verbindende Wirkung auf die Menschen.

Juni: 9-Euro-Ticket. Drei Monate lang ist die Nutzung des ÖPNV deutschlandweit für neun Euro pro Monat möglich, 52 Mio. Tickets wurden zusätzlich in dem Aktionszeitraum gebucht. Ich war dabei und fand die ganze Aktion großartig.

Juli: Gletschersturz. Im Juli ereignete sich der Gletschersturz an der Marmolata, dem höchsten Berg der Dolomiten. Ein riesiger Eisblock löste sich vom Gletscher und stürzte ins Tal. Elf Menschen kamen ums Leben. Experten sind sich einig, dass die Katastrophe eine Folge des Klimawandels war.

August: Rekord-Niedrigwasser. Extreme Wetterphänomene haben in diesem Jahr sichtbar zugenommen. Ausbleibende Niederschläge, starke Hitze und Trockenheit führten in diesem Sommer in Deutschland zu niedrigen Flusspegeln. So sank z.B. der Flusspegel im Rhein so tief wie noch nie zuvor.

September: Energiekrise. Die Energieversorgung wird knapp, die Menschen werden von der Politik zum Sparen angehalten, die Gaspreisbremse soll die Verbraucher schützen. Dieses eine Wort beschreibt eine komplexe politische und wirtschaftliche Problematik. Es ist eine Vereinfachung und Konzentrierung des Sachverhaltes.

Oktober: Doppelwumms. Der von Bundeskanzler Olaf Scholz ausgesprochene „Doppelwumms“ soll die Folgen der Energiekrise abmildern. Ein bildhaftes Wort, hinter dem jedoch ein Mehr von 200 Milliarden Euro Schulden stecken. Es ist eine Onomatopoetika bzw. ein lautmalerischer Ausdruck, der den Eindruck davon erzeugt, wie ein nichtmenschlicher Laut klingt. Der Doppelwumms erntete aber Kritik: Der Ausdruck sei infantil und populistisch.

November: Twitterübernahme. Tech-Tycoon Elon Musk ist ein Dauergarant für Schlagzeilen. Auch als er der neue CEO von Twitter wurde, entwickelte sich dies zu einem sehr heißen Thema in der deutschen Presse und mündete in Diskussionen über Größenwahn und die Redefreiheit an sich.

Dezember: Klimakleber. Die Aktivisten oder Öko-Terroristen, wie manche sagen, der „Letzten Generation“ kleben sich mit einem speziellen Klebstoff fest, um Abläufe im Alltag zu stören und das Bewusstsein auf den Klimawandel zu lenken. Diese Alliteration zieht sehr viel Aufmerksamkeit auf sich und drückt gleichzeitig genau aus, was passiert. Obwohl die Aktionen umstritten sind, haben die Aktivisten es geschafft, die Menschen zum Diskutieren zu bringen.

Mein erster SPD-Parteitag – Treffen mit Olaf Scholz

25. Oktober 2022

Es war mein erster Parteitag bei den bayerischen Sozialdemokraten, den ich für meinen Kunden den Landesinnungsverband des bayerischen Friseurhandwerks besucht habe. Ziel war es wie auch beim Parteitag der Grünen vor ein paar Wochen mit den Politikern ins Gespräch zu kommen, was grundsätzlich auch gelang, wenn sie an unseren kleinen Messestand kamen.

Ich auf dem SPD-Landesparteitag.

Wenn das Wörtchen wenn nicht wäre. Denn zunächst sah es so aus, dass die SPD-Parteitagsplaner wohl ein Problem mit Vertretern der Wirtschaft hatten. Meine Friseure waren auf einem Gemeinschaftsstand der Vereinigung der bayerischen Wirtschaft für viel Geld mit von der Partie. Allerdings war zunächst dieser Gemeinschaftsstand nach hinten in das Studio 2 der Münchner Eisbachstudios verlegt und zudem wurden vor den Wirtschaftsständen noch weitere Stände postiert, wie ein großzügiger Stand der Friedrich Ebert Stiftung, der bayerischen Apotheker oder eines Solarherstellers. Die Politiker hätten es schwer gehabt, zu uns zu gelangen.

Die vbw-Vertreterin protestierte auf das Schärfste und im Gespräch mit den anderen Ausstellern konnte die Ausstellung und Standplatzierung aufgelockert werden. Begeisterung beim Parteitagsstart sah auf Seiten der Wirtschaftsverbände anders aus.

Gleichzeitig war die Atmosphäre auf dem Parteitag aber auch sehr angespannt. Die Delegierten nominierten Florian von Brunn zum Spitzenkandidaten zur bayerischen Landtagswahl 2023. Und es hatte sich hoher Besuch in Person des Bundeskanzlers Olaf Scholz angekündigt. Entsprechend unentspannt war das Bundeskriminalamt und die Personenschützer.

Es war meine erste Begegnung mit dem Bundeskanzler. Er war kleiner als ich ihn vom Fernsehen wahrnahm, sah mit schwarzen Anzug, Hemd und Pulli sehr leger aus. Viel Zeit hat sich Scholz allerdings für uns Aussteller nicht genommen. Durch geschickte Platzierung und durch langjährige Erfahrung als Pressefotograf gelangen mir ein paar gute Fotos. Entspanntes Arbeiten sieht anders aus, aber am Ende hatte ich das Foto das ich brauchte – mein Kunde war zufrieden und so muss es sein.

Die Fotos am Stand waren in der Regel deutlich einfacher. „Im Zuge des anstehenden Landtagswahlkampfes war unser wichtigstes Anliegen mit den Politikern und Gästen ins Gespräch zu kommen und unsere Forderungen der mittelständischen Friseurunternehmen zu vermitteln“, so das Fazit von Doris Ortlieb, Geschäftsführerin der bayerischen Friseure – die auch meine Ehefrau ist. Jedem Gesprächspartner am LIV-Stand wurde das Papier „Wir müssen reden“ mit den Forderungen als Teil der politischen Interessenvertretung überreicht und erläutert. Hier eine Auswahl der illustren Gesprächspartner: Bundeskanzler Olaf Scholz, SPD-Spitzenkandidat Florian von Brunn, Parteivorsitzende Ronja Endres, Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter, Generalsekretär Arif Tasdelen, MdL Harald Güller, Renate Schmidt und vbw-Hauptgeschäftsführer Bertram Brossardt.

Wenn am Stand nichts los war, sammelte ich Give-aways und schaute ich mir die Übertragungs- und Streamingtechnik der SPD an. Es ist interessant, welche Technik für eine einfache Mitgliederversammlung aufgefahren wird, denn mehr ist ein Parteitag nicht. Die rote Beleuchtung der Bühne fand ich zu krass, aber wirklich beeindruckt war ich von der Leistung einer Gebärdendolmetscherin. Sie stand auf einem ausgeleuchteten Podest vor Greenscreen, blickte aufs SPD-Podium, das dann via Greenscreen am Monitor eingespielt wurde. Technik, die begeistert.
Als nächstes stehen für mich die Parteitage von CSU und FDP an.